Oberhausen
Vom Ende der Gentechnik

Bertram Verhaags Film "Code of Survival" stößt in Oberhausen auf großes Interesse

13.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

Von den Folgen der Gentechnik in der Landwirtschaft, von Superunkräutern, Pflanzenvernichtungsmitteln und völlig anderen landwirtschaftlichen Methoden, berichtet Bertram Verhaags Film "Code of Survival". - Foto: Pandorafilm

Oberhausen (DK) Beinahe voll war der zum Kinosaal umgebaute Gemeinschaftsraum in Oberhausen, als der preisgekrönte Film "Code of Survival" des Regisseurs und Produzenten Bertram Verhaag aus München gezeigt wurde. Günter Krell, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz, eröffnete den Abend mit der Hausherrin und Vize-Bürgermeisterin Mini Forster-Hüttlinger und begrüßte dabei besonders Landwirte, Gemeinderäte, Jäger sowie alle Gäste, die sich für die so entscheidende Frage des Filmtitels, "Wie wir Menschen quasi überleben können", interessierten.

Der Film wird mutig mit dem Untertitel "Geschichte vom Ende der Gentechnik" eröffnet, was sich im Laufe der Dokumentation an Beispielen in den USA deutlich zeigt. Dort führt der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen, mit Mengen von Pestiziden, ganz besonders mit dem Wirkstoff Glyphosat, längst zu Problemen. Immer mehr Unkräuter bilden Resistenzen, die in manchen Regionen, trotz hoher Düngung und mehrfacher Herbizidbehandlung, viele Äcker nahezu wertlos machen. Auch in Europa und Deutschland werden diese Pflanzenvernichtungsmittel seit Jahrzehnten unter dem Handelsnamen Roundup vermarktet. Der Kinofilm vermittelt eindrucksvoll, wie zum Beispiel der 2017 gestorbene Ibrahim Abouleish unter extremen Bedingungen in Ägypten innerhalb von 30 Jahren auf kargen Böden eine hoch effektive Landwirtschaft aufbaute. Er zeigt, wie gesunder Boden vornehmlich mit Kompost, ohne synthetische Düngung und Pflanzenschutzmittel geschaffen werden kann. Die "Nachhaltigkeit ist eine der wichtigsten Herausforderungen und das bedeutet, heute Lebensbedingungen zu schaffen, die noch zukünftige Generationen in Würde leben lassen", so Abouleish.

Ein Beispiel aus der Nähe zeigen die Filmsequenzen von den Getreideäckern mit Emmer und Dinkel des Öko-Landbau-Pioniers Franz Aunkofer bei Kelheim. Eine beeindruckende Vielfalt seiner Felder mit Gehölzstreifen zeugen von verantwortungsvollem Umgang mit Tier und Natur. Ganz besonders sichtbar wird dies in seiner Schweinehaltung im Familienverband, wo mehrere Muttersauen zusammen mit Ferkeln, Läufern und selbst dem Eber auf Stroh und in geräumigen Freilaufställen gehalten und mit gentechnik- und pestizidfreiem Futter gemästet werden. Das sind Lebensmittel, die er mit gutem Gefühl und Erfolg selbst vermarktet.

Nachdenklich stimmte die Gäste, dass gentechnisch veränderte oder durch Glyphosat beeinflusste Pflanzen das Viehfutter nachteilig verändern, ja wertloser machen und dies auch bei den Tieren Schäden hinterlässt. Nicht zuletzt wird dies über die Nahrung auch beim Menschen bemerkbar. Im Film wird erwähnt, dass nach dem Ausstieg aus dem Glyphosat und GVO-geprägten Tierfutter innerhalb eines Jahres die Tierarztkosten um 80 Prozent zurückgegangen sind und sich das Tierverhalten verbesserte.

In der recht lebhaften Diskussion im Anschluss an den Film äußerte sich eine Landwirtsfamilie aus der Umgebung, wie sie auf geneigten Äckern ohne Glyphosat die gewünschte Winterbegrünung für die Neuaussaat im Frühjahr zurückdrängen können. Dass dies geht, zeigt die Landwirtschaft auf Gut Dittenfeld nach dem Prinzip der IG gesunder Boden, die bereits glyphosatfrei wirtschaftet, wie ein Diskussionsteilnehmer bemerkte. Das sind sicher große Herausforderungen für die Bauern, die hierfür auch die Unterstützung der Gesellschaft brauchen.

Mini Forster-Hüttlinger erzählte von einem kurzen "Ausflug" ihres Hundes in ein mit Pflanzenschutzmitteln behandeltes Feld, der danach nur durch den Einsatz eines Tierarztes wegen einer Vergiftung gerettet habe werden können. Krell erwähnte, dass es alle angehe und wir uns diesen Themen stellen und überdenken sollten, wie wir mit den Böden umgehen, im eigenen Garten, oder beim Einkauf. Auch die Gemeinden können da einen Beitrag leisten - oft nur symbolisch, wie dies unlängst der Kreis Neuburg-Schrobenhausen mit einem Glyphosatverzicht auf seinen Flächen entschied. Mit einem Blick auf die Verantwortung der Kirchen und wie diese mit ihren eigenen Flächen im Sinne der Schöpfung künftig umgehen, schloss Krell den Filmabend.