Geisenfeld
Gute Tat oder Geschäftsmodell?

Geplante Finanzierung eines Schul-Defibrillators über Firmenspenden sorgt für Diskussionen

05.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Geisenfeld (GZ) Wenn sich ein Verein namens "Bürger-retten-leben" anbietet, Schulen durch den spendenfinanzierten Kauf von Defibrillatoren herzsicherer zu machen, dann kann das nur eine unterstützenswerte Aktion sein - oder vielleicht auch nicht. So mancher im Geisenfelder Stadtrat hegt da seine Zweifel.

Dutzende Geisenfelder Firmen haben in den vergangenen Tagen Post von der Grund- und Mittelschule Geisenfeld erhalten. Darin geht es um den plötzlichen Herztod, von dem "immer häufiger auch unsere Kinder im täglichen Schulbetrieb" betroffen seien. Viele könnten gerettet werden, wenn vor Ort ein Defibrillator für die Erste Hilfe zur Verfügung stünde. Deshalb, so heißt es in dem von der Rektorin Gabriele Bachhuber unterzeichneten Schreiben, wolle man die Schule zusammen mit dem Verein "Bürger-retten-leben" herzsicherer machen. So werde für die Grund- und Mittelschule eine Infozeitung zum Thema herzsicheres Lernen und Leben erstellt, und mit Anzeigen für diese Zeitung werde dann der Defibrillator für die Schule finanziert. Die angeschriebenen Geisenfelder Geschäftsleute werden gebeten, "die Aktion zu unterstützen". Diesbezüglich werde sich in Kürze eine Dame der vom Verein beauftragten Firma melden. Konkret geht es also darum, dass die Geiselfelder Unternehmen - die dann in der Infozeitung genannt werden - für das Projekt etwas spenden sollen.

Die Aktion war nun auch Thema in der jüngsten Sitzung des Geisenfelder Stadtrates. Sie müsse sich doch "sehr wundern", dass die Geisenfelder Grund- und Mittelschule versuche, bei den örtlichen Unternehmen Geld einzutreiben, meinte Gerda Hetzenecker (FW) - eine Darstellung, die Gabriele Bachhuber (CSU) so nicht stehenlassen wollte. Sie erläuterte zu den Hintergründen, dass der Verein "Bürger-retten-leben" über das Kultusministerium an viele Schulen - nicht nur an die Geisenfelder - herangetreten sei. Sowohl vom Ministerium als auch vom Schulamt werde die Aktion unterstützt, woraufhin mit dem besagten Verein ein Vertrag zustande gekommen sei. Das Anschreiben der Schulleitung an die örtlichen Firmen sei Teil dieses Vertrages, führte Bachhuber aus. Im Übrigen sei es ja die Entscheidung jedes örtlichen Geschäftsinhabers, sich auf die Aktion einzulassen "oder das Anschreiben wegzuwerfen".

Und genau dies, so meinten einige Stadtratsmitglieder, sollten die örtlichen Firmen auch tun. So mancher im Gremium sah sich bei dem Geschäftsmodell des Vereines an die ebenfalls werbefinanzierte Anschaffung des ersten Geisenfelder Citymobils erinnert. Das damals von der Stadt beauftrage Unternehmen ging ebenfalls bei der örtlichen Geschäftswelt zum Sammeln, wobei dann nur ein recht überschaubarer Teil der Spenden tatsächlich in die Finanzierung des Fahrzeuges floss.

Und hier? Gerda Hetzenecker jedenfalls forderte vehement, vom besagten Verein und von der Firma, die von dieser mit der Aktion betraut wurde, eine Aufstellung über alle eingegangenen Geldspenden zu verlangen. "Und dann sind wir mal gespannt, wie viel von der Summe in den Defibrillator fließt."

Auch er sei auf diese Aufstellung gespannt, meinte Reinhard Bachmaier (USB), von Beruf Schulleiter in Pfaffenhofen. Es sei "eine ungute Sache", wenn so etwas vom Ministerium und vom Schulamt unterstützt werde. Schulen und auch örtliche Firmen würden durch solche Finanzierungsmodelle "all zu oft aufs Eis geführt". Bachmaier: "Der Rahm wird hier nicht selten schon vorher abgeschöpft".

Weder Kommunen noch Schulen sollten sich hier "instrumentalisieren lassen", so der Appell des USB-Stadtrates. Die Stadt Geisenfeld könne sich lebensrettendes Equipment selbst leisten, "da brauchen wir keinen Zwischenhändler", meinte Bachmaier, und Bürgermeister Christian Staudter stieß ins selbe Horn.

Beim Verein "Bürger-retten-leben" weist man die laut gewordenen Mutmaßungen zurück. Man sei gemeinnützig, und deshalb werde mit der Aktion "natürlich kein Gewinn erwirtschaftet", erklärte ein Vertreter des Vereins auf Anfrage.

Woher der Verein überhaupt die Adressen der örtlichen Geschäftsleute hat, wolle ein Stadtrat wissen, doch dies konnte Staudter nicht sagen. "Von der Stadt auf jeden Fall nicht", beteuerte er. Im Übrigen, so ließ der Bürgermeister wissen, gebe es eine mündliche Zusage des Geisenfelder Bürgerrings, der Stadt zwei oder drei Defibrillatoren zu bezahlen. Einer von diesen solle in die Anton-Wolf-Halle kommen, ein zweiter gemäß eines Antrages der USB/ILM-Stadtratsfraktion (siehe gesonderten Bericht) in den frei zugänglichen Vorraum der Sparkasse.

Ein eventueller dritter Defi stünde dann für die Grund- und Mittelschule zur Verfügung - falls es mit der Aktion des Vereins doch nichts werden sollte. Zumindest bisher ist jedoch vorgesehen, den durch Geschäftsspenden finanzierten Defi im Rahmen eines kleinen Festaktes Mitte März offiziell der Schule zu übergeben.