Rennertshofen
"Gruselkabinett" mit Hofreiter und Roth

CSU-Aufsteiger Markus Blume befeuert beim Rennertshofener Starkbierfest den Wahlkampf

26.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Derbleckte die Rennertshofener High Society: Anton Ruf bei seinem Debüt als Fastenprediger beim Starkbierfest im Welschbräu-Saal. - Fotos: Schanz

Rennertshofen (DK) Worauf setzt die CSU im Wahlkampf? Beim Rennertshofener Starkbierfest legte der neue stellvertretende Generalsekretär die Trümpfe auf den Tisch: Drohszenarien von einer linken Regierung und konservative Werte. Fastenprediger Anton Ruf nahm sich die Ortspolitik zur Brust.

Am Vormittag hatte Markus Blume in München noch mit der CSU-Spitze und dem Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl über dem Wahlprogramm gebrütet - am Abend hatten beide mit den fast 200 Zuhörern im Rennertshofener Welschbräusaal das perfekte Publikum für einen Testlauf.

Ausgeglichener Haushalt, Mütterrente, Erbschaftssteuer, Länderfinanzausgleich und Pkw-Maut: Die Wahlversprechen seien gehalten worden, bilanzierte Brandl und holte dann zum Rundumschlag aus: "Wer heute AfD wählt, kann morgen eine linke Regierung bekommen". Um das Drohszenario mit einem Kanzler Schulz auszuschmücken, reichte schon der Name Hofreiter. Und zur Sicherheit: Wagenknecht.

"Dieses Schattenkabinett ist ein Gruselkabinett", schlug Blume in dieselbe Kerbe und nannte noch Claudia Roth als Verteidigungsministerin. Der Heilige St. Martin habe geteilt, was er am Leib hatte; Martin Schulz verteile, was ihm nicht gehöre, attackierte Blume den SPD-Hoffnungsträger.

Seit dem 30. Januar ist Blume stellvertretender Generalsekretär und "laut dem Parteivorsitzenden eines der größten Talente der CSU", wie ihn Brandl vorstellte. Der frühere Unternehmer aus München gilt als Texter des Parteiprogrammes - und so skizzierte er die Kernbotschaften der CSU. Die "Leitkultur einer offenen und freien Gesellschaft" müsse verteidigt werden. Toleranz dürfe nicht mit Beliebigkeit verwechselt werden. Der liberale Rechtsstaat müsse wehrhaft sein: Abschiebungen müssten durchgesetzt werden - als abschreckendes Beispiel nannte Blume die rot-grüne Innenpolitik in Nordrhein-Westfalen - ein "Sicherheitsrisiko". Eine Obergrenze für Flüchtlinge sei "selbstverständlich nötig": "Eine Gesellschaft, die ihre Grenzen nicht kennt, ist zum Scheitern verurteilt", sagte Blume - ohne jedoch den Namen Merkel zu nennen, die sich strikt gegen eine Obergrenze stemmt. Hier wagt die Partei einen schwierigen Spagat im Wahlkampf - die CSU-Wähler rechts umschmeicheln, ohne, wie über Monate geschehen, die CDU-Bundeskanzlerin zu kritisieren. Und wenn alle Stricke reißen: Hofreiter, Hofreiter, Hofreiter.

Dann ging's von der Bundesebene auf die lokale Bühne. Das Gewand des Fastenpredigers, das Alfred Ehrnstraßer "aus privaten und gesundheitlichen Gründen" abgestreift hatte, war für Anton Ruf zwar noch etwas groß, doch der Neue legte ein gutes Debüt hin, wenn auch mit ein paar Längen. Bürgermeister "Schorschi" Hirschbeck bekam freilich als Erster sein Fett weg: "Nur über meine Leiche kommt der Polder", zitierte Ruf den Bürgermeister. "Was macht Rennertshofen dann, wenn Du in der Polderwand einbetoniert bist" Lässt sich denn nicht ein brütender Uhu finden, der das Vorhaben stoppt? Oder sollte man Heinrich Müller ins Poldergebiet umsiedeln? "Das einzige verbliebene Exemplar der SPD ist bestimmt geschützt", so der Prediger. Von Horst Seehofer ("Fährt mit Wechselstrom Eisenbahn") über Johann Muschler ("Der Stechmücken-Don-Quijote aus Riedensheim") bis zu Ludwig Bayer ("Der soll im Bauernverband stachelfreie Schnaken züchten") bekamen fast alle eine Breitseite. Reinhard Brandl wollte der Prediger mit der Riedensheimer Feuerwehrkommandantin verkuppeln und Pfarrer "Tebartz-van Guggemos" wünschte er viel Erfolg beim Bau "seines Schlosses Versailles" in Form eines Pfarrheims, "wo sich jeden Samstagnachmittag die gläubigen FC-Bayern-Anhänger versammeln". Treidelheim benannte er wegen des großen Baugebiets in "Dubai von Rennertshofen" um, und Emskeim bekam es wegen der stinkenden Abwasserverrohrung besonders dick ab: "Sind Emskeimer da? Ich riech gar nix!". Die Highlander im Saal buhten und lachten.