Geisenfeld
Geschäfte sehen Nachbesserungsbedarf

"Nur Schilder an den Zufahrten reichen nicht": Gerade Auswärtige übersehen neue Parkregelung oft

12.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:58 Uhr

Vor dem Alten Rathaus brächte eine größere Aufstellfläche mehr Sicherheit für Fußgänger, gerade bei Hochzeiten. Wie sich eine solche Fläche auf den Autoverkehr in diesem Bereich auswirkt, hat die Bauverwaltung mit einer Abtrennung per Warnbaken getestet. - Foto: Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Die neue Parkraumüberwachung im Stadtzentrum wird von der heimischen Geschäftswelt mit gemischten Gefühlen gesehen. Nachbesserungsbedarf sieht man nach den Erfahrungen der ersten Wochen insbesondere bei der Beschilderung innerhalb der Kurzparkzone.

Am Samstag waren sie wieder in Aktion, die Parkraumüberwacherinnen. Und Strafzettel, so hört man, haben sie etliche verteilt. Bei den Einheimischen hat es sich mittlerweile herumgesprochen, dass hier jetzt ein anderer Wind weht - nach Jahre langem Park-Wildwuchs. Andererseits war es doch früher so schön praktisch, sich vor dem Geschäft seiner Wahl einfach mal für zehn Minuten in zweiter Reihe hinzustellen. Und dann vor dem Laden 20 Meter weiter wieder dasselbe. Da läuft man jetzt Gefahr, sich eine saftige "Abstellgebühr" einzuhandeln.

Im Prinzip sei es ja gut und richtig, dass jetzt strenger kontrolliert wird, sagt Sabina Kalinowski vom Backhaus Hackner. "Denn nur mit solchen Kontrollen bringt man die Dauerparker raus." Und wenn diese gezwungen würden, ihr Auto außerhalb des Stadtkerns abzustellen, dann schaffe das im Zentrum mehr Kurzparkplätze für Einkäufer. Weniger positiv sei es hingegen, dass man in manchen Bereichen nun nicht mal mehr kurz für zehn Minuten stehenbleiben darf - etwa, um sich schnell Semmeln zu holen.

Genauso sieht es Gertraud Bauer, deren Schreibwarengeschäft am Marienplatz bekanntlich auch die Postagentur beherbergt. "Wir haben vor unserem Geschäft genau einen abmarkierten Stellplatz, aber viele Postkunden mit schweren Paketen, die diese natürlich nicht durch die halbe Stadt schleppen wollen." Da sei es halt eben praktisch, mal kurz in zweiter Reihe zu parken, sagt die Geschäftsfrau, die nicht verstehen will, warum man dies nun nicht mehr tolerieren will. Verschärfend komme für ihre Postagentur hinzu, dass ja nun auch die zweite Parkreihe am nahen Rathausplatz weggefallen sei.

Warum dies so ist, will auch Irene Schweiger vom Kindermodengeschäft nicht verstehen. "Auch von meinen Kunden haben die wenigsten Verständnis dafür", sagt sie. Da habe man jetzt "einen verschenkten Platz", sagt die Geschäftsfrau, die es andererseits aber gut findet, dass man hier jetzt was gegen die Dauerparker unternommen hat. Genauso sieht es Stephanie Wicenec von der Feinkostbar. "Viele meiner Kunden haben schon den Eindruck, dass sie jetzt im Stadtkern leichter einen Parkplatz finden als früher." Dennoch gebe es gerade bei auswärtigen Kunden auch viel Verärgerung. "Sie handeln sich oft Knöllchen ein, weil sie die Neuregelung mit den abmarkierten Flächen nicht mitbekommen haben." Darauf hingewiesen werde bislang nur an den Zufahren zur Kurzparkzone, "und wer auf den Verkehr achtet, der übersieht diese Hinweise halt sehr leicht", gibt die Geschäftsfrau zu bedenken. Auf die jetzt geltende Parkregelung müsste deshalb unbedingt auch mit einer Beschilderung im Zentrum selbst hingewiesen werden, schlägt Stephanie Wicenec vor.

Dass diesbezüglich Nachbesserungsbedarf gesehen wird, hat sich auch schon bis zu Bürgermeister Christian Staudter herumgesprochen. Zwar wolle man im Stadtkern "keinen Schilderwald", man werde sich in Absprache mit den Fachbehörden aber trotzdem darüber zu unterhalten haben, "ob wir nicht an exponierten Stellen einige zusätzliche Schilder aufstellen sollten".

Insgesamt sieht der Rathauschef die Neuregelung und die verstärkte Überwachung jedoch positiv: "Wir haben die Dauerparker zu 80 bis 90 Prozent raus und damit hier wesentlich mehr Kurzparkplätze zur Verfügung, was man ganz deutlich erkennen kann." Lediglich, was die zweite Parkreihe am Rathausplatz angeht, habe sich die Situation noch nicht fundamental gebessert, so Staudter. "Aber es war uns klar, dass hier der Umgewöhnungsprozess am längsten dauern wird."

Quasi als Nebeneffekt könnte man diese zweite Parkreihe verschwinden lassen, wenn man das umsetzt, was vor einigen Wochen im Stadtrat schon mal angeregt wurde: eine Art Vorplatz am Eingang zum Alten Rathaus. Gerade wenn hier Hochzeiten stattfinden, würde eine solche Aufstellfläche den hier versammelten Gästen mehr Sicherheit bieten. Wie ein solch halbrund gestalteter Vorplatz aussehen könnte, hat die Bauverwaltung für eine Hochzeit am vergangenen Wochenende schon mal probeweise mit Warnbaken abgesteckt. Ob aus der Idee irgendwann einmal Realität wird, steht aber noch in den Sternen.