Brandbrief an die Eltern: Aushilfen gesucht

19.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:29 Uhr

Hat gut lachen: Der Direktor des Pfaffenhofener Schyren-Gymnasiums, Dietmar Boshof, freut sich, dass er so kurzfristig Aushilfskräfte gefunden hat. - Foto: Hartleif

Pfaffenhofen (PK) Da schwangere Lehrerinnen wegen der Schweinegrippe nicht unterrichten sollen, drohte im Schyren-Gymnasium kürzlich ein Notstand in der Unterrichtsversorgung. In einem Brandbrief bat Direktor Dietmar Boshof die Eltern deshalb um Mithilfe. Mit "überwältigendem" Erfolg.

Das auf den Faschingsbeginn am 11. 11. datierte Schreiben hat einen ernsten Hintergrund. Wegen des "gleichzeitigen Ausfalls mehrerer Lehrkräfte" drohten erhebliche Unterrichtsausfälle vor allem in den Fächern Englisch, Französisch und Geografie, heißt es dort. Wie Boshof auf Nachfrage mitteilte, konnten 60 Wochenstunden kurzfristig nicht abgedeckt werden. Er bittet die Eltern in seinem Brief deshalb dringend, "uns mitzuteilen, ob Sie selber oder Personen aus Ihrer Verwandtschaft bzw. Bekanntschaft vertretungsweise an der Schule unterrichten würden. . ."

Das Thema Lehrermangel und Unterrichtsausfall an Bayerns Schulen ist ja nicht gerade neu. Dass es das Schyren-Gymnasium heuer so extrem hart trifft, hängt vor allem mit der Schweinegrippe zusammen. Wegen ihr wurden drei schwangere Lehrerinnen vorzeitig vom Unterricht frei gestellt. Seine Fürsorgepflicht als Schulleiter habe ihn zu diesem Schritt veranlasst, sagt Boshof. Die Kolleginnen hätten Atteste mit entsprechenden Empfehlungen ihrer Ärzte vorgelegt. Außerdem gebe es eine diesbezügliche Richtlinie des bayerischen Sozialministeriums.

Über diese Richtlinie wurden die Schulen und staatlichen Schulämter in einem Schreiben des bayerischen Kultusministeriums vom 8. Oktober diesen Jahres informiert.

Darin wird im Hinblick auf die Neue Grippe geraten, "eine schwangere Lehrerin ohne entsprechenden Immunschutz beim Auftreten einer Erkrankung oder eines ärztlich bestätigten Krankheitsverdachts, vom Unterricht in dieser Klasse zu befreien. . ."

Da jedoch keiner mehr nachprüfen könne, in welchen Klassen die Schweinegrippe grassiere, "ist die zeitliche Befristung und die Befristung auf eine Klasse nicht mehr aufrecht zu halten", so Boshof. "Wir sind von der Entwicklung überrollt worden." Erschwerend komme hinzu, dass Schwangeren momentan von einer Impfung abgeraten werde, da in Deutschland noch kein Impfstoff ohne Wirkverstärker auf dem Markt ist.

Die Reaktion auf seinen Elternbrief sei "überwältigend" gewesen und habe ihn "sehr gefreut", sagt der Schulleiter. Bereits am nächsten Tag seien zahlreiche Anrufe und Emails von Interessenten eingegangen. Inzwischen wurden drei Aushilfekräfte gefunden: eine ausgebildete Lehrerin, die nach längerer Pause wieder einsteigen möchte sowie zwei Studentinnen, die ihr Universitätsstudium abgeschlossen haben und nun auf Ihr Referendariat warten. Darüber hinaus sei das Kollegium durch zwei pensionierte Lehrer verstärkt worden. Nicht zuletzt hätten sich einzelne Lehrer bereit erklärt, zusätzliche Stunden zu übernehmen.

Die Namen der Bewerber, die aktuell nicht berücksichtigt werden konnten, seien aber nicht verloren, betont Boshof. "Wir heben sie auf, falls wir weitere Ausfälle haben." Der Vertretungspool des Kultusministeriums habe ihn dagegen nicht weitergebracht, so der Direktor. Der Pool sei oft schon kurz nach Schuljahresbeginn wie leer gefegt gewesen. Dennoch könne dem Kultusministerium kein Vorwurf gemacht werden. "Durch die Neue Grippe ist einfach eine Sondersituation entstanden."

Sehr froh über das beherzte Vorgehen des Schulleiters ist der Elternbeirat. Als Boshof sein Konzept zur Behebung des Unterrichtsausfalls dem Gremium vergangene Woche vorstellte, habe "einhellige Begeisterung" geherrscht, erzählt die stellvertretende Vorsitzende Dorothea Pohlmann. Die Sorge vor einem Verlust der Unterrichtsqualität habe Boshof mit Hinweis auf die gute Qualifizierung der Bewerber ausräumen können.

Und auch Doris Brock, Klassenelternsprecherin der besonders betroffenen Klasse 7b, in der gleich zwei schwangere Lehrerinnen ausfallen, nimmt es gelassen: "Eine allzu große Aufregung ist nicht angebracht", sagt sie. "Ich verstehe, dass Schwangere wegen der Schweinegrippe Angst haben, in die Schule zu gehen."