Gerolsbach
Projekte sprengen Haushaltsrahmen

07.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:21 Uhr

Ein ganzes Schwein zerlegte Metzgermeister Martin Buchberger fachgerecht für das Singenbacher Weltrekordschnitzel. Sogar das Fernsehen war dabei.

Gerolsbach (PK) Wirtschaftskrise? Nicht in Gerolsbach. Da rührte sich 2009 einiges. Das einstige Mauerblümchen des Landkreises Pfaffenhofen erkannte man kaum wieder, so zeigt sich im Jahresrückblick.

Die Bilanz der Gemeinde am Jahresende kann sehen lassen: Der Radweg nach Singenbach ist fertig, die Münchener Straße auch, und die erstmals veranstaltete Gewerbeschau war ein riesiger Erfolg. Auf dem Stakelbeck-Gelände zeigten im Oktober 50 Betriebe aus dem Gemeindebereich ihre Waren und informierten über ihre Dienstleistungen. Die erhoffte Besucherzahl von 3000 Menschen an zwei Tagen wurde locker übertroffen.

Die Gemeinde setzte so viel Geld um, dass nach vielen Jahren erstmals wieder ein Nachtragshaushalt nötig wurde – diesmal noch ohne neue Schuldenaufnahme.

Ein Millionenprojekt wird die neue, zentrale Kläranlage. Für Alberzell-Brünnlfeld und Strassäcker II wurden die Bebauungspläne geändert – in Alberzell gegen den Protest der Anwohner. Aber für die Gemeinde war es eine gute Entscheidung: Die Grundstücke, die schon als Ladenhüter galten, gehen inzwischen weg wie warme Semmeln.

Auch Kohlstatt sollte einen Bebauungsplan bekommen. Weil sich allerdings eine Familie querstellte, wanderte die Idee auf unbestimmte Zeit in die Schublade. Abgespeckt wurde die Regionalbuslinie 706 nach München-Allach: Weil die Gemeinde das Defizit nicht übernehmen will, hält der Bus jetzt nur noch in Klenau und Junkenhofen.

Die neue Mitte

Viel debattiert wurde im Gemeinderat über Gerolsbachs neue Mitte. Die Bürger jedenfalls nahmen den neuen – noch gar nicht als solchen gestalteten – Dorfplatz und das – ebenfalls noch nicht dazu gewidmete – künftige Bürgerhaus (die Sanierung soll 1,4 Millionen Euro kosten) sofort gut an. Der erste Adventsmarkt an neuer Stelle war gut besucht, ebenso eine Ausstellung der Klenauer Künstlerin Franziska Lutz im Gebäude. Allerdings hat der Charme des Platzes gelitten, seitdem die Eschen weg sind. Die morschen Bäume mussten aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Einen anderen Grund hatte der Kahlschlag entlang der Kreisstraße Richtung Aresing: Die soll heuer ausgebaut werden.

Nicht so schnell wie erhofft ging es mit dem Solarpark Thalern, der eigentlich heuer schon Strom liefern sollte. Wenn es nach Bürgermeister Martin Seitz geht, soll die Gemeinde als Investor auftreten und die Einspeisungsvergütung selbst kassieren.

Ebenfalls bisher nur ein Wunschtraum: das Breitband-Internet auf der Fernsehfrequenz: Eine Vorreiterrolle für die neue Technologie sollte Gerolsbach hier übernehmen, doch dann stellte sich heraus, dass die Frequenzen doch nicht so einfach zu bekommen sind wie die Firma mvox ursprünglich gedacht hatte.

Kritik musste Bürgermeister Martin Seitz immer wieder vor allem von Stefan Maurer und seiner UB-Fraktion einstecken. Lächerlich machte sich der Gerolsbacher Gemeinderat 2009 eigentlich nur einmal: Am 16. November wurde die Gemeinderatssitzung abgebrochen, bevor sie richtig begonnen hatte. Die Post hatte die Sitzungsunterlagen einen Tag zu spät zugestellt – womit ein Ladungsmangel vorlag, den Maurer natürlich sofort genüsslich anprangerte. Die Sitzung wurde eine Woche später erneut angesetzt – die Ladungen trugen Gemeindemitarbeiter diesmal persönlich aus.

Intaktes Dorfleben

Die Gerolsbacher Gemeindeteile machten 2009 in erster Linie durch ihr intaktes Dorfleben von sich reden. Die Klenauer holten im Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" auf Bezirksebene eine Bronzemedaille.

Eine Flurneuordnung war dagegen für Schachach nur kurz im Gespräch – eine Gruppe von Landwirten machte schon nach der ersten Inforveranstaltung mit Hilfe von UB-Fraktionssprecher Stefan Maurer vehement Stimmung gegen ein solches Verfahren.

Großen Zusammenhalt zeigten – wie schon die Junkenhofener im Vorjahr – die Anlieger der Münchener Straße in Gerolsbach: Sie pflasterten ihren Gehweg selbst, die Gemeinde stellte nur das Material zur Verfügung.

Ein außergewöhnlicher Festtag war für Alberzell die Weihe der drei neuen Glocken für die Heilig-Kreuz-Kirche. Alles andere als ein alltägliches Ereignis war auch der Mesnerwechsel in Klenau. Seit 1947 hatte der heute 75-jährige Adolf Furtmayr das Amt bekleidet. Seine Nachfolgerin ist Tochter Gertraud Sengotta.

Gewürdigt wurde auch das Engagement von Frauke Albuszies, der Initiatorin des Gerolsbacher Walderlebnispfads. Sie bekam in ihrem "Wald mit allen Sinnen für Sehende und Blinde" den Ehrenamtspreis in Silber der Initiative "für mich. für uns. für alle.", den größten Ehrenamtspreis Deutschlands, zuerkannt.

Ehrenvoll ist auch die Aufgabe von Annika Burger und Magdalena Knöferl: Sie sind seit März Gerolsbacher Blütenkönigin und Blütenprinzessin.

Ziemlich groß war das Schnitzel, das Metzgermeister Martin Buchberger in Singenbach in die mit 600 Litern Öl bedeckte Riesenpfanne hievte: 3,46 Meter im Durchmesser bedeutete Weltrekord. Auf Rekordjagd sind auch die Singenbacher Schützin Silvia Rachl und die Fußballer des 50 Jahre alt gewordenen FC Gerolsbach, die ungeschlagen Herbstmeister wurden und entschlossen Richtung Kreisliga stürmen.

Über dieses Niveau ist Silvia Rachl natürlich schon längst hinaus: Sie ist Mitglied im Nationalkader, möchte heuer an der Luftgewehr-EM teilnehmen (2009 war sie noch knapp in der Qualifikation gescheitert) und vielleicht 2012 an der Olympiade.

Das Vereinsfest des Jahres feierte der Fußballclub. Zu seinem 50. Geburtstag präsentierte der Verein, der inzwischen natürlich neben der namensgebenden Sportart auch zahlreiche weitere anbietet, Schlagerstar Claudia Jung, die im proppenvollen Festzelt ihrer Heimatgemeinde unentgeltlich sang.

Halb so alt wie der FC ist die Katholische Frauengemeinschaft: Sie feierte ihren 25. Geburtstag. Aus der Wiege gehoben wurde 2009 der Gerolsbacher Blasmusikverein Mittendrin. Bei den Bavaria-Schützen übernahm Jakob Winter von Horst Pfeiffer das Amt des Schützenmeisters.

Trauer dagegen in Alberzell: Im Alter von 69 Jahren starb nach langer, schwerer Krankheit Altbürgermeister Johann Effner, der kurz zuvor noch für 42-jährige Tätigkeit als Jagdvorstand geehrt worden war.