Geisenfeld
Arzt-Zweigstelle im Pfarrhof

Geisenfelder Allgemeinmediziner Lorenz Eberle eröffnet im Oktober eine Filiale in Ernsgaden

27.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Der Ernsgadener Pfarrhof steht seit dem Auszug von Pfarrer Stefan Schulz im Juli 2008 weitgehend leer. Damit wird es ab Oktober mit der Eröffnung der ärztlichen Filialpraxis vorbei sein - Foto: Huber

Geisenfeld/Ernsgaden (GZ) Der Geisenfelder Lorenz Eberle wird ab Oktober wohl als erster Allgemeinmediziner im Landkreis Patienten auch in einer „Filial-Praxis“ behandeln. Eröffnet wird diese in Ernsgaden, und zwar in den leer stehen Räumen des dortigen Pfarrhofes.

Eine Arztpraxis vor Ort: Für den Ernsgadener Bürgermeister Karl Huber (CSU) ist dies seit Jahrzehnten ein „großer Traum“. Immer wieder hat er das Thema mit der Kassenärztlichen Vereinigung erörtert, und stets machte man ihm dort angesichts der Größe und der Lage der Gemeinde wenig Hoffnung.

Als Patient von Lorenz Eberle (Foto) erzählte Huber diesem dann vor einigen Monaten, dass er demnächst einen neuen Vorstoß plane, „und aus diesem Gespräch heraus wurde dann die Idee einer Filial-Praxis in Ernsgaden geboren“. Zumal die berufsrechtlichen Bestimmungen dies neuerdings zulassen. „Für unseren Ort ist dies eine großartige Sache, ein Stück verbesserte Daseinsvorsorge“, freut sich Huber, dass aus der Idee nun Realität wird.

Die größte Hürde, die es hier aus dem Weg zu räumen galt, war das Raumproblem. „So viele geeignete Objekte haben wir in Ernsgaden nämlich nicht“, lässt der Bürgermeister wissen. Doch dann wurden doch noch Räumlichkeiten gefunden, die von Lorenz Eberle als „geradezu ideal“ bezeichnet werden, an die aber zunächst kein „Herankommen“ möglich schien: im Ernsgadener Pfarrhof. Seit dem Auszug von Pfarrer Stefan Schulz im Juli 2008 steht dieser weitgehend leer, untergebracht ist hier nur ein sporadisch besetztes Pfarrbüro.

Kirchenverwaltung und auch Diözese hätten in einer Fremdnutzung zwar zunächst ein Tabu gesehen, sich aber dann doch überzeugen lassen, freut sich Huber. „Wir waren letztlich alle dafür“, lässt Kirchenverwaltungsmitglied Richard Dasch wissen. „Ein Arzt ist für unseren Ort eine tolle Sache, und man kann doch so ein schönes Gebäude nicht auf Dauer leerstehen und vergammeln lassen.“

Eine wichtige Rolle für das letztendliche Ja spielte freilich auch die Tatsache, dass sich der für Ernsgaden zuständige Pfarrer Benjamin Kasole Ka-Mungu in Irsching gut untergebracht sieht und ein Umzug für ihn deshalb nicht infrage kommt. 86 Quadratmeter wird die Praxis Eberle hier nutzen – wohl ab der zweiten Oktober-Woche.

Derzeit werden die Räume ein wenig hergerichtet. „Eine Durchreiche und ein Waschbecken müssen eingebaut und ein paar Leitungen verlegt werden – mehr aber auch nicht“, sagt der Geisenfelder Mediziner, in dessen Kartei schon jetzt etwa 250 Patienten aus Ernsgaden stehen. „Etwa die Hälfte von diesen erscheint pro Quartal in der Praxis“, so das Ergebnis einer von seiner Frau Gudrun gestarteten Marktanalyse.

Als Einzugsgebiet der neuen Filiale sieht der Mediziner neben dem „in den vergangenen Jahren stark gewachsenen Ernsgaden“ aber auch Irsching, Knodorf, Rockolding und Westenhausen. Geöffnet sein soll die Zweigstelle mittwochs von 16 bis 18 Uhr und an den anderen vier Werktagen von 14 bis 16 Uhr. Betreut werden die Patienten vom selben Team wie in Geisenfeld, also abwechselnd von Lorenz Eberle und von Holger Rohrmüller, der seit Januar in der Praxis als Weiterbildungsassistent zum Allgemeinmediziner tätig ist.

Das vierköpfige Praxisteam unterstützt die beiden Mediziner in Rotation. „Damit das Praxispersonal von beiden Standorten gleichermaßen auf die Patientendaten zugreifen kann, wird extra ein Server mit einer gesicherten Leitung installiert“, erzählt Lorenz Eberle, der mit seinen 61 Jahren noch „mindestens fünf Jahre lang in Vollzeit\" als Arzt tätig sein will. Mit der neuen Filiale sieht er sich „am Puls der Zeit“ und seine Praxis „langfristig gut aufgestellt\".

Leidet aber unter der neuen Filiale nicht die Geisenfelder Versorgung? „Ganz im Gegenteil“, sagt Eberle. Die Praxiszeiten hier würden nicht eingeschränkt „und die hiesigen Patienten erhalten nur sechs Kilometer entfernt zusätzliche Praxis-Öffnungszeiten“.