Große Raketen und kleine Sorgen

04.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:42 Uhr

Besuch in einer Patriot-Stellung auf dem Truppenübungsplatz Hepberg: MdB Ulrike Merten, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, lässt sich von Offizieren der Luftwaffe Einzelheiten des Waffensystems erklären. Von links: Oberstleutnant Christian Patzier vom Flugabwehrgeschwader 5 in Erding, Hauptmann Ludwig Wayand, stellvertretender Kommandeur Major Jürgen Koneczny und Major Johann Weishaupt (alle FlaRak-Gruppe 23 aus Oberstimm). - Foto: Heimerl

Oberstimm/Hepberg (PK) Und Frauen interessieren sich doch für Technik: MdB Ulrike Merten, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, setzte sich jedenfalls kürzlich in Oberstimm und auf dem Übungsplatz Hepberg sehr intensiv mit den Raketensystem "Patriot" der Luftwaffe auseinander.

Politiker und ihre Sommerreisen: Landauf, landab informieren sich in diesen Wochen mehr oder minder bedeutende Parlamentarier oder Regierungsmitglieder über alle möglichen Themen. Ulrike Merten, SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Rhein-Sieg-Kreis und seit Beginn der großen Koalition Vorsitzende des wichtigen Verteidigungsausschusses des Bundestages, lässt sich allerdings nicht so schnell in die Klischeeecke drängen: Sie hält den unmittelbaren Kontakt zu den Soldaten für eine Pflichtaufgabe und nutzt die Parlamentspausen regelmäßig für Truppenbesuche – nicht nur in der Etappe, sondern auch in den Krisengebieten. Schon wiederholt ist sie bei den deutschen Einsatzkräften in Afghanistan gewesen.

Die Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Oberstimmer Flugabwehrraketengruppe 23 haben gestern ebenfalls eine in technischen Fragen durchaus kompetente und an den Sorgen und Nöten der Soldaten interessierte Ausschussvorsitzende erlebt. Die Besucherin aus Berlin nahm sich viel Zeit, um in der Oberstimmer Max-Immelmann-Kaserne und später auf dem Truppenübungsplatz Hepberg Einzelheiten des Waffensystems "Patriot" und zugleich einiges über die Alltagssorgen der Luftwaffensoldaten zu erfahren.

Major Jürgen Koneczny, stellvertretender Kommandeur der FlaRak-Gruppe 23 (Kommandeur Oberstleutnant Matthias Goedecke weilt derzeit im Urlaub), hatte die Parlamentarierin am Morgen in der Immelmann-Kaserne begrüßt. Schon hier ging es um Details des Systems "Patriot", um Organisationsfragen und Zukunftsperspektiven der Flugabwehr (über ein mögliches Nachfolgesystem für "Patriot" wird noch diskutiert).

Nach dem Mittagessen ging es auf den Standortübungsplatz bei Hepberg, wo eine Raketenstaffel unter dem Kommando von Hauptmann Frank Lukazewsky mit Radaranlage, Feuerleitstand und Abschussbatterien in der Praxis vorgeführt wurde – natürlich aber ohne scharfen Schuss, denn der geht gleich in die Millionenbeträge und wird auch nur auf speziellen Schießplätzen im Ausland geübt.

Wichtiger Bestandteil des Truppenbesuchs war eine Gesprächsrunde mit Soldaten aller Dienstgrade, die freilich ohne Presse stattfand, weil sich die Teilnehmer unbefangen aussprechen können sollten. Das taten sie wohl auch, denn Ulrike Merten machte sich anschließend noch einige Notizen über angesprochene Probleme. Es gehe bei diesen Treffen häufig um allgemeine Sorgen und Laufbahnfragen, erklärte die Berliner Ausschussvorsitzende. Allerdings kämen meistens auch einige ganz spezielle Erfahrungen oder Problemstellungen aus den jeweiligen Einheiten zur Sprache.

In Oberstimm hat Ulrike Merten zum Beispiel mit Interesse zur Kenntnis genommen, dass sich bei der FlaRak-Gruppe 23 ein Mentorensystem etabliert hat, das für die Auslands-einsätze der Truppe beispielgebend werden könnte. Tatsächlich hat Kommandeur Matthias Goedecke seinen Leuten ein offenbar gut eingeschlagenes Betreuungssystem verschafft, das den Bedürfnissen von im Ausland eingesetzten Spezialisten gerecht wird.

Die von der Oberstimmer Luftwaffeneinheit zu Auslandskontingenten abgestellten Soldaten halten so guten Kontakt zu ihrer Stammeinheit und fühlen sich deshalb bei ihren vorübergehenden Einsätzen fern der eigenen Truppe weniger isoliert. Und zufriedene Soldaten sind halt immer noch die besten Soldaten.