Baar-Ebenhausen
PCB: Die Suche geht weiter

Umweltbeirat Ebenhausen-Werk bestätigt Vermutung, dass es noch eine andere Quelle des Schwermetalls geben muss

21.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

PCB nachweisbar: Das Stamolux-Gebäude ist seit Jahren ohne Eigentümer. - Foto: Archiv

Baar-Ebenhausen (PK) Auch in der jüngsten Sitzung des Umweltbeirats Ebenhausen-Werk haben sich die Ergebnisse der vergangenen Jahre bestätigt: Es muss eine weitere Emissionsquelle für die giftige Chlorverbindung PCB geben. Im Verdacht stehen mehrere, zum Teil bewohnte, Gebäude.

Wie schon in den Vorjahren folgte auch die jüngste Umweltbeiratssitzung einem festen Schema. Danach stellte als erster Horst Rottler vom Bayreuther Institut für Umweltforschung (Öcometric), das seit Jahren das Biomonitoring überwacht, seine Ergebnisse vor. "Es gibt Erfolge beim Shredder", stellte er fest. Mit der Ausnahme von zwei Ausreißern beim Blei in der Nähe der Anlage lägen die Schwermetalle an den Messstellen unterhalb des kritischen Bereichs. Dioxine lägen im Rahmen der Hintergrundstrahlung - mit Ausnahme zweier Monate, wo am Shredder eine Zusatzbelastung festgestellt wurde. Beim PCB seien die Ergebnisse an drei Messpunkten (6, 6a und 11a) unverändert in kritischer Höhe. Damit bestätigt sich für Rottler die Vermutung des Vorjahres, dass das PCB (von dem es etliche, genau unterscheidbare Varianten gibt) aus unterschiedlichen Quellen stammt. Kommentar von Helmut Stabhuber, Vorsitzender der Bürgerinitiative zur Kontrolle der GSB: "Das Biomonitoring ist nach wie vor wichtig."

Der Umweltfachmann Björn Thomas kam bei seinen Untersuchungen zu ähnlichen Ergebnissen wie Rottler: Neben dem Shredder müsse es eine andere PCB-Quelle geben. Die Schwermetallemission sei in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Eine zeitweise Zusatzbelastung könnte auf eine Baumaßnahme im Herbst 2015 zurückzuführen sein, die flächige Bodenarbeiten erforderlich machte.

Das Thema PCB beherrschte den zweiten Teil des Abends. Ein Vertreter des Landesamts für Umwelt rekapitulierte kurz die Ergebnisse der Messungen 2013 und vom April dieses Jahres. Die seit 2001 verbotene und krebsauslösende Chlorverbindung wurde im ehemaligen Offiziersheim, im Stamolux-Gebäude und in einem teilweise verfallenen Stadel an der Werkstraße sowie noch in etlichen bewohnten Gebäuden nachgewiesen. Es wird vermutet, dass davon eine Wirkung auf die Messpunkte im Freien ausgeht. Die betroffenen Fenster, Türen, Innenputze und Anstriche sowie das Holz allgemein müssten eigentlich als Sondermüll behandelt werden. Die Vermutung: Die Gebäude wurden vor 1978 renoviert. Das Problem: Das Stamolux-Gebäude hat gar keinen Besitzer, beim ehemaligen Offiziersheim wechseln die Eigentümer sehr häufig.

Wie Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf betonte, gebe es für das verbotene PCB keine Grenz-werte. "Das Landratsamt kann jetzt gar nicht eingreifen", erklärte er den Zuhörern im Alten Rathaus in Baar: "Bei einem Umbau, wenn also ein Bauantrag eingereicht wird, sind wir jedoch sofort im Genehmigungsverfahren." Mieter und Eigentümer der Gebäude will der Landrat bei Versammlungen informieren. "Aber es wird schwierig werden." Es ist das Ziel des Landrats, ein "Paket Boden-Gebäude" zu schnüren. Er regte auch an, finanzielle Hilfe vom Staat zu holen und die entsprechenden Gebäude eventuell durch die öffentliche Hand zu erwerben, was bei Stabhuber auf Zustimmung stieß.

"Wir weisen seit drei Jahren auf die Notwendigkeit von Untersuchungen hin", erklärte Baar-Ebenhausens Rathauschef Ludwig Wayand, der im übrigen betonte, dass die Gemeinde für die betroffenen Gebäude und Grundstücke kein Geld in die Hand nehmen werde. "Wir wollen, dass das rauskommt", erklärte Wayand im Namen des Gemeinderats hinsichtlich des Stamolux-Gebäudes. Deswegen hat er auch schon Kontakt mit dem bayerischen Umwelt- und dem Innenministerium aufgenommen.

Wie Werner Eidelsburger vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt erklärte, sei der hoch belastete Boden um das Stamolux-Gebäude Anfang der 2000er-Jahre ausgetauscht worden. Dennoch werden jetzt nochmals Bodenproben gezogen - allerdings nur in einer Tiefe bis zwei Zentimeter. Die Belastungen lägen bei 1,6 bis 7 Milligramm pro Kilo, weshalb an einer Stelle weitere und tiefere Proben entnommen werden sollen. "Derzeit gehen wir nicht von einer Belastung des Grundwassers aus", erklärte er.