Geisenfeld
Geteilte Meinungen in Sachen Tiefgarage

Beim Wirtshausgespräch im Rahmen des Isek war die Neugestaltung des Klosterstadel-Areals das zentrale Thema

21.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Anhand großformatiger Tischvorlagen konnten sich die Besucher über die Planungen im Rahmen des Entwicklungskonzepts informieren und selbst Ideen einbringen. Von Projektleiter Martin Birgel vom Stadtplanungsbüro Dragomir (stehend) gab es nähere Erläuterungen. - Foto: Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Braucht es eine Tiefgarage? Und wenn ja, wo soll die Zu- und Abfahrt sein? Solche für Geisenfeld wegweisenden Fragen zu diskutieren, dazu hat sich beim Wirtshausgespräch im Rahmen des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (Isek) Gelegenheit geboten.

Neben den drei Geisenfelder Bürgermeistern und einigen Stadträten waren es am Montagabend etwa 25 Bürger, die die Gelegenheit nutzten, sich darüber zu informieren, welch gravierende städtebaulichen Veränderungen für Geisenfeld in den nächsten 15 bis 20 Jahren vorgesehen sind. Und um ihre eigenen Vorschläge und Ideen in den Entwicklungsprozess mit einzubringen.

Die Art und Weise, wie sie dies bei der Veranstaltung im Geisenfelder Hof machen konnten, war für viele Besucher sicherlich neu: Für jeden der besetzten Wirtshaustische hatte das von der Stadt betraute Stadtplanungsbüro Dragomir "Papiertischdecken" vorbereitet, die mit Planungsvarianten zu vier verschiedenen Themenkreisen bedruckt sind. Eine nach der anderen wurden diese Tischvorlagen in den Diskussionsrunden besprochen, wobei alle Besucher aufgefordert waren, ihre positiven oder auch negativen Anmerkungen direkt auf dem Papierbogen zu vermerken. "Wir wollen und brauchen Ihre Vorschläge, Ihre Ideen und Ihre Kritik", betonte Projektleiter Martin Birgel vom Stadtplanungsbüro.

Zu den vier Themenkreisen, denen sich das Isek ausführlich widmet und die in der Versammlung vorgestellt wurden, zählen auch die zukünftige Bauentwicklung- und Nutzung, der (Fahrrad)-Verkehr und die Neugestaltung des Straßenraums (Bericht dazu morgen). Am meisten Raum nahm bei dem Info- und Diskussionsabend aber naturgemäß das Kernstück des Isek, die Neugestaltung des Klosterstadel-Areals, ein sowie die damit verbundene Frage nach der Notwendigkeit einer Tiefgarage.

Zunächst informierte Martin Birgel über den aktuellen Stand der Dinge und machte dabei keinen Hehl daraus, dass es hier noch etliche Unwägbarkeiten gibt. Erste offene Frage: Darf die Stadt überhaupt so, wie sie will? Darf sie den Klosterstadel abreißen und durch einen Neubau ersetzen? Sowohl die Regierung von Oberbayern (als Zuschussgeber) als auch das Landesamt für Denkmalpflege hätten sich gegen einen Abriss des Stadels ausgesprochen, so Birgel. Dieser stehe zwar selbst nicht unter Denkmalschutz, sei aber Bestandteil des Ensemble-Schutz-Gebietes, was bedeute, dass man in Sachen Kubatur an die Vorgaben gebunden sei. In letzter Konsequenz wolle er nicht ausschließen, "dass der Stadel erhalten bleiben muss, wenn man Fördermittel abschöpfen will", so Birgel.

Und so geht von den vier Bebauungskonzepten, die den Besuchern per Tischvorlage vorgestellt wurden, eines vom Erhalt des Stadels und seiner Sanierung aus - samt modernem Anbau. Die anderen drei Varianten sehen eine geraden oder L-förmigen Neubau vor, womit sich der gesamte Baukomplex, den Bestand eingeschlossen, dann mehr oder weniger offen präsentieren würde.

Alle vier vorgestellten Varianten gehen dabei vom (zeitlich vorgeschalteten) Bau einer Tiefgarage mit 100 bis 120 Plätzen aus, wobei die Zufahrt stets über die Rathausstraße vorgesehen ist. Bei zwei Varianten befindet sich hier auch die Ausfahrt. Bei den zwei anderen ist diese hingegen über die Klostergasse angedacht, was bei etlichen Versammlungsbesuchern auf Unverständnis stieß. Man könne doch dies schmale Gasse nicht mit so viel Verkehr belasten, zumal ja auch die Einmündung unten in die viel befahrene Münchener Straße überaus gefährlich sei, hieß es.

Beim Brainstorming an einem der Tische wurde eine ganz andere, fast "revolutionäre" Idee geboren: Warum nicht die Tiefgarage unter den Sinnesgarten bauen - mit einer direkten Zufahrt von der Münchener Straße aus? Dann habe man die hier parkenden Autos gar nicht erst im Stadtzentrum.

Doch braucht es eine Tiefgarage überhaupt? Bei den Besuchern gingen die Meinungen dazu auseinander, die Stadtplaner und auch der Geisenfelder Stadtrat tendieren eher zu einem Ja. Die bestehenden Nutzer des Areals wie etwa die Sparkasse hätten einen Stellplatzbedarf, und Gleiches gelte für die Nutzer des neuen Komplexes, erläuterte Martin Birgel. Und dann gebe es ja auch noch den Wunsch, die zweite Parkreihe am Rathausplatz wegzubringen, um den Platz so optisch aufzuwerten. Auch für die hier wegfallenden Parkplätze wäre eine Tiefgarage ein Ersatz, argumentierte der Projektleiter.

Was denn hier an neuen Nutzungen überhaupt angedacht sei, wollte ein Versammlungsbesucher wissen. Endgültig lasse sich das noch nicht sagen, entgegnete Birgel, aber ein Versammlungssaal, eine Arztpraxis sowie Räume für eine Geschäfts- und Wohnnutzung gehörten auf jeden Fall dazu - Letzteres, um eine gewisse Refinanzierung der Investition zu erreichen.

Und wer würde hier als Investor auftreten, lautete eine andere Frage. Hier gebe es verschiedene Konzepte, antwortete Birgel, wobei es für ihn "nicht vorstellbar" sei, "dass die Stadt das alleine macht".

Und dann erläuterte der Stadtplaner noch, wie es in der Angelegenheit "Klosterstadel-Areal und Tiefgarage" nun weitergeht. Man werde zum einen mit Nachdruck versuchen, sich mit der Regierung und dem Denkmalamt auf ein Neubaukonzept zu verständigen. Zum anderen gelte es, das Ergebnis des Verkehrsgutachtens (ebenfalls im Rahmen des Isek) abzuwarten, das der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung vergeben wird und in dem dann auch Aussagen zur Notwendigkeit einer Tiefgarage getroffen werden. Bis spätestens Herbst werde dieses Gutachten vorliegen.