Neuburg
Per Fax das Gehalt auf 5000 Euro verdoppelt

Kreis-Lebenshilfe entlässt Geschäftsführer – Staatsanwalt ermittelt wegen Unterschlagung

18.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:17 Uhr

Im Maria-Weigl-Haus an der Joseph-Haydn-Straße wohnen 55 behinderte Menschen. Nach den Turbulenzen um die Geschäftsführung hofft die Lebenshilfevereinigung 2014 wieder auf ruhigere Zeiten - Foto: r

Neuburg (r) Die Kreisvereinigung der Lebenshilfe hat den Geschäftsführer ihres Behindertenwohnheimes gekündigt, aus dem Verein ausgeschlossen und angezeigt. Der 46-Jährige soll eigenmächtig sein Gehalt verdoppelt und sich außerdem noch 18 000 Euro „genehmigt“ haben.

Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt bestätigt den Eingang der Anzeige. „Wir ermitteln wegen Unterschlagung“, sagt Behördenchef Helmut Walter dazu. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Kriminalpolizei seien jedoch erst im Anfangsstadium.

Die „Lebenshilfe für geistig Behinderte Neuburg-Schrobenhausen e.V.“ – nicht zu verwechseln mit der Lebenshilfe der Region Ingolstadt – führt in Neuburg ein Wohnheim für derzeit 55 behinderte Menschen. Den Betrieb des „Maria-Weigl-Hauses“ finanziert weitgehend der Bezirk Oberbayern. Im Sommer 2012 stellte die gemeinnützige GmbH den 46-jährigen Sachsen als hauptamtlichen Geschäftsführer ein. Bis dato war die Landkreis-Lebenshilfe stets ehrenamtlich von engagierten Leuten wie Sabine Regnat, Günter Kalleder oder Gerhard Stoll geführt worden. Aufgrund des Haushaltsvolumens „hat uns die Bank jedoch empfohlen, einen Hauptamtlichen einzustellen“, erklärt Uwe Jackisch, Vorsitzender der Lebenshilfe Neuburg-Schrobenhausen.

In die Startphase des neuen Geschäftsführers fiel die Trennung von der Arbeiterwohlfahrt. Die AWO hatte zusammen mit der Lebenshilfe das Heim aufgebaut und geführt. Zuletzt gab es Auseinandersetzungen wegen der Mehrheitsverhältnisse. Die AWO zog sich gegen 100 000 Euro Ablöse zurück.

Gleich zum Neustart ohne AWO Anfang 2013 soll sich der 46-jährige Geschäftsführer sein Gehalt von 2300 auf 5000 Euro erhöht haben – per Fax an die beauftragte Lohnbuchhaltungsfirma. „Das Fax liegt uns vor“, sagt Vorsitzender Jackisch. Wegen einer längeren Erkrankung sei ihm erst im Herbst das Doppelgehalt aufgefallen, der Vorstand sei aus allen Wolken gefallen.

Genehmigt gewesen seien lediglich 20 000 Euro, die der Bezirk als „Verwaltungspauschale“ überwiesen habe. Der Geschäftsführer war damit offenbar nicht zufrieden gewesen. Er habe sich außerdem bereits im Januar 18 000 Euro der Wohnstätten GmbH unberechtigt auf sein eigenes Konto überweisen lassen. Im Oktober ging das Geld wieder zurück an die Lebenshilfe.

Der beschuldigte Geschäftsführer war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Vereinschef Uwe Jackisch spricht von einer „großen menschlichen Enttäuschung.“ Der Bäderchef der Neuburger Stadtwerke hatte den 46-Jährigen als Praktikanten bei den Stadtwerken kennengelernt und letztlich als Geschäftsführer der Lebenshilfe empfohlen.

Die Kreisvereinigung verschiebt ihre Mitgliederversammlung auf 2014, um das Ermittlungsverfahren abzuwarten. Ziel ist die Absicherung der Gemeinnützigkeit und die Einstellung eines neuen Geschäftsführers. Bei den fälligen Neuwahlen will sich Uwe Jackisch wieder zur Verfügung stellen. Er sei mitschuld an der Misere und wolle die Landkreis-Lebenshilfe wieder in ruhiges Fahrwasser bringen: „Deshalb werde ich jetzt nicht abtauchen.“