Ernsgaden
Stolz auf die Spritze aus der Gründerzeit

Ernsgadener Feuerwehr feiert am Sonntag 125-jähriges Bestehen mit Fahnenweihe und Festzug

31.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:50 Uhr

Liebevoll restauriert: die Feuerwehrspritze aus dem Jahr 1890. Beim Festzug am Sonntag soll das historische Einsatzfahrzeug von Pferden durch den Ort gezogen werden.

Ernsgaden (GZ) Ihr 125-jähriges Bestehen feiert an diesem Sonntag die Ernsgadener Feuerwehr im Rahmen des traditionellen Laurenzimarktes. Höhepunkte sind dabei die Segnung der neuen Fahne sowie ein Festumzug mit fast 40 teilnehmenden Gastvereinen und drei Musikkapellen.

Der Festsonntag beginnt um 6.30 Uhr mit dem Weckruf. Für 8.30 Uhr ist das Einholen der Vereine geplant, anschließend ist Frühschoppen mit Weißwurstfrühstück. Um 10 Uhr feiert Pfarrer Benjamin Kasole Ka-Mungu mit den Feuerwehrmännern einen Gottesdienst im Festzelt, in dessen Rahmen auch die neue Fahne des Feuerwehrvereins gesegnet wird. Auch Ansprachen und Grußworte stehen hier auf dem Programm.

Nach dem Mittagstisch im Festzelt beginnt um 13.30 Uhr die Aufstellung zum Festzug, der sich um 14 Uhr in Bewegung setzen wird. Marschiert wird auf der Hauptstraße durch den ganzen Ort bis zum Westende von Ernsgaden. Von dort geht es über die Straßen Im Speck und dem Kirchenweg wieder zurück auf die Hauptstraße und zum Festplatz, wo heuer wegen des erwarteten Andrangs am Sonntagnachmittag ein größeres Zelt aufgestellt wird. Die Verleihung der Erinnerungsbänder mit abschließendem gemütlichen Beisammensein ist für 16.30 Uhr vorgesehen. Nach den derzeitigen Prognosen wird der Festzug bei hochsommerlichem Wetter stattfinden. Und deshalb, so Bürgermeister Karl Huber (CSU), würden sich die Festzugteilnehmer sicherlich über gekühlte Getränke von den Straßenanwohnern freuen.

Beim Festzug mit dabei sein soll im Übrigen auch der ganze Stolz der Ernsgadener Feuerwehr: die aufwendig restaurierte Spritze Baujahr 1890, also aus der Gründerzeit der Wehr. Sie soll von Pferden durch den Ort gezogen werden.

Gegründet wurde die Ernsgadener Feuerwehr im Jahre 1888 – und zwar am 27. Mai, wie aus dem Verzeichnis der Feuerwehren des Bayerischen Landesfeuerwehrverbandes nach der Statistik von 1909 hervorgeht. 333 Einwohner zählte der Ort damals, und 44 Personen wurden bei der Gründung als „Mannschaftszahl“ in das Vereinsregister im Amtsgericht Geisenfeld auch eingetragen.

Zwei Jahre später wurde die besagte Feuerwehrspritze angeschafft, in deren Restaurierung in den Jahren 2003 bis 2007 über 1000 Stunden Arbeitszeit investiert wurden und die jetzt ihren Platz im Ernsgadener Feuerwehrgebäude gefunden hat.

Wieder instand gesetzt wurde die Feuerwehrspritze in mühevoller Kleinarbeit und mit viel Herzblut unter der Leitung von Eduard Niederauer (damaliger 2. Kommandant), Christian Müller, Christian Buchhart und weiteren Helfern. „Die meisten Stunden flossen in die Restauration selbst, aber auch die Recherche rund um die Feuerwehrspritze beanspruchte viel Zeit, da im Archiv fast nichts zu finden war“, erzählt Niederauer.

Die Feuerwehrspritze, die mit Pferde- oder Ochsenkraft „angetrieben“ wurde, durchlief eine lange Odyssee an verschiedenen Orten in Ernsgaden, bis sie von den örtlichen Feuerwehrkameraden „gerettet“ und zu altem Glanz gebracht wurde.

Die Restauration der Pumpenmechanik stellte die Helfer vor keine großen Probleme, ebenso wenig wie das sehr solide gebaute Fahrgestell. Im Laufe der Jahre abhandengekommen war das rechte Vorderrad, das jedoch durch einen Originalnachbau ersetzt werden konnte. Durch die unkomplizierte, aber dennoch sehr pfiffige Konstruktion der Pumpmechanik ist die rollende Rarität immer noch voll funktionstüchtig.

Einzige Wermutstropfen bei der Restaurierung: Es ist noch nicht gelungen, ein Original der Lampe für die Pumpenbeleuchtung zu beschaffen. Bis dato war die Suche danach erfolglos – was den Restauratoren aber nicht abhält, weiter zu recherchieren, um auch noch dieses letzte Detail an dem historischen Einsatzfahrzeug vollenden zu können.

Die Kosten der Renovierung trugen ausschließlich die Restauratoren und der Feuerwehrverein. Besonders hilfreich bei den Recherchearbeiten und dem Anfertigen fehlender Teile waren das Feuerwehrmuseum München und das Deutsche Feuerwehrmuseum Fulda sowie Georg Medele aus Oberstimm, der das fehlende Kutschenrad originalgetreu nachbaute.