Ernsgaden
"Mehr als wir zu träumen wagten"

Seit 20 Jahren gestaltet Karl Huber Ernsgaden als Bürgermeister und ist kein bisschen amtsmüde

29.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Respektiert und zufrieden: Karl Huber feiert am Sonntag sein 20-Jähriges als Ernsgadener Bürgermeister. - Fotos: Ermert

Ernsgaden (GZ) Am Sonntag ist es so weit: Dann ist Karl Huber (CSU) seit 20 Jahren Bürgermeister der Gemeinde Ernsgaden. Wie er zu diesem Posten kam, was er alles bewegen konnte und dass er nach zwei Jahrzehnten noch immer kein bisschen amtsmüde ist, erläutert der 59-Jährige im Jubiläumsinterview.

 

Herr Huber, erinnern sie sich noch an ihren ersten Kommunalwahlkampf?

Karl Huber: Im Juni 1995 hat mich der damalige Stellvertreter des Landrats Ludwig Schrötzlmair ermuntert. "Das wäre doch was für dich", sagte er. Ich habe mich dann relativ schnell entschieden, die Kandidatur zu wagen. Im Herbst wurde ich für die CSU nominiert - und der Wahlkampf war spannend, weil sich unser Altbürgermeister Franz Attenberger zur Ruhe setzte. Wir waren drei Kandidaten und es wurde heiß diskutiert. Meine Mitbewerber waren ebenso fest im Ort verwurzelt wie ich. Aber ich bekam im ersten Wahlgang rund 57 Prozent. Das war damals schon überraschend.

 

Welche Themen standen damals im Mittelpunkt?

Huber: Es ging um ein neues Rat- und Gemeindehaus, die Erhaltung der Schule, die Ansiedlung eines Arztes, ein Baulandmodell, Bürgernähe und die Frage, was ein ehrenamtlicher Bürgermeister alles können sollte.

 

Konnten sie das alles zu ihrer eigenen und zur Zufriedenheit der Bürger abarbeiten?

Huber: Ich hoffe schon, dass mit das gut gelungen ist. Wir haben die damaligen Wahlaussagen umgesetzt und noch einiges mehr erreicht, wovon wir 1996 nur zu träumen wagten.

 

Was waren die wichtigsten Errungenschaften in den zwei Jahrzehnten?

Huber: Bauhof, Feuerwehrhaus, Kinderkrippe - davon haben wir anfangs wegen der schwierigen Finanzierung nicht zu denken gewagt. Vor allem ist es uns aber gelungen, dass wir moderat und verträglich wachsen konnten. Die vielen Baulandausweisungen - insgesamt waren es rund 200 Parzellen - waren letztlich die wichtigsten Maßnahmen.

 

Was steht als Nächstes auf der Agenda?

Huber: Ein neues Feuerwehrfahrzeug, die Fortsetzung der Dorferneuerung, ein Gemeinschaftshaus, eine Seniorenwohnanlage und ein weiteres Baugebiet.

 

Die politische Stimmung in Ernsgaden ist einträchtig, bei Ihrer Wiederwahl vor zwei Jahren hatten Sie nicht einmal einen Gegenkandidaten. Wie lautet Ihr Erfolgsrezept, um den Ort so zu einen?

Huber: Ein Bürgermeister hat die Aufgabe, verschiedene Interessen zusammenzuführen. Man braucht gute Nerven, Geduld, Ausdauer und natürlich auch etwas Glück, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und wenn manches nicht gleich läuft, muss man auch warten können. Das ist manchmal gar nicht so einfach.

 

Der Gemeinderat zieht aber in Ihrem Fall stets gut mit.

Huber: Der Gemeinderat hat bei allen wichtigen Fragen stets einstimmige Beschlüsse getroffen. Bedeutende Punkte werden oft von allen Seiten beleuchtet, mehrmals diskutiert und nachgebessert, bis sie entscheidungsfähig sind. Aber dann stehen wir alle dahinter.

 

Die Sitzungen in Ernsgaden sind mittlerweile meist recht kurz. Bedeutet weniger Diskussion auch weniger Meinungsfreiheit für die Räte?

Huber: Auf keinen Fall. Die ersten sechs Jahre ab 1996 waren hart, da gab es zeitweise jede Menge Reibungspunkte. Man musste sich erst beschnuppern, und es gab längere Sitzungen mit einer Dauer von drei oder vier Stunden. Aber das läuft längst entspannter. Heute machen wir 10 bis 15 Punkte in zwei Stunden. Je länger eine Sitzung dauert, desto geringer ist die Effizienz. Vor allem bereiten wir uns sehr intensiv vor und besprechen alle offenen Fragen schon vorab.

 

Spielt die Parteipolitik im Gemeinderat eine große Rolle? Schließlich haben sie eine CSU-Mehrheit und können im Grunde alles durchdrücken.

Huber: Es ist wichtig, eine politische Grundeinstellung und klare Werte zu haben. Die CSU als politische Heimat ist in Ordnung, wenngleich ich nicht immer einverstanden bin, was auf Bundes- und Landesebene läuft. Man sollte auch die große Politik nie kopieren. Damit wird man den Anliegen der Bürger nicht gerecht. Und für Symbolpolitik ist mir meine Zeit zu schade. Ich möchte Ergebnisse sehen und einen Mehrwert für die Bürger erzielen.

 

Bürgermeister sind Sie ja nur nebenbei, und hauptberuflich am Landratsamt beschäftigt. Bleibt da noch Freizeit?

Huber: Freizeit bleibt in der Tat wenig. Abends und am Wochenende gibt es in der Gemeinde immer was zu tun. Letztlich ist alles eine Frage der Zeiteinteilung, der Organisation und der Prioritäten. Wenn ich ein wenig Freizeit habe, gehe ich im Wald spazieren, mache eine Radtour oder widme mich dem Fotografieren.

 

Was zeichnet Ihre Gemeinde aus? Wie können Sie weiter erfolgreiche Politik machen?

Huber: Die gute Lage, der hohe Freizeitwert, die Überschaubarkeit, die passende Mischung von Jung und Alt, von Einheimischen und Neubürgern - all das macht die Lebensqualität. Und natürlich die Menschen, von denen ich die meisten kenne.

 

Was schätzen Sie an denen besonders?

Huber: Dass wir viele ehrenamtlich engagierte Bürger haben, die das ganze Jahr über viel mehr tun als ihre Pflicht. Von der Feuerwehr über die Vereine bis hin zur Nachbarschaftshilfe und den Asylhelferkreis. Ich schätze aber auch unsere tüchtigen Unternehmer, die viel leisten müssen, damit sie erfolgreich sind.

 

Waren Sie immer zufrieden als Bürgermeister von Ernsgaden oder haben Sie auch mal überlegt, sich einer größeren Aufgabe zu stellen - zum Beispiel als Landrat vor einigen Jahren?

Huber: Ich wurde damals als Kandidat gehandelt. Aber für mich kam das nie infrage - und ich habe mich früh positioniert. Bereut habe ich diese Entscheidung nie. Ich bin nicht nur Bürgermeister aus Leidenschaft, sondern mag auch meine Position am Landratsamt ausgesprochen gerne. Ich bin mit allen fünf Landräten während meiner Dienstzeit gut ausgekommen - und ich fühle mich in der zweiten Reihe auch wohl.

 

Und wenn die 24 Jahre als Bürgermeister voll sind - kandidieren Sie ein fünftes Mal?

Huber: Die jetzige Wahlperiode dauert noch vier Jahre bis 2020. Aber wenn die Rahmenbedingungen - also Gesundheit, Partnerschaft und so weiter - danach stimmen, kann ich mir gut vorstellen, noch ein weiteres Mal zu kandidieren.

 

Die Fragen stellte

Patrick Ermert.