Auf neuem Gleis wird Tempo 180 möglich

05.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:59 Uhr

Ein ICE braust am Bahnhof Reichertshofen vorbei. Diese Station liegt noch auf Gemeindegebiet von Baar-Ebenhausen und wird nach Ausbau der Strecke Ingolstadt-München in diesem Abschnitt aufgelassen. Die Bahn will im kommenden Jahr mit dem Großprojekt beginnen. Dabei wird auch ein neuer Bahnhof ca. 500 Meter weiter nördlich entstehen, der dann aber den Namen Baar-Ebenhausen tragen wird. Hier halten dann die Regionalzüge künftig auf Höhe zweier neuer Park-and-ride-Anlagen. Die Bahn will ihr Ausbauprojekt im Gebiet von Baar-Ebenhausen und Reichertshofen bis Ende 2012 abschließen. - Foto: Rothe

Baar-Ebenhausen (PK) Das Gesicht der Bahnstrecke im Bereich von Baar-Ebenhausen und Reichertshofen wird sich in den kommenden beiden Jahren verändern. Die Entschärfung der Gleiskurve zwischen den beiden Gemeinden zwingt zu einigem baulichen Aufwand.

Zwischen Nürnberg und Ingolstadt war für die weißen Expresszüge eine Neubaustrecke erforderlich; zwischen Ingolstadt und München muss ein Ausbau der bestehenden Strecke reichen – und der betrifft vor allem jene Abschnitte, die bislang von engen Kurvenradien geprägt und deshalb nicht sonderlich schnell zu befahren sind. Die ICE-Züge sollen im Endausbau auf freier Strecke mit ca. 180 Stundenkilometern in der Spitze dahinbrausen können und so weitere Fahrzeit zwischen Donau und Landeshauptstadt einsparen.

Eine besonders enge Kurve ist die südlich von Ebenhausen und Baar, wo die Strecke einen Schwenk nach Südosten in Richtung Rohrbach macht. Hier ist natürlich keine Begradigung möglich, aber immerhin eine Vergrößerung des Kurvenradius und damit eine weiter geschwungene Streckenführung, die dann eine höhere Kurvengeschwindigkeit erlauben wird.

Bei mehreren Gesprächen in den vergangenen Monaten hat die Bahn den betroffenen Kommunen den Zeitstrahl für den Streckenausbau erläutert. Bürgermeister Ludwig Wayand gab jetzt im Gemeinderat von Baar-Ebenhausen die Eckpunkte des Projektes bekannt, soweit es seine Gemeinde angeht. Baustart ist demnach im März kommenden Jahres; der Abschluss bis Ende 2012 geplant. Ziel: An Heiligabend 2012 sollen die ersten ICEs mit 180 Stundenkilometern an den beiden Paartalgemeinden vorbei rauschen können.

Die Regionalzüge von und nach Ingolstadt und München werden dann an einem neuen Bahnhof halten, der ca. 500 Meter nördlich der heutigen Station Reichertshofen (sie liegt kurioserweise auf Ebenhausener Flur) entstehen wird – und dann auch endlich Baar-Ebenhausen heißen wird. Diese neue Station auf Höhe der Kolpingstraße wird gleich zwei größere Parkplätze für Pendler bekommen – einen östlich mit 60 und einen westlich mit 90 Stellplätzen.

Die westliche Park-and-ride-Fläche soll einen direkte Zufahrt von der parallel zur Bahnstrecke verlaufenden B 13 bekommen, so dass künftig alle Pendler aus den westlichen Umland direkt zum neuen Bahnhof gelangen können, ohne vorher durch Ebenhausen oder Reichertshofen fahren zu müssen.

Die Bahn wird voraussichtlich im März nächsten Jahres südlich von Ebenhausen, wo die Kurve entschärft werden muss, mit den Arbeiten beginnen. Dort kann der neue Gleiskörper entstehen, ohne dass der Betrieb auf der alten Strecke beeinträchtigt wird. An der weitesten Stelle wird das neue Gleis ca. 60 Meter vom heutigen Bahndamm entfernt liegen. Ebenfalls für das Frühjahr 2010 ist der Baustart für den neuen Bahnhof geplant, der im Juli 2011 in Betrieb genommen werden soll.

Neben dem Bahnhofsbau ist der Neubau der beiden Straßenbrücken über den künftigen Gleiskörper aus Sicht von Baar-Ebenhausen das wichtigste Merkmal des Projektes. Sowohl die Brücke nach Grillheim muss erneuert werden (hierüber hatte es im vergangenen Jahr einige Diskussionen in Baar-Ebenhausen und Karlkskron gegeben), als auch die Überführung der Münchener Straße im Süden von Ebenhausen.

Die bisherige Grillheimer Brücke soll zwischen Juni und Oktober 2011 abgerissen werden. An der Münchener Straße erwarten Bahn und Gemeinde zwischen Juni und September 2011 die Hauptphase der Bauarbeiten. Alle Begleitmaßnahmen, die nicht unmittelbar mit dem Streckenausbau zusammenhängen, sind von den Kommunen zu tragen, so zum Beispiel auch die Park-and-ride-Plätze. Die Gemeinde Baar-Ebenhausen rechnet mit einem Eigenanteil an den Gesamtkosten in Höhe von etwa 1,35 Millionen Euro. Reichertshofen hat in seiner mittelfristigen Finanzplanung für seinen Eigenanteil an der Stockauer Unterführung rund 1,1 Millionen Euro eingeplant.

Vertraglich geregelt wird laut Ludwig Wayand nicht nur der Brücken- und der Bahnhofsbau, sondern auch der Lärmschutz an der ausgebauten Strecke. So hat die Bahn dem Bürgermeister zugesagt, im nördlichen Abschnitt bei Ebenhausen von der Auenstraße bis zum neuen Bahnhof eine Lärmschutzmauer zu bauen. Im südlichen Abschnitt soll sich bis Reichertshofen ein Lärmschutzwall anschließen. Als Material für die Aufschüttungen soll der Aushub aus dem neuen Gleisbett verwendet werden.