Geisenfeld
Harte Zeiten für zänkische Weiber

Drehbuch für die im März startende vierte Stadtstorchführung "Bürgerstolz und Prangerstrafen" ist fertig

22.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Lästerstein und Schandmaske: Als Autorin der neuen Stadtstorch-Führung präsentiert Gästeführerin Hannelore Major zwei Gegenstände, mit denen die „Prangerstrafen“ veranschaulicht werden - Foto: Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Lästerstein, Schandmaske oder Halsgeige – so heißen die schaurigen Gegenstände, die früher bei Prangerstrafen zum Einsatz kamen. Bei der vierten Stadtstorch-Führung, die im März ihre Premiere feiern wird und deren Inhalt jetzt den Mimen vorgestellt wurde, spielen sie eine wichtige Rolle.

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die die Schauspieler des Geisenfelder Stadtstorch-Ensembles seit Gründung der Gruppe 2010 geschrieben haben (siehe Kasten unten). Und mit einer nagelneuen Führung unter dem Titel „Bürgerstolz und Prangerstrafen“ – quasi als „viertem Streich“ –scheint auch in Zukunft eine hohe Nachfrage gewährleistet. Werden doch darin nicht nur einige ehrbare Zeitgenossen wie Balthasar Stoll, der Schöpfer der Justitia am Alten Rathaus, wieder lebendig, sondern auch gar fürchterliche Gegenstände, mit denen früher an den Pranger gestellte Delinquenten Hohn und Spott ausgesetzt wurden.

Für die Idee und das Skript verantwortlich zeichnet auch dieses Mal wieder die historisch sehr beschlagene Gästeführerin Hannelore Major, die schon seit Jahresbeginn an dem Konzept arbeitet. Eine erste Kostprobe gab es im Juli im Rahmen der Aktion „Lokalklang“ auf dem Stadtplatz zu sehen.

Jetzt hat die Autorin ihre Arbeiten am Drehbuch abgeschlossen, sodass dieses nun am vergangenen Wochenende den Stadtstorch-Schauspielern vorgestellt werden konnte. Und die sind „alle begeistert“, wie Bea Heidenkampf als Mitglied der 16-köpfigen Truppe berichtet. Zum einen gehe man bei der Präsentation teilweise ganz neue Wege, und zum anderen sei das gewählte Motto auch für Menschen, die historisch nicht so bewandert sind, „überaus spannend“. Bei diesen früher auch vom Magistrat verhängten Prangerstrafen „kann wirklich jeder mitfühlen“.

Und auch auf Authentizität wird größter Wert gelegt. So hat Major die Lästersteine (die etwa zänkische Weiber zur Strafe umgehängt bekamen) nach historischen Vorbildern aus dem Kriminalmuseum Rottenburg ob der Tauber selbst gefertigt. Und das Kostüm des Bäckers, dem in einer Szene wegen seiner mickrigen Semmeln „die Wippe“ droht, ist dem Vorbild aus einer mittelalterlichen Buchmalerei nachempfunden.

Startpunkt für die rund 90-minütige Führung wird am Sinnesgarten sein. Zentrale Schauplätze sind dann der „Große Platz“, also der heutige Stadtplatz, wo früher tatsächlich eine Prangersäule stand, aber auch der Klostergarten, wo die Schlussszene über die Bühne gehen wird. Auf diese ist Hannelore Major besonders stolz, wie sie durchblicken lässt. Verraten will sie davon nur, dass dieser Schlussakt mit bis zu acht Schauspielern „besonders opulent ausgestattet ist“.

Henriette Staudter (USB) zählt zu den Wenigen, die die Schlussszene schon kennen, und sie ist über zeugt: „Das wird ein Paukenschlag.“ Ganz allgemein hegt die Kulturreferentin keinerlei Zweifel, dass auch diese vierte Führung wieder „ein Renner wird“ – nicht nur wegen ihrer aufwendigen Inszenierung, sondern auch wegen der „unglaublichen Spielfreunde unserer Mimen“.

Für diese gilt es nun, bis zur Premiere im März ihre neuen Rollen zu lernen. In der Präsentation abwechseln wird sich Hannelore Major auch bei dieser Führung wieder mit der zweiten Geisenfelder Gästeführerin Antonie Schlierf.