Geisenfeld
Lieber gleich alles neu?

Architekt bringt für die Realschule einen Neubau ins Spiel mit Zustimmung des Kreisbauausschusses

15.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Über 40 Jahre hat die Geisenfelder Realschule - hier bei ihrer Errichtung Anfang der 1970er Jahre - schon auf dem Buckel. Eine Voruntersuchung hat nun ergeben, dass ein kompletter Neubau auch nicht wesentlich mehr kosten würde als eine Sanierung, die bisher als einzige Möglichkeit im Raum gestanden ist. - Foto: Stadtarchiv Geisenfeld

Geisenfeld (GZ) Bisher war für die Realschule Geisenfeld eigentlich stets die Sanierung im Raum gestanden - im Bau- und Vergabeausschuss des Landkreises allerdings ist nun die Tendenz hin zu einem Neubau laut geworden.

Fast ein Jahr, nachdem der Bau- und Vergabeausschuss des Landkreises sich entschieden hatte, die Realschule Geisenfeld zu sanieren, beschäftigte das Thema die Politiker erneut. "Damit wir hier überhaupt das Verfahren starten können, brauchen wir eine Grundlagenermittlung", sagte Kreiskämmerer Walter Reisinger. Und diese Daten zeigen nun, dass es tatsächlich zwei Möglichkeiten gibt: "Eine Generalsanierung, aber auch einen Neubau sollte man als Möglichkeit mit untersuchen", sagte Reisinger. Denn Architekt Wolfgang Eichenseher, der die Voruntersuchung übernommen hatte, kam bei seinen Schätzungen auf die etwa gleichen Kosten für beide Varianten.

Hintergrund für die geplanten Arbeiten ist die aktuelle Situation an der Realschule. "Sie ist mehr als voll. Man behilft sich, aber es ist eng", erklärte Eichenseher dem Gremium am Dienstag. "Manche Klassen teilen sich ein Klassenzimmer. Gruppenräume werden zu Klassenzimmern." Auch der Verwaltungstrakt im südlichen Bereich sei problematisch: Die geringe Raumhöhe mache eine Sanierung eigentlich unmöglich, der Gebäudeteil muss weichen. Dazu komme noch die Treppe im Gebäude, die Eichenseher ebenfalls als problematisch ansieht.

Für Eichenseher stehen nun zwei machbare Varianten im Raum: Sanierung oder Neubau. Bei einer Sanierung würde Eichenseher dazu raten, den Verwaltungstrakt im Süden abzubrechen und zu ersetzen; außerdem könnte er sich einen zusätzlichen Anbau an der Erweiterung von 2001 vorstellen. Die anderen Gebäudeteile (Bauteil A und der Erweiterungsbau) sollten saniert werden. "Man müsste hier erst einmal Räume schaffen, um Ausweichmöglichkeiten für die Klassen zu haben", sagte Eichenseher. Daher sollte zuerst der Neubau an der Erweiterung entstehen. Los gehen würden diese Arbeiten womöglich 2019, fertig wäre die Sanierung 2023. "Wenn man vier bis fünf Jahre im laufenden Bestand saniert, dann ist das machbar - aber ein Aufwand", sagte der Planer. Insgesamt schätzt er die Kosten für diese Arbeiten auf grob 20,8 Millionen Euro.

Jedoch sei aufgrund des weitläufigen Geländes auch ein Neubau denkbar. "Man könnte den Schulbetrieb mehr oder weniger störungsfrei weiterlaufen lassen", sagte Eichenseher. Langfristig kommen bei einem neuen Gebäude auf den Landkreis zudem weniger Unterhalts- und Betriebskosten zu. "Den Erweiterungsbau von 2001 würde man behalten und sanieren", erklärte Eichenseher. Daran anschließend im Westen würde ein Querriegel Platz haben - das alte Schulgebäude samt Verwaltungstrakt würde abgerissen. "Es ist eigentlich eine eigene Geschichte: Aber die Turnhallen von Landkreis und Stadt sind beide nicht mehr sanierungsfähig", erklärte Eichenseher. Daher würden mittelfristig auch diese Gebäude weichen - und so wäre Platz für den möglichen Neubau und beispielsweise eine neue Dreifachturnhalle. Für die Arbeiten am Schulgebäude samt Neubau im Westen, so schätzt Eichenseher, werden etwa 22,8 Millionen Euro fällig.

Bei beiden Varianten seien Klassencontainer allerdings nicht vermeidbar, diese könnten neben der Anton-Wolf-Halle aufgestellt werden, so Eichenseher. Acht Klassen hätten dort Platz.

Hans Prechter (CSU) sagte mit Blick auf die Zahlen: "Wenn die Kosten für Sanierung und Neubau so nah beieinander sind, dann sollten wir einen Neubau zum Ziel machen. Wir sollten gleich diesen mutigen Schritt wagen." Auch Kerstin Schnapp (Grüne) erklärte: "Vergessen wir das Thema Sanierung!"

Auch Wilfried Krauß, zweiter Konrektor der Geisenfelder Realschule, unterstützte diese Richtung. "Bei uns geht die Tendenz stark in Richtung Neubau", berichtete er dem Gremium von der Stimmung an seiner Schule. Vor allem mit Blick auf Digitalisierung, die Zahl der außerschulischen Veranstaltungen und die Schulgemeinschaft sehe man das Gebäude aus den 1970er Jahren problematisch. "Bei einem so verschachtelten Gebäudesystem ist ein pädagogisches Konzept schwierig", sagte Krauß.

Eichenseher allerdings bat die Politiker, vorerst noch ergebnisoffen zu bleiben und so in die Ausschreibung zu starten. "Vielleicht findet noch jemand zur Sanierung den Stein des Weisen", sagte er. Daher wollte Xaver Dietz (CSU) noch wissen: "Sind die Ausschreibungskosten denn unterschiedlich, wenn wir eine oder beide Varianten fordern" Das verneinte der Planer. Auch Reichertshofens Bürgermeister Michael Franken (JWU) sagte: "Natürlich ist es ein Aufwand, wenn wir uns dann mit zwei Varianten auseinandersetzen müssen. Aber warum sollten wir uns von vorneherein einschränken"

Landrat Martin Wolf (CSU) schlug daher vor: "Wir beschließen das Verfahren jetzt mit beiden Varianten - und dann treffen wir uns Anfang Februar wieder. Wenn es sich bis dahin auf eine Option verdichtet hat - etwa, weil wir mit der Regierung gesprochen haben -, dann korrigieren wir die Ausschreibung." Dem stimmten alle Ausschussmitglieder zu.