Treidelheim
Spätes Opfer der Reformation?

Wer zahlt für die Sanierung der Treidelheimer Kirche? Diözese lehnt "Geschenk" ab

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Die kleine Treidelheimer Kirche könnte große Kosten verursachen. - Foto: Schanz

Treidelheim (DK) Es ist den Wirren der Reformation und Gegenreformation geschuldet, dass die kleine Treidelheimer Kirche im Eigentum der Gemeinde Rennertshofen ist. Nun ist sie baufällig. Doch wer zahlt die Kosten? Die Kommune würde sie gerne der Diözese schenken, stößt aber auf Ablehnung.

Ein Kirchlein im Gemeindeeigentum? Das ist eine absolute Besonderheit im Raum Neuburg, erklärt Kreisheimatpfleger Manfred Veit auf Nachfrage unserer Zeitung.

Die Hintergründe liegen nicht etwa in der großen Welle der Säkularisierung im 17. Jahrhundert, sondern schon 100 Jahre vorher: Kein geringerer als Ottheinrich ließ im Zuge seines Wechsels zum lutherischen Glauben alle Gotteshäuser, die keine Pfarrkirchen waren, profanieren. "Die Kirche wurde enteignet, die Gebäude als Wohnhäuser oder auch Lagerhäuser umfunktioniert", erzählt Veit. St. Vitus war stets eine Filialkirche von Mauern, fiel also unter dieses Dekret. Auch die Kirche in Laisacker, die ehemalige Martinskirche, wo heute die Provinzialbibliothek steht, und die ehemalige Sebastianskirche in Bergen - später einfach abgerissen - waren solche Fälle. Ottheinrich wollte dem "Götzendienst" in der Reformation ein Ende bereiten. Basta.

Doch danach riss Wolfgang Wilhelm das Ruder wieder rum, schrieb sich die Gegenreformation auf die Fahnen und machte die alten Erlasse wieder rückgängig. "Er hat die Kapellen rekatholisiert", erklärt Veit. "Doch irgendwie hat man es damals versäumt, auch die Besitzverhältnisse eindeutig rückgängig zu machen." Als die Schweden im Dreißigjährigen Krieg den Sakralbau total verwüsteten, waren der Rennertshofener Pfarrer Georg Wagner und der Treidelheimer Leonhard Mayr für den Wiederaufbau verantwortlich. Nun steht dem Kirchlein eine erneute Schicksalsstunde bevor. "Das schmucke Gotteshaus wird baufällig", sagt Veit. So klein der Sakralbau auch ist, so groß sind die Kosten. Allein für Not-Reparaturen hat der Marktgemeinderat vorerst 150 000 Euro im Haushalt vorgesehen. Die Außensanierung würde mindestens 400 000 Euro verschlingen. "Alles in allem wäre man locker eine Million Euro los", rechnet Bürgermeister Georg Hirschbeck vor.

Doch wer soll dafür zahlen? Die Gemeinde, die aufgrund einer historischen Kuriosität Eigentümer ist? Oder die Diözese, deren Gläubige das Gotteshaus bevölkern, die also als Besitzerin auftritt? Die Marktgemeinde hat bereits der Diözese (Haushaltsvolumen von 392 Millionen Euro) das Angebot gemacht, die Kirche für den symbolischen Preis von einem Euro zu kaufen. Ohne Erfolg. Die Diözese sieht die Gemeinde in der Pflicht. Im Rathaus hält man sich bisher auffallend zurück. Kreisheimatpfleger Veit sagt dazu: "Es ist nicht Grundaufgabe der politischen Gemeinde, dass sie Seelsorge betreibt." Will heißen: Die Gemeinde könnte auch einfach zusperren, wenn die Baufälligkeit überhand nimmt, zumal es sich nur um eine Filialkirche handelt. Veit hofft aber, dass sich die Diözese großzügig an einer Sanierung beteiligt.