Geisenfeld
Fluch und Segen zugleich

Handyverbot vor dem Fall: Nutzung von Smartphones an Schulen ist nach wie vor umstritten

20.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Geisenfeld (GZ) Ist die rigoros verordnete "Aus-Zeit" für Handys während des Schulunterrichts noch zeitgemäß? Eine Umfrage an Geisenfelder Schulen spiegelt die kontroversen Ansichten wider, die in der politischen Debatte zu hören sind.

Das bayerische Erziehungs- und Unterrichtsgesetz legt fest, dass Handys, die nicht zu Unterrichtszwecken verwendet werden, im Schulgebäude und auf dem Schulgelände auszuschalten sind. In Geisenfeld orientieren sich - mit kleinen Unterschieden im Detail - alle Schulen an dieser Vorgabe. Förderschulrektorin Sabine Grabmeir betont, dass sich die Schüler nach einer Besprechung nun "ohne Probleme" an die Bestimmungen halten. Sie wünscht sich auch künftig eine klare Vorgabe. "Wenn für die Schüler keine Richtlinien vorgegeben werden, sind Lockerungen bei uns schwierig."

Für Siegfried Heeger, Konrektor der Irlanda-Riedl- Grund- und Mittelschule, haben sich die klaren Richtlinien in der Praxis bewährt. "Das gilt vor allen Dingen auch aus datenschutzrechtlichen Gründen." Man weise im Unterricht und in Belehrungen auf die Risiken eines eventuell missbräuchlichen Umgangs mit diesem Medium und den oft damit verbundenen sozialen Netzwerken hin, so Heeger.

Trotz intensiver Sensibilisierung für das Thema bei den Schülern berge eine Lockerung des Verbots mehr Risiken als Nutzen, erklärt der Zweite Realschulkonrektor Wilfried Krauß. Er findet mit Blick auf Cybermobbing, dass die Schule die Aufgabe habe, einen geschützten Raum für alle Beteiligten zu bieten. Statt ständig online zu sein, sollten die Kids außerhalb des Unterrichts besser mit Freunden oder Klassenkameraden sprechen und sich dabei anschauen. "Oder einfach mal kurz abschalten", so der Pädagoge. Er ist überzeugt, dass ein Handyverbot die Schüler nicht in ungebührlicher Weise einschränke. Der zeitlich begrenzte Verzicht sei vielmehr Teil des sinnvollen Umgangs.

Und wie steht es mit dem Smartphone als legalem Unterrichtsmittel? In der Förderschule soll die Nutzung im Rahmen der Digitalisierung des Unterrichts in absehbarer Zeit möglich gemacht werden. "Etwa für Recherchen, eventuell mit einem eigenen Bayern-Netz, lässt Grabmeir wissen. Sofern diese für die Erarbeitung von Unterrichtsinhalten oder aus einem gegebenen Anlass notwendig beziehungsweise sinnvoll sei, kann die Aufsicht führende Lehrkraft an der Grund- und Mittelschule schon jetzt Ausnahmen gestatten, wie Heeger erklärt. "Der aktuelle Trend geht im Zeitalter der Digitalisierung ohnedies in Richtung ,Bring your own device'."

Als Referenzschule für Medienbildung nutzt die Realschule Handys und weitere mobile Endgeräte zu Unterrichtszwecken schon länger als Teil der Medienerziehung. "Für eine begrenzte Zeitspanne innerhalb eines klar definierten Auftrags", so Krauß. Darüber hinaus arbeite man derzeit an einem übergreifenden Medienentwicklungskonzept.

Zufrieden mit der jetzigen Handhabung zeigt sich Angelika Breitsameter als Elternbeiratsvorsitzende der Förderschule. Auch Christina Wittmann vom Elternbeirat der Realschule findet eine gesetzliche Vorgabe einfacher. "Weil sich die Schulen darauf dann berufen können." Schon bei anderen Themen habe sie erlebt, wie schwierig angesichts unterschiedlicher Auffassungen innerhalb der Schulfamilie ein Konsens ist.

Isabelle Oeder, die Elternbeiratsvorsitzende der Mittelschule, ist geneigt die Dinge lockerer zu handhaben. Sie plädiert für eine schulinterne Lösung. "Weil nicht immer alles gesetzlich starr vorgegeben werden muss." Allerdings seien dann Lehrer, Schüler und Eltern in der Pflicht, was den verantwortungsvollen Umgang mit Handys angehe.

Und die Schüler selbst? Schülersprecherin Cornelia Niedermeier von der Realschule findet es gut, dass Smartphones ausgeschaltet bleiben. Ohne rede man direkt miteinander, konzentriere sich auf den Unterricht. "Und es besteht nicht die Gefahr, dass Persönlichkeitsrechte verletzt werden." Eine Lockerung nach Absprache wäre für sie in Ordnung. "Soweit das nicht schamlos ausgenutzt wird." Ähnlich äußert sich Luka Brudtloff, Schülersprecher der Mittelschule, der generell einen verantwortungsbewussten Umgang seiner Mitschüler mit dem Handy beobachtet. Im Falle neuer Regeln sollten diese allgemeingültig sein. "Weil schulinterne Lösungen ganz einfach viel zu viele Diskussionen mit sich bringen würden", meint Brudtloff.