Ernsgaden
Steigende Einnahmen und seit 21 Jahren keine Schulden

In Ernsgaden läuft es weiterhin in jeglicher Hinsicht rund nur der Kanal erregt die Gemüter auf der gut besuchten Bürgerversammlung

18.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Rund 80 Gästen berichtete Karl Huber bei der Bürgerversammlung, was vergangenes Jahr in Ernsgaden alles los war. - Foto: Ermert

Ernsgaden (pat) In aller Ruhe haben etwa 80 Ernsgadener bei der Bürgerversammlung über den Hergang und die Folgen des Zusammenbruchs ihres Vakuumkanals diskutiert - und nebenbei ihrem Bürgermeister Karl Huber (CSU) zugehört, was im vergangenen Jahr in der Gemeinde mit ihren 1634 Einwohnern alles gelaufen ist.

Viele hatten etwas zum Kanalausfall zu sagen. Die einen sprachen davon, dass er sich bereits am Wochenende angekündigt habe. Andere berichteten von positiven Erfahrungen mit dem Ingolstädter Kommunalunternehmen. Mancher zeigte sich erstaunt, dass die Haftpflichtversicherung der Gemeinde bei Schäden, die im Keller entstanden sind, womöglich nicht greift. "Weil die Gemeinde nur für den Kanal bis zum Schacht verantwortlich ist", erläuterte Huber dazu. "Für die Hausinstallation selbst ist natürlich auch der Hausbesitzer verantwortlich", fügte er an. Letztlich akzeptierten das auch die mürrischsten Gemüter.

Kritik übten manche an der Information, die sie zu spät erreichte. Huber erklärte, dass noch am Montag davon auszugehen war, dass es sich um eine ganz normale Störung handle, wie sie im Vakuumkanal ständig vorkomme. Erst am Dienstag wurde das Ausmaß deutlich. Und am Mittwoch sei es am schlimmsten gewesen. "Ich habe so viele Medien eingebunden wie noch nie", erwiderte der Bürgermeister. Die Bürger konnten sich über die Zeitung, das Radio und das Internet informieren - online auch ständig aktuell. "Es gibt keinen Kanal, über den alle zu erreichen sind", meinte er. Für den nächsten Totalausfall, der hoffentlich so schnell nicht kommen wird, wünschten sich manche Ernsgadener Durchsagen per Megafon mit dem Feuerwehrauto oder auch eine Rentnertruppe, die mit den Informationen von Tür zu Tür geht. Huber und die Gemeinderäte werden sich diese Vorschläge durch den Kopf gehen lassen. Zunächst einmal wollen sie aber am 7. Februar darüber beraten, wie es mit dem Kanal weitergeht. Ein Neubau wurde am Dienstag nicht ernsthaft diskutiert. Die Kosten von sechs bis acht Millionen Euro, die von den Bürgern selbst bezahlt werden müssten, sind schlichtweg zu hoch.

Dabei geht es der Gemeinde finanziell nach wie vor fantastisch. Wie Kämmerer Hans Thaller ausführte, ist Ernsgaden mittlerweile das 21. Jahr in Folge komplett schuldenfrei. Die Rücklagen, für die übrigens Strafzinsen bezahlt werden müssen, liegen bei 2,3 Millionen Euro. Die Einnahmen sind konstant hoch. "Und für alle anstehenden Investitionen haben wir genug auf der hohen Kante", so Thaller.

Ansonsten war Hubers Rückblick detailliert und sparte kein Vorhaben aus. Es ging um die gelungene Zusammenarbeit im Gemeinderat. Er formulierte einen herzlichen Dank an alle ehrenamtlichen Helfer. Und er sprach von der langsamen, aber steten Ausweisung weiteren Wohnraums (Mittergret IV, neuer Flächennutzungsplan), der fortschreitenden Dorferneuerung, für die ab April nur noch Restarbeiten anstehen und der Förderung des Dorfgemeinschaftshauses durch europäische Fördergelder. "Das werden wir heuer bauen, damit wir die Zuschüsse von 300 000 Euro auch abgreifen können", meinte der Bürgermeister.

Ein barrierefreies Seniorenheim oder Mehrgenerationenhaus bleibt der Wunsch der Räte, die dazu schon bald ein Vorzeigeprojekt in Ilmmünster unter die Lupe nehmen werden. Die Schülerzahlen in Ernsgaden steigen leicht, die Kinderbetreuung läuft (wobei die Einrichtungen voll sind, aber ausreichen) und vom Ferienpass bis zum Seniorentreff ist für alle Altersklassen viel geboten. Die Integration der 24 Flüchtlinge in Ernsgaden laufe zwar dank der Ehrenamtlichen gut, so Huber. "Aber es ist schwieriger als wir uns das alle vorgestellt haben." Die Feuerwehr bekommt bald ihr neues Auto. Der Hundekot auf den Straßen ist immer wieder ein Ärgernis. Aber der Breitbandausbau hat prima geklappt. Die Vertiefung des Badweihers wurde angestoßen, aber wird Jahre dauern. Ähnlich zäh geht es beim Bahnlärmschutz voran. "Auch beim Lkw-Verkehr wird es nicht leicht zu einer Entlastung kommen", sagte Huber, der jedoch ernsthaft hoffen kann, dass wegen der Altlasten auf der ehemaligen Mülldeponie der Boden nicht für bis zu 500 000 Euro ausgetauscht werden muss.