Rohrenfeld
Rasieren soll er sich, nicht aufräumen

Fürstin Gloria von Thurn und Taxis beim Kamingespräch im Wittelsbacher Golfclub über Männer, Religion und vieles mehr

01.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:44 Uhr

Kamingespräch beim Wittelsbacher Golfclub: Rita Schmidt und Frank Thonig, Geschäftsführer des Clubs, nahmen Fürstin Gloria von Thurn und Taxis in ihre Mitte - Foto: Hammerl

Rohrenfeld (DK) Es geht um ihren Alltag in Regensburg, Rom und München, um ihren Friseur und ihre Kleidung, aber auch um ernsthafte politische Fragen wie Deutschlands Zukunft. Fürstin Gloria von Thurn und Taxis sitzt im Kaminzimmer und plaudert mit rund 30 Frauen des Wittelsbacher Golfclubs.

Kamingespräche heißt die Veranstaltungsreihe, zu der sich schon einige Prominente die Ehre gaben, so Herzog Max von Bayern und Ministerpräsident Horst Seehofer. Wie das Leben einer Fürstin heute aussehe, startet Rita Schmidt, die die Reihe organisiert, die Frageoffensive. „Die Fürstin allgemein gibt es nicht – ich kann nur für eine Fürstin in Regensburg sprechen“, antwortet sie. Glücklicherweise sei Fürstin ja keine Berufsbezeichnung. Dafür klingt es ziemlich nach Berufung, wenn sie von ihrer Aufgabe erzählt, das Schloss zu erhalten, das einerseits „mein Baby ist“, andererseits aber langfristig eine „große Hypothek“. Naturschutz und Denkmalschutz sprächen überall mit hinein, der Besitzer sei nur „der Zahlhans“. Das Schloss wirft zwar dank Weihnachtsmarkt, Sommerfestival und festen Mietern Einnahmen ab, doch die Ausgaben sind noch höher, da weite Teile unter strengen Denkmalschutzauflagen stehen und nicht gewerblich genutzt werden können. Werbung fürs Schloss zu machen, sei ihre Hauptaufgabe. Viel hält sie sich nicht in Regensburg auf, meist nur für Besprechungen mit Leuten, „von denen ich was will“. Um dauerhaft dort zu wohnen, sei es zu groß und zu einsam, daher verbringt die Fürstin viel Zeit in München bei ihrer Mutter oder in Rom, auch am Starnberger See gibt es noch ein kleines Schloss, das einst Prinzessin Helene, verheiratete Fürstin Thurn und Taxis, die Schwester der österreichischen Kaiserin Sisi, nutzte, wenn sie ihre Eltern in Possenhofen besuchte.

Werte sind für die bayerische Fürstin ein großes Thema. Und ja, Benimmregeln seien weiterhin wichtig, weshalb sie ein Benimm-Buch geschrieben hat, aber freimütig einräumt: „Mein Sohn und seine Freunde rasieren sich nicht, sehen aus wie Räuber Hotzenplotz und tragen offene Hemdkragen.“ Was sie stets so kommentiere: „Meine Herren, ein Dekolleté kann sich nur eine Frau leisten – das Dekolleté eines Mannes ist nur schön, wenn er ganz nackt ist.“ Kurzer Seitenblick zum Nebenmann, dann folgt das Lob für den Geschäftsführer des Wittelsbacher Golfclubs, Frank Thonig: „Sie sehen gut aus.“ Thonig trägt Krawatte, und will wissen, wie es ausgehe, wenn Deutschland die Vorbilder ausgingen und Karl Valentin mit seinem Satz recht habe, Kinder ließen sich nicht erziehen, sie imitierten nur die Erwachsenen. Die Fürstin nickt ernst, spricht von der Verrohung der Gesellschaft. Dennoch würde sie ihren Kindern und Enkeln weiterhin ihre Werte vermitteln, „auch wenn draußen die Hölle tobt“. Aufgeben gibt es für sie nicht. „Wir müssen kämpfen für unsere Werte und unsere Kultur“, sagt sie. „Und für unsere Religion“, ergänzt eine Zuhörerin. Was die Fürstin bekräftigt, die Religion sei sehr wichtig, gerade jetzt beim Zustrom vieler, sehr gläubiger Muslime. „Wir haben es sehr schleifen lassen“, findet die 55-Jährige, „aber langsam merken wir, es ist wichtig, zu unserem Glauben zu stehen“. Wenn Hunger, Dunkelheit, Kälte und Angst überwunden seien, also optimale Rahmenbedingungen herrschten, dann sei es ganz üblich, dass Gott keine große Rolle mehr spiele. Die Rolle der Frau? Sehr wichtig, aus ihrer Sicht. Die Frau sei Impulsgeber, Motor und der geborene Multitasker. Und Männer für manche Aufgaben nicht geschaffen: „Ein Mann, der aufräumt, ist schwul.“ Ihr Sohn muss nicht aufräumen, die Töchter schon – „von meinem Sohn verlange ich dafür andere Aufgaben“.

Gloria von Thurn und Taxis verrät, dass sie leidenschaftlicher Tennis als Golf spielt, am liebsten Prada trägt, in ihrer Verwaltung nur noch Frauen beschäftigt, was nicht gewollt sei, sondern sich so ergeben habe, und sich Markus Söder als bayerischen Ministerpräsidenten vorstellen könnte, „obwohl mir eine Frau lieber wäre“.

Auf die Frage Thonigs, welche Gedanken sie zur momentanen Situation habe, die alle sehr beschäftige, bekommt er ein klares Bekenntnis zum Asylrecht für politisch Verfolgte zu hören, gekoppelt mit dem Hinweis, dass das Asylrecht allerdings vielfach ausgenutzt werde. „Wir werden ein großes Sicherheitsproblem bekommen“, prophezeit sie, „die Sicherheit, die wir gewöhnt waren, zu haben, wird es nicht mehr geben“ und rät: „Genießen Sie das Golfspielen, solange es noch geht.“