Bergheim/Bertoldsheim
Uniper senkt Stauziel

Bei Bergheim soll das Wasser nur 30 statt 50 Zentimeter steigen - Probestau als Reaktion auf Widerstand

21.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr
Das Wasserkraftwerk bei Bergheim: Hier plant Betreiber Uniper eine Erhöhung des Stauzieles um 30 Zentimeter. Eigentlich sollte es um 50 Zentimeter nach oben gehen. Doch Anwohner, auch im nahen Irgertsheim (Foto), hatten Bedenken. Uniper kommt ihnen nun ein Stück weit entgegen. −Foto: Rein, Winfried (Rein, Winfried)

Bergheim/Bertoldsheim (DK) Als Reaktion auf den Widerstand der Bürger und Bedenken der Naturschützer senkt Kraftwerksbetreiber Uniper das angepeilte Stauziel bei Bergheim: Statt 50 soll es nur 30 Zentimeter nach oben gehen. Ein einjähriger Probestau soll Anlieger beruhigen.

Die geplante Stauzielerhöhung an den Wasserkraftwerken Bergheim und Bertoldsheim hat in den vergangenen beiden Jahren für Schlagzeilen gesorgt. In Rennertshofen, Neuburg und vor allem in Bergheim stießen die Pläne für eine Leistungsoptimierung zur Stromgewinnung auf Ablehnung ( wir berichteten ).

Nun hat Kraftwerksbetreiber Uniper auf den Widerstand reagiert. "Es gibt durchaus Bedenken, die Leute sind vorsichtig", bestätigt Theodoros Reumschüssel, Pressesprecher für die Uniper-Wasserkraft Deutschland. Als Ergebnis aus dem Probestau im vergangenen Jahr haben sich laut Uniper auch naturschutzfachliche Bedenken ergeben, was überflutete Bereiche und die Folgen für Flora und Fauna angeht. Deshalb plant Uniper am Kraftwerk Bergheim nur noch mit einer angepeilten Erhöhung des Wasserstandes um 30 Zentimeter - und nicht wie ursprünglich geplant um 50 Zentimeter.

"Für uns ist das eine vertrauensbildende Maßnahme", betont Reumschüssel - und noch einen zweiten Schritt geht Uniper auf die Anwohner zu: Die Firma hat eingewilligt, dem Wunsch der Bürger nach einem längerfristigen Probestau nachzukommen. Heuer im Herbst soll deshalb an beiden Kraftwerken eine einjährige, testweise Erhöhung des Wassers beginnen - in Bertoldsheim um 20 Zentimeter, in Bergheim um 30 Zentimeter. Parallel dazu soll es ein umfassendes Monitoring geben, eine Beweissicherung an kritischen Stellen, alle Folgen des erhöhten Wasserstaus auf Mensch und Natur sollen erfasst werden.

Bereits im Frühjahr 2017 hatte es am Kraftwerk Bergheim zwei kürzere Testphasen gegeben. Zur Überprüfung der hydrologischen Berechnungen wurde der Wasserstand im Stausee zunächst um 50 Zentimeter erhöht, in einer zweiten Phase ab dem 9. Februar 2017 für drei Wochen um 30 Zentimeter. Dabei wurden laut Uniper und Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt die berechneten Annahmen weitgehend bestätigt. "Wo der Deich mit Betonwänden abgedichtet ist, verändert sich das Grundwasser nicht", berichtete der damalige WWA-Chef Holger Pharion. Weiter stromaufwärts, etwa ab dem Gewerbegebiet Neuburg seien "geringfügige Erhöhungen zu beobachten". Nun soll es also an beiden Standorten eine einjährige Testphase geben, um Gewissheit zu haben: "Für uns ist das eine Investition in das Vertrauen der Bürger", sagt Reumschüssel. "All das schiebt unsere Zeitachsen etwas nach hinten", so der Sprecher. "Wir planen, den Genehmigungsantrag für die Stauzielerhöhung an beiden Kraftwerken Ende 2019 zu stellen."

Für den Bergheimer Bürgermeister Tobias Gensberger sind die reduzierte Stauhöhe und der erneute Probebetrieb zwar positive Signale, die ändern aber nichts an seiner grundsätzlichen Haltung: "Ob 50 oder 30 Zentimeter: Der Gemeinderat hat klar gesagt, wir wollen gar keine Erhöhung." Er sieht in dem Probebetrieb nur einen weiteren Schritt, um sich im Verfahren hinterher leichter mit Einwänden befassen zu können. Die Messwerte müssten im Internet jederzeit aktuell einsehbar sein, fordert Gensberger. Das sei ihm schon beim letzten Probebetrieb versprochen, aber nicht eingehalten worden. "Mal sehen, wie es diesmal wird."

Transparenz wünscht sich auch der Rennertshofener Bürgermeister Georg Hirschbeck. "Wir haben einige Sorgen, von Vernässungen der Wiesen und Stechmücken bis zu den Kellern." Man müsse Vertrauen entgegenbringen, was das Monitoring betrifft. Aber eben auch genau beobachten, welche Ergebnisse herauskommen.