Geisenfeld
Vieles neu am städtischen Friedhof

Areal für Sternenkinder, umgestalteter Eingangsbereich und bald drei Arten von Urnengräbern

18.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:17 Uhr

Foto: Rudolf Zablowsky

Geisenfeld (GZ) Die Wurzeln erkennt man, aber sonst ist der Baum auf der Skulptur unvollendet. Er symbolisiert das nicht fertige Leben der tot geborenen Sternenkinder. Für diese ist jetzt am Geisenfelder Friedhof ein eigener Bereich geschaffen worden. Aber auch sonst ist hier derzeit einiges im Wandel.

Mit der Anlage eines Gräberfeldes für Totgeburten folgt die Stadt dem Vorbild anderer Gemeinden wie Wolnzach, Scheyern oder Schweitenkirchen. Als erste Kommune entschloss sich dazu die Stadt Pfaffenhofen, und zwar auf eine Initiative des Personals der Ilmtalklinik hin. Schon vor etlichen Jahren haben die Krankenschwestern zusammen mit dem Pflegedienstleiter ein Gräberfeld für totgeborene Kinder unter 500 Gramm am Pfaffenhofener Friedhof angeregt.

Hintergrund ist ein Gesetz, nachdem Einrichtungen wie die Ilmtalklinik, die solche Eingriffe vornehmen, zuständig sind, diese Totgeborenen ordnungsgemäß zur Ruhe zu betten. Andererseits sind diese Sternenkinder aber Eigentum der Eltern, die die toten Föten auch mitnehmen können, wenn sie das möchten. Eine Bestattungspflicht gibt es jedoch keine. Die Gräberfelder in den Gemeinden sind dazu aber ein Angebot.

In Geisenfeld sind die Krankenschwestern mit ihrem Wunsch im Frühjahr 2016 an den Bürgerring herangetreten, der sich entschloss, einen Gedenkstein für 1000 Euro zu stiften. "Dass Totgeborene einfach entsorgt werden, ist eine traurige Vorstellung", kommentierte der Vorsitzende Günter Reith damals den in der Vollversammlung gefassten Entschluss, bei der Schaffung einer würdigen Ruhestätte Unterstützung zu leisten. Der Gedenkstein wurde bei Steinbildhausermeister Günther Pichlmeier in Auftrag gegeben, und dieser gestaltete einen Marmorblock als bewusst unvollendete Skulptur, die das nicht fertige Leben symbolisiert. Der in den Stein gearbeitete Lebensbaum ist wie abgeschnitten, und auf der Schnittstelle steht eine Bronzefigur, die einen Stern zum Himmel zu recken scheint. "Diese Skulptur trifft das Thema ausgezeichnet", meint Günter Reith bei einem Ortstermin anlässlich der Aufstellung des Kunstwerks am städtischen Friedhof - in der Verlängerung des Kindergräberbereiches.

Neben der Friedhofsreferentin Gerda Hetzenecker sowie Günter Reith und Mariele Stark vom Bürgerring war bei dem Termin auch Bürgermeister Christian Staudter zugegen, der ebenfalls lobende Worte für den Stein fand - und auch für die gesamte Initiative. Den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, von ihren totgeborenen Kindern Abschied zu nehmen, sei eine schöne Sache, sagte der Rathauschef. "In diesem Umfeld ist ein würdiges Gedenken an das verlorene Kind möglich."

Auf dem Bereich um die Stele herum können nun ab sofort solche totgeborenen Sternenkinder eine letzte Ruhestätte finden. Wie genau dies geschehen soll, "dies werden wir festlegen, sobald wir einen konkreten Fall haben", sagt der Bürgermeister.

Konkrete Formen nimmt mittlerweile auch das neue Konzept der Stadt in Sachen Urnengräber an. Deutlich mehr solcher Gräber und dabei drei verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten - dies beschloss der Stadtrat im November für den Geisenfelder Friedhof und folgte dabei einem Vorschlag der Friedhofsreferentin Gerda Hetzenecker. Das Konzept sieht einen Bereich mit etwa 30 klassischen Urnengräbern (mit Standstein, Natursteineinfassung und Bepflanzung) vor. Diese sollen nun im Laufe der nächsten Wochen gepflastert werden. In einem zweiten Bereich sollen Stelengräber entstehen. Dabei steht der schmale Stein in einem (nicht angelegten) Grasbett, die Urne wird dabei unmittelbar vor der Stele beigesetzt. Und schließlich sollen sich um den großen Baum, der im Eckbereich steht, Wiesen- oder Baumgräber gruppieren. So eine Grabstelle besteht aus einer beschrifteten Steinplatte, unter der die Urne beigesetzt wird. Damit sich die Bevölkerung von solchen Stelen- und Wiesengräbern ein Bild machen kann, sollen am Friedhof einige beispielhafte Anschauungsobjekte platziert werden, sagt Katrin Limmer von der Stadtverwaltung.

Die dritte Neuerung am städtischen Friedhof betrifft die Neugestaltung des Eingangsbereiches durch den Bauhof - und mit großzügiger finanzieller Unterstützung durch den Geisenfelder Bürgerring. Die Hecke neben dem Zufahrtstor kam weg, und das Areal dahinter wurde mit zwei Sitzbänken neu angelegt. Der wenig ansehnliche Grablichtspender wurde nach hinten, zum Gebäude hin, versetzt. An seine Stelle kommt eine von Steinbildhauermeister Günther Pichlmeier gestaltete Engelsfigur. Das Fundament für die Skulptur ist bereits gesetzt, die Aufstellung des Engels soll laut Günter Reith im Laufe der kommenden Wochen erfolgen.