Rain
Die Natur hat nicht mitgespielt

Heuer deutlich weniger Rüben für Zuckerfabrik – Kampagne dauert 81 Tage

07.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:35 Uhr

In der schwäbischen Zuckerfabrik Rain am Lech dampfen wieder die Schlote (Bild oben). Das Werk verarbeitet heuer „nur“ eine Million Tonnen Zuckerrüben (links), unter anderem zu Feinzucker in der Ein-Kilo-Packung (rechts). Der Rainer Zucker reicht für fünf Millionen Verbraucher - Fotos: r

Rain (r) Den Lauf der Natur bekommt auch die Zuckerfabrik Rain zu spüren. Nach den ausgesprochenen Rekordjahren 2012 und 2011 fällt die Rübenkampagne 2013 wesentlich bescheidener aus. Sie hat am Samstag begonnen und dauert diesmal nur 81 Tage.

Der drastische Rückgang hängt freilich auch mit der Geschäftspolitik zusammen. Südzucker hat die Anbaufläche für sein schwäbisches Werk Rain am Lech um 18 Prozent reduziert. Etliche Landwirte mussten ihre Anbauverträge aufgeben. „Wir müssen die Produktion dem Zuckermarkt anpassen“, sagt Direktor Wolfgang Vogl dazu.

Die Einschränkung war bereits in den Anbauempfehlungen für 2013 enthalten. „Die Landwirte müssen sich danach richten, es ist quasi ein freiwilliges Muss“, sagt BBV-Kreisobmann Ludwig Bayer dazu. Dass die Natur die Erträge heuer weiter zurückschraubt, damit müsse man leben. Vielleicht folgen 2014 wieder höhere Erzeugerpreise, hofft BBV-Mann Bayer.

Das miserable Frühjahrswetter machte den Rübenanbauern einen Strich durch die Rechnung. Die Bauern konnten erst spät säen, und im kalten Mai entwickelten sich die Pflanzen nur in Zeitlupe. „Das Hochwasser kam auch noch dazwischen“, ergänzt Direktor Wolfgang Vogl. Anfang Juni standen im Donautal tausende Hektar unter Wasser.

Der Hochsommer sorgte dann doch noch für einen Schub, sodass ein Durchschnittsertrag von rund 68 Tonnen Rüben pro Hektar zu Buche steht. 2011 gab es den Sensationsertrag von 89 Tonnen pro Hektar.

Der Zuckergehalt (Polarisation) erreicht heuer gute 18 Prozent. Insgesamt rechnet die Zuckerfabrik Rain mit einer Million Tonnen Rüben – ähnlich wie das Werk im niederbayerischen Plattling. Dort lief ebenfalls am Samstag der Tag-und-Nacht-Betrieb an.

Täglich karren 20 und mehr Lastwagen nonstop die Frachten zur Entladestation in Rain. Mit 14 000 Tonnen täglich ist die Fabrik zu „füttern“. Deshalb macht sich die Kampagne auf den Zufahrtsstraßen nach Rain, insbesondere auf der B 16, bemerkbar.

Bei 81 Kampagnetagen ist mit einem Abschluss zwischen Weihnachten und Neujahr zu rechnen. 2012 reichte die Rainer Kampagne (124 Tage) weit in den Januar hinein. 2011 waren es sogar 136 Tage. Damals verzeichnete das Werk mit rund 260 000 Tonnen Zuckerertrag aus 1,6 Millionen Tonnen Rüben eine ausgesprochene Rekordsaison. Sie füllte die Silos, darunter auch den neuen 55 000-Tonnen-Behälter. Diese Investition habe sich bestens bewährt, sagt Direktor Vogl. Südzucker steckte wieder über fünf Millionen Euro in die schwäbische Dependance. Für das Jahr 2014 plant man den Einbau einer Anlage zur Nutzung der Abwärme zum Trocknen der Rübenschnitzel.