"Das ist doch genial"

08.03.2009 | Stand 03.12.2020, 5:08 Uhr

Lieber nicht hinschauen: Cornelia Wunderlich gehörte zu 1396 Spendern, die sich gestern an der Typisierungs-Aktion in der Parkschule beteiligt haben. Die Unterhausenerin war ebenso wie die Krankenschwester Karin Ball von der großen Resonanz begeistert. - Foto: Fehr

Neuburg (kf) "Die Box ist auch voll", sagt Katharina Maillinger, und Freude, ein wenig Euphorie und Erleichterung schwingen in ihrer Stimme mit. Sie reicht die gesammelten Blutproben an Beate Mayer von der Deutschen Knochenmark-Spendedatei (DKMS) weiter, die sie beschriftet und verpackt. Endstation im Parcours in der Parkschule.

Zuvor haben die Blutspender der Typisierungs-Aktion für die an Leukämie erkrankte Gabriele Reitschuster-Lignon vier Stationen durchlaufen: Datenaufnahme, Zwischenkontrolle, Blutentnahme und Endkontrolle. Kurz vor 10 Uhr standen die Leute wartend vor den Türen, lange Schlangen bildeten sich den ganzen Tag über, um 14.15 Uhr zählte Beate Mayer 780 Spenden. "Es läuft alles reibungslos." Am Ende des Tages sind es insgesamt 1396 Spender, die dem groß angelegten Aufruf der Initiativgruppe "Hilfe für Gabi und andere" gefolgt sind, um den genetischen Zwilling, einen passenden Knochenmarkspender, für Gabriele Reitschuster-Lignon zu finden.

"Es ist toll", freute sich Beate Friedmann, Pressewart beim Fanfarenzug, der die Aktion federführend auf die Beine gestellt hat. "Wir haben nicht mit so vielen Menschen gerechnet, aber darauf gehofft", sagte sie und schaute sehr glücklich drein. Vereine sind angetreten, drei Mitglieder des befreundeten Fanfarenzugs eigens aus Heidelberg angereist.

"Das ist doch genial", sagte Beate Mayer von der DKMS und freute sich für die 44-Jährige, aber auch für Menschen, die weltweit auf Hilfe angewiesen sind. "So eine Spendenaktion ist für die Allgemeinheit. Und es ist ein tolles Gefühl, wenn man sagen kann, dass man jemandem das Leben gerettet hat", berichtete sie aus ihrer langjährigen Erfahrung. Ein wenig sorgenvoll blickte sie hingegen auf die Finanzierung. Erst die Hälfte der Blutspenden sei abgedeckt. 50 Euro kostet eine Typisierung, doch sie hofft weiterhin. "Nicht nur jeder einzelne Mensch, sondern auch jeder Euro zählt."

Auch Bernhard Pfahler vom Bayerischen Roten Kreuz Neuburg-Schrobenhausen, der am Vortag, wie andere auch, mit "500 Plus" gerechnet hat, war vom Ergebnis begeistert. "Eine immense Gemeinschaftsleistung", sagte er und fand lobende Worte für den Fanfarenzug: "Das ist ein Bombenhaufen." Die Mitglieder hätten überall geworben und mobilisiert, noch am letzten Tag Handzettel in den Kneipen verteilt. Das BRK hat das medizinische Personal koordiniert: 25 Krankenschwestern, Pfleger, Ärzte, die Blut entnehmen. "Das ist echtes ehrenamtliches Engagement für lebensrettende Hilfe", so Pfahler, der nicht zum ersten Mal eine Typisierung mitorganisiert hat.

Berührt von dem Ansturm war auch Pia Maillinger, die den ganzen Tag über Daten aufgenommen und Fragen beantwortet hat. "Es ist sehr erfreulich, dass so viel los ist", sagte sie. Ängstlich seien die Wenigsten gewesen, manche spontan von der Gesundheitsmesse herübergekommen. 15 Leute hingegen aus Schwenningen hatten einen weiteren Weg. Sie haben am Vorabend von der Aktion gehört und sich spontan entschlossen, nach Neuburg zu fahren.

Eine Selbstverständlichkeit, sich typisieren zu lassen, war es für Cornelia Wunderlich. "Das ist das Einzige, was man tun kann, aber das muss man tun", sagte die Unterhausenerin, die den Ehemann der Erkrankten kennt. "Und dann hoffen und beten." Michael Mayer hingegen hat die Betroffene noch nie gesehen. Dennoch streckte der 19-jährige Schüler ohne zu zögern Krankenschwester Karin Ball seinen Arm entgegen. "Ich tue das wohl auch aus einer Form von schlechtem Gewissen", sagte er. "Wenn man gesund ist, will man doch, dass andere das auch sind."