Geisenfeld
Alle zehn Pflückmaschinen gehen heuer in den Export

Firma Wolf hat auf dem US-Markt Fuß gefasst, rechnet für 2017 aber auch in der Hallertau mit deutlicher Belebung

29.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Tausend Reben pro Stunde schafft diese größere Variante einer Hopfenpflückmaschine der Firma Wolf - von der in den vergangenen fünf Jahren von den heimischen Pflanzern aber nun eine geordert wurde. Für die nächsten Jahre rechnet das Unternehmen jedoch mit einer deutlichen Belebung. - Foto: Firma Wolf

Geisenfeld (kog) Mit dem Bau von Hopfenpflückmaschinen hat für die Geisenfelder Firma Wolf in den 1960er Jahren alles begonnen. Im Verlauf der Unternehmensgeschichte traten aber dann die Bereiche Klima- und Oberflächentechnik immer mehr in den Vordergrund, die Landtechnik machte phasenweise nicht mal mehr fünf Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Doch seit einigen Jahren geht es hier wieder steil nach oben. Betrug der Umsatz in diesem Bereich im Jahr 2014 noch 1,9 Millionen Euro, so sind es heuer etwa sieben Millionen. Verantwortlich für dieses deutliche Umsatzplus ist freilich ausschließlich der Export. Dies, so die Hoffnung der Geschäftsleitung, soll sich im nächsten Jahr ändern.

Beim Bau von Hopfenpflückmaschinen ist das Geisenfelder Unternehmen Weltmarktführer. "Heuer liefern wir eine Maschine bis nach Neuseeland", erzählt Erich G. Deml als einer der geschäftsführenden Gesellschafter. Weitere Absatzmärkte sind Slowenien, Kanada und vor allen Dingen die USA, dessen Hopfenanbaufläche stark am Wachsen und mittlerweile größer als jene in Deutschland ist. Die beiden Länder decken zusammen 72 Prozent der weltweiten Anbauflächen ab.

Zehn Pflückmaschinen hat das Geisenfelder Unternehmen heuer gefertigt, und alle gingen in den Export. Allein sieben wurden von Pflanzern aus den USA geordert, insbesondere aus dem Yakima Valley im Bundesstaat Washington, wo sich über zwei Drittel der amerikanischen Anbaufläche befindet. Nach der Hallertau ist das Yakima Valley das zweitgrößte Hopfenanbaugebiet der Welt, wobei es freilich bei den Betriebsstrukturen einen gewaltigen Unterschied gibt: "Während in der Hallertau noch 930 Hopfenbaubetriebe registriert sind, werden die riesigen Flächen im Yakima Valley von nur etwa 40 Großpflanzern bewirtschaftet", erläutert Deml.

US-Farmer, so berichtet er, hatten bis vor wenigen Jahren teilweise sehr alte Maschinen aus den 1980er Jahren im Einsatz. Um der steigenden Nachfrage nach Hopfen - auch infolge der immer beliebter werdenden Craft-Biere - gerecht zu werden, herrsche dort großer Bedarf an Neuinvestitionen, lässt der Geisenfelder Unternehmer wissen. "Und hier ist es uns in den vergangenen Jahren gelungen, Fuß zu fassen", bilanziert Deml nicht ohne Stolz. Um die Abwicklung von Aufträgen zu optimieren, arbeitet man mit einer amerikanischen Firma zusammen, die im dortigen Markt gut vernetzt ist.

Apropos Aufträge. Aufgrund ihrer Betriebsgrößen werden von den US-Pflanzern kaum 500er, sondern fast ausschließlich 1000er Maschinen - also solche mit einer Pflückleistung von 1000 Reben pro Stunde - geordert. Es gebe sogar eine steigende Nachfrage nach 1500er-Maschinen. Unter der Federführung von Entwicklungschef Erich Obster, sei man dabei, die produktionstechnischen Möglichkeiten zu prüfen.

Natürlich, so Deml, sei man über das boomende Geschäft in den USA erfreut, es stelle das Geisenfelder Unternehmen jedoch auch vor große Herausforderungen bei den Montagen. Für diese brauche es hoch qualifiziertes Personal. "Pro Maschine müssen dann vier, fünf Leute für einige Wochen in die USA, und wenn dies dann mehrfach pro Jahr der Fall ist, dann schwindet natürlich die Bereitschaft", erläutert Deml. Um hier für eine Entlastung zu sorgen, sei man gerade dabei, "vor Ort Personal anzulernen".

Und die Hallertau? "Unsere Region ist und bleibt für uns natürlich die allerwichtigste", betont Deml und hebt die Verpflichtung hervor, die man gegenüber den hiesigen Pflanzern in Sachen Service und Ersatzteilversorgung habe. Auch bedingt durch die schlechte Ernte 2015 seien für heuer aus der Hallertau keine neuen Pflückmaschinen geordert worden, doch für 2017 ist der geschäftsführende Gesellschafter der Firma Wolf optimistisch - weil die Rahmenbedingungen für Investitionen deutlich besser geworden sind.

So lägen bei der Hopfenernte nicht nur die Mengenprognosen um rund 25 Prozent über dem Vorjahr. Auch die Kontraktquote sei deutlich gestiegen - und Gleiches gelte für die Preise bei neuen Verträgen. All dies gebe kalkulatorische Sicherheit, was eine wichtige Voraussetzung für Investitionsbereitschaft sei. Deml rechnet deshalb in den nächsten Jahren auch für den heimischen Markt mit einer "deutlichen Belebung". Für zwei, drei Maschinen gebe es bereits Vorgespräche.