Oberhausen
Furioses Jahreskonzert

25.05.2010 | Stand 03.12.2020, 3:59 Uhr

Taktstockübergabe von Alexander Großnick (l.) an Paul Dieterle.

Oberhausen (DK) Die "Hochburg der Blasmusik" lag am Samstagabend in Oberhausen. So würdigte Bezirksmusikdirigent Hans Speth das bestens aufgestellte Ensemble, das mit einem furiosen Jahreskonzert in der Mehrzweckhalle auftrumpfte.

Zwar mussten die Musiker im Vergleich zu den Vorjahren einen gewissen Zuschauerschwund – geschuldet dem Champions-League-Finale zwischen dem FC Bayern und Inter Mailand – hinnehmen, dennoch gab es stürmischen Beifall, Bravorufe und Standing Ovations. Verdient, denn das facettenreiche Programm bewies, wie wandlungsfähig und nuancenreich der mächtige Klangkörper zu spielen vermag.

In gelungener Mischung aus bekannten Melodien und interessanter zeitgenössischer Musik, aus Ohrwürmern, klassischen Märschen und konzertanten Werken bot das etwa 35-köpfige Ensemble einen wunderschönen Musikabend.

"Die Sonne geht auf" verkündeten die Bläser zu Beginn – zum letzten Mal unter Leitung von Alexander Großnick, der den Taktstock anschließend symbolisch und endgültig an Paul Dieterle übergab, der seit Januar den Ton in Oberhausen angibt.

Auch bei der Jugendkapelle gab es kürzlich einen Wechsel von Regina Reißner zu Daniela Appel. Der 21-Jährigen war absolut nicht anzumerken, dass sie ihr erstes Konzert mit dem gut 20 Musiker starken Ensemble gab, das ebenso selbstbewusst und munter aufspielte wie die junge Dirigentin mit Verve zu leiten verstand.

Christine Reißner und Andrea Kruck führten durch das abwechslungsreiche Programm der Jugend, das mit dem schlagzeugbetonten Bandroom Boogie einsetzte, die schwung- und erwartungsvolle SMS-Polka an die Konzertbesucher versandte, modern auftrumpfte mit "You raise me up" und mit Neil Diamonds "I’m a Believer" und Abbas "Hits for Kids" in die jüngere Vergangenheit zurückreichte. Mit der Zugabe bedankten sich die Nachwuchstalente der Oberhausener Blaskapelle und intonierten ein beschwingtes "Thank you for the Music".

Die Großen indes nahmen ihr Publikum auf eine musikalische Weltreise mit, durch die Petra Hiebl mit informativer und kurzweiliger Ansage führte. Erste Station war Italien und wer könnte südländisches Temperament und Lebensfreude besser verkörpern als Giuseppe Verdi? Ein fulminanter Melodienreigen aus La Traviata, Rigoletto und Troubadour erklang und natürlich durften weder der Triumphmarsch aus Aida noch der Gefangenenchor aus Nabucco fehlen.

Mit Dakota von Jacob de Haan sprangen die Musiker zum einen über den großen Teich zu den Sioux-Indianern, zum anderen absolvierten sie einen Zeitsprung zu zeitgenössischer Musik, wobei Haan seiner Fünf-Satz-Komposition eine alte Indianermelodie zugrunde legte. Der tschechische Marschkönig Julius Fucik kam mit den Regimentskindern ebenso zu Ehren wie der Komponist der Dreigroschenoper Kurt Weill, dem Peter Kleine Schaars "Three Aspects" gewidmet hat.

In den fernen Osten entführten "Tokio Adventures" von Luigi di Ghisallo, der fremdartige Traditionen mit moderner Technologie in seiner Musik verband. Dirigent Dieterle versteht es, anspruchsvolle Werke auszuwählen, die seine Musiker fordern, aber nicht überfordern. Ein absolut gelungenes Programm, das Mit dem "Phantom der Oper" nicht enden durfte. Drei Zugaben erklatschten sich die begeisterten Zuhörer und wurden mit dem Kaiserjägermarsch, der Filmmusik der "Kleinen Strolche" und noch einmal Verdis Triumphmarsch belohnt.