Beigelswinden
Spatenstich im Nicht-Dorf

Ganz Beigelswinden gilt als baulicher Außenbereich: Fast wäre es mit dem Kapellenbau nichts geworden

12.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

Die Erleichterung steht ihnen ins Gesicht geschrieben: Nikolaus Brummer junior (von links) vom Förderverein Dorfkapelle, Luciana Pavone vom Amt für Ländliche Entwicklung, Bürgermeister Jens Machold, Pfarrer Johann Braun, Alois Appel vom Kapellenverein und Planer Hans Koch sind froh, dass die Beigelswindener Kapelle nun doch gebaut werden darf. - Foto: Trouboukis

Beigelswinden (WZ) Jetzt kann es endlich losgehen: Mit dem Spatenstich ist der offizielle Startschuss für den Bau der Beigelswindener Kapelle gefallen. Hinter dem Projekt steckt eine kuriose Geschichte, denn streng genommen wird da keine "Dorfkapelle", sondern eine "Außenbereichskapelle" gebaut.

Hätte der alte "Mang", so der Hofname des Brummer-Anwesens zu Beigelswinden, damals sein Vorhaben schon umgesetzt, so hätte er vermutlich nicht die Schwierigkeiten gehabt wie seine Nachfahren. Denn 1912, da ließ er sich schon einmal einen Plan für eine Kapelle neben seinem Hof zeichnen, wegen des Ersten Weltkrieges aber landete selbiger dann in der Schublade.

Aber jetzt, im Zuge der Eschelbacher Dorferneuerung, da flammte die Idee wieder auf. Extra gründeten die Bewohner sogar einen "Förderverein Dorfkapelle", weil es für Privatpersonen und ihre Bauvorhaben keine Fördergelder aus dem Amt für Ländliche Entwicklung gibt. Aber trotzdem kamen schlechte Nachrichten zum schönen Kapellenbauantrag, sehr schlechte sogar: Schwarz auf weiß bekamen die Beigelswindener nämlich vom Landratsamt mitgeteilt, dass ihr kleines Dorf ja gar kein solches sei, sondern lediglich eine Ansammlung von Häusern ohne Zusammenhang und damit komplett baulicher Außenbereich. Punkt.

Damit war es vorbei mit der Dorf- beziehungsweise Außenbereichskapelle. Dass alle hinter der Kapelle standen, mit Eifer bei der Sache für ihre Gemeinschaft waren und nach Beigelswinden überhaupt nur der kommt, der gezielt dahin möchte, weil es ja keine Durchgangsstraße gibt, das zählt baurechtlich halt nicht.

Aber aufgeben, das kam für das Dorf beziehungsweise den Außenbereich Beigelswinden nicht in Frage. "Wir haben geschaut, was wir tun können", sagt Alois Appel, Vorsitzender des Kapellenvereins, heute. Den Kopf zerbrach man sich auch in der Wolnzacher Marktverwaltung, erinnert sich auch Bürgermeister Jens Machold noch gut: "Da waren unzählige Gespräche fällig." Und auch Planer Hans Koch weiß bestens, "was da alles drinsteckt". Man solle es doch über eine Innenbereichssatzung versuchen, diesen Rat vom Landrat Martin Wolf befolgten die Beigelswindener, klammerten sich an diesen Strohhalm. Und dann wieder ein Dämpfer. Denn auch die von Hans Koch akribisch ausgetüftelte Innenbereichssatzung brachte nicht den Durchbruch für die kleine Kapelle, sondern eher den nächsten Tiefschlag: Auch sie ging zunächst nicht durch.

Bis jetzt. "Nach langem Hin und Her wurde unser Plan jetzt doch genehmigt", kann es Alois Appel immer noch nicht so ganz glauben. "Wir hatten schon gar nicht mehr damit gerechnet." Umso größer ist die Freude in Beigelswinden, dass es jetzt wirklich losgehen kann, mit dem Spatenstich ist die Baustelle seit Montagnachmittag freigegeben. Das Schnurgerüst steht auch schon und gab den Gästen einen Eindruck davon, wie die Dorfkapelle einmal aussehen soll. Alois Appel weiß es ganz genau: "Drei Bänke für jeweils fünf Leute" kommen rein, das kleine Gotteshaus soll ein Ort der Andacht werden, aber keine Kirche. In die geht man nach wie vor in Eschelbach. Wie immer. Die Bodenplatte soll umgehend gegossen werden, wie es mit den weiteren Bauarbeiten läuft, das sei stark vom Wetter abhängig, sagen die Beigelswindener. Sie sind ab sofort nämlich nicht nur Bauherren, sondern auch Bauarbeiter. "Wir machen, was irgendwie geht, in Eigenleistung", sagt Appel - und ist froh, dass das Projekt trotz oder vielleicht gerade wegen der vielen Schwierigkeiten so viele und so aktive Unterstützer hat. 35 Mitglieder hat der Förderverein im Moment, genau zehn mehr, als im Moment Bürger in Beigelswinden gemeldet sind. Wenn es nach ihnen geht, dann können es gerne noch mehr Fördermitglieder werden, auch Spenden sind gefragt. Wer sich informieren oder sich irgendwie mit einbringen möchte, dem gibt die Familie Appel unter Telefon (08442) 96 47 23 (ab 18 Uhr) gerne Auskunft.

Von so viel Enthusiasmus begeistert ist Luciana Pavone vom Amt für Ländliche Entwicklung, die extra zum Spatenstich nach Beigelswinden kam. Auch sie kennt die lange Geschichte der jetzt werdenden kleinen Kapelle und sieht durch den hier gezeigten Zusammenhalt genau das umgesetzt, wofür ihre Behörde steht. "Ziemlich genau die Hälfte der Baukosten übernehmen wir", bekräftigte sie beim Spatenstich. Wenn die Kapelle fertig ist - den kommenden Herbst halten die Bauherren für realistisch - werden sie sich alle wieder treffen und auf den Abschluss des Projektes anstoßen - im Nicht-Dorf Beigelswinden.