Rennertshofen
"Das bringt das Fass zum Überlaufen"

Rennertshofen signalisiert deutliche Ablehnung gegen Stauzielerhöhung bei Bertoldsheim

26.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Als Folge des täglichen Schwellbetriebes, wenn das Kraftwerk am meisten Strom produziert, liegen Teile des Stausees bei Niedrigwasser trocken.

Rennertshofen (DK) Die geplante Stauzielerhöhung am Wasserkraftwerk Bertoldsheim um 20 Zentimeter stößt in Rennertshofen auf deutliche Ablehnung. Betreiberfirma Uniper stellte die Pläne zur Strommaximierung am Dienstag im Marktgemeinderat vor und musste sich Kritik anhören.

Höhepunkt der mehr als dreistündigen Mammutsitzung war der Vortrag der Uniper-Vertreter, die vorher schon im Neuburger Stadtrat vorgesprochen hatten (wir berichteten). Das Unternehmen beabsichtigt, an mehreren Kraftwerken das Wasser höher einzustauen, um mehr Strom produzieren zu können. In Bergheim soll der Pegel um 50 Zentimeter steigen, am Bertoldsheimer Kraftwerk um 20 Zentimeter, um die bestehenden Anlagen noch besser ausnutzen zu können: Um elf Millionen Kilowattstunden würde dadurch die Stromproduktion im Jahr ansteigen. "Dies ist ausreichend für einen ganzen Tag CO2-freien Zugverkehr in Bayern", sagte Richard Hermann von Uniper.

Bevor es in die Details ging, machte Bürgermeister Georg Hirschbeck (CSU) klar: "Gegen die Stauzielerhöhung bestehen aus unserer Sicht große Bedenken." Grundwassererhöhung, Vernässung und neue Brutplätze für Schnaken nannte er als Stichworte.

Die Uniper-Leute versuchten, die Bedenken zu zerstreuen. Anhand eines Gutachtens des Ingenieurbüros Fichtner zeigten sie, dass sich die Stauzielerhöhung rechnerisch nur gering auf das Grundwasser auswirken würde. "Im Bereich des Stauseedammes haben wir überhaupt keine Auswirkungen", sagte Roman Töpler, Leiter der Kraftwerksgruppe Donau. Lediglich weiter stromaufwärts bei Marxheim seien leichte Erhöhungen zwischen einem und eineinhalb Zentimetern prognostiziert. Hier werde es ein Monitoring geben, um Veränderungen festzustellen. Außerdem plant Uniper eine Beweissicherung: Der Ist-Zustand der Gebäude in diesen Gebieten soll festgehalten werden, um später Ansprüche geltend machen zu können. "In der Gemeinde Rennertshofen ist keine Erhöhung der Grundwassertiefe zu erwarten", sagte Töpler.

"Wenn Hochwasser am Anrollen ist, werden wir vorher absenken, durch die Stauzielerhöhung entstehen keine negativen Auswirkungen", sagte Hermann. Die Auswirkungen auf das Grundwasser seien durch Hochwasser viel größer, als das durch die Stauzielerhöhung der Fall sei. Auch müsse der bestehende Damm nicht verändert werden, lediglich am Kraftwerk selbst bräuchte es ein paar Umbauten. "Die neue Fischtreppe ist bereits auf eine Stauzielerhöhung ausgelegt." Für die Natur entstünden keine negativen Folgen, die Vogelinsel bleibe, lediglich kleinere Schilfzonen würden häufiger überspült. "Es wird keine Zunahme der Vernässungen landwirtschaftlicher Flächen infolge der Staunässe erwartet."

Die Gemeinderäte ließen sich offensichtlich nicht überzeugen. "Das ist das falsche Thema zur falschen Zeit", sagte Peter von der Grün (FW). "Die Gemeinde sieht sich gerade zwei Donaupoldern ausgesetzt, und jetzt setzen Sie noch eins drauf. Das bringt das Fass zum Überlaufen." Die 800 Mitglieder der Bürgerinitiative gegen den Flutpolder Bertoldsheim seien auch gegen die Stauzielerhöhung, sagte von der Grün und sprach von "Maximierungsgedanken auf Kosten der Anwohner". Töpler beschwichtigte, man plane hier nichts völlig Neues: Bereits 1971 habe man ein höheres Stauziel um 20 Zentimeter genehmigt bekommen, allerdings nur im Hochwasserfall. Das wolle man nun ganzjährig nutzen.

Ludwig Bayer (FW) forderte eine Ausbaggerung des Stausees und eine Absenkung im Hochwasserfall. "Dadurch würden 600 000 Kubikmeter Wasser mehr Platz finden." Auch Theo Rehm (CSU), Heinrich Müller (SPD) und Alexander Weigl (AB) forderten das. Töpler erklärte hingegen, selbst ausgebaggert würde der Stausee im Hochwasserfall sehr schnell volllaufen, die Hochwasserwelle lasse sich dadurch nicht kappen. Josef Spenninger (FW) fragte, warum es denn eine Beweissicherung brauche, wenn doch keine Auswirkungen zu erwarten seien. Für die Stauzielerhöhung argumentierte keiner der Volksvertreter.

Uniper schlug vor, eine Informationsveranstaltung für die Bürger zu organisieren, um Bedenken auszuräumen. Das begrüßte das Gremium. Der Zeitplan sieht vor, im nächsten Frühjahr die Bürger zu beteiligen, im März 2017 die Genehmigungsunterlagen beim zuständigen Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen einzureichen, im Winter 2017/2018 mit den Umbauarbeiten am Kraftwerk zu beginnen und ab Frühjahr 2018 mit der Stauzielerhöhung zu beginnen.

Vorher werde es einen Probebetrieb geben, parallel dazu solle das Monitoring des Grundwassers stattfinden. Als es darüber zu Missverständnissen kam, wurde es sogar laut im Sitzungssaal: Bürgermeister Hirschbeck hakte mehrmals sichtlich verärgert nach - das Thema Stauzielerhöhung wird den Gemeinderat sicher noch öfter beschäftigen.