Neuburg (DK) Die ganze Stadt trägt wieder Renaissance: Vom 28. bis 30. Juni sowie vom 5. bis 7. Juli geht die 22. Auflage des Neuburger Schlossfestes über die Bühne. Streng der Geschichte verpflichtet und doch offen für Neuheiten – so wird das Fest der Feste, das die fürstliche Pracht von dereinst wieder entfacht.
Das 17-köpfige Schlossfest-Komitee des Verkehrsvereins, der im Herbst sein 100-Jähriges feiert, möchte dabei nichts dem Zufall überlassen: Ein „gelebtes Sicherheitskonzept“, wie Stadthauptmann Alois Thumann und Tobias Pallmann vom Technischen Hilfswerk betonten, sei bis ins Detail umgesetzt worden. „Um Fluchtwegeschilder sind wir leider nicht herumgekommen.“ Aus Kostengründen sei ein wenig an der Preisschraube gedreht worden, begründete Marktvogt Friedhelm Lahn: Der Einlass pro Tag kostet jetzt vier Euro, das Wochenende acht Euro. Die Plaketten ziert in diesem Jahr das Konterfei von Ottheinrichs geliebter Gattin Susanna.
„Wir möchten weiterhin ein Familienfest bleiben“, meinte Lahn, der auf weitere Investitionen hinwies. Ein neuer Flyer, der übersichtlicher gestaltet sei, liege in einer Auflage von 38 000 Stück auf, Innovationen habe auch die Internetseite (www.schlossfest.de) erfahren. Der Bierpreis bleibe wie 2011: 3,30 für die Halbe und 3,50 Euro für ein Weizen. Außerdem müsse jede Schankstätte ein nichtalkoholisches Getränk für 1,50 Euro anbieten. Jugend und Alkohol – darauf möchte Thumanns Stadtwache verstärkt ein Auge haben. Seine 230 Mitglieder würden in Einzelfällen auch Kontrollen veranlassen, um wilde Besäufnisse präventiv zu verhindern.
Daneben blüht freilich Zeitkolorit, der ganze Glanz aus der Epoche des kunstsinnigen Kurfürsten wieder auf: 140 Fieranten bieten urtümliche Waren an, erstmals ist es laut Marktwaibl Manfred Neumaier gelungen, im Harmoniehof einen kleinen Handwerkermarkt zu etablieren, bei dem unter anderem Steinmetz, Kalligraph & Co. ihre Künste zeigen. Zugunsten der Sicherheit sei die Ständelandschaft etwas entzerrt worden. Obligat sind Badestube, Münzprägestätte und die Josefstraße, die mit Brettspielen und Malerei zur Kinderstraße avanciert.
Ein Novum der naturkundlich-technischen Art beherbergt der Hof der Maria-Ward-Schule: Dort tritt das Jagdgeschwader 74 in einer ganz anderen Rolle in Erscheinung. In einer Inszenierung spüren die Soldaten Leonardo da Vinci und dessen berühmten Fluggerätstudien nach – und zwar an einem Objekt mit sechs Metern Spannweite, das von einem Lager italienischer Soldaten flankiert wird.
Änderungen im Zeichen der Authentizität erfahren auch die Tanzspiele im Schlosshof, wie Nicola Kloss ausführte: Für die Kleinen schrieb Angela Kockers, die Leiterin der Städtischen Schule für Tanztheater, ein ganz neues Stück, das historische Tänze in den Mittelpunkt stellt. Jugendliche des Descartes-Gymnasiums musizieren. Kloss selbst entwarf die Inszenierung für die Erwachsenen, die sich auf Tanz, Gesang und Musik konzentriert, eingebettet in ein Theaterstück über die Liebe und unterstützt von Moriskentänzern, Feuerspuckern, Spielleuten und Fahnentänzern. Daneben gibt es acht Hofkonzerte, die den Trubel draußen auf den Straßen vergessen lassen.
Ein roter Faden zieht sich laut Bernd Winkler durch die Reiterspiele im Marstallhof. Dazu trügen unter anderem Sepp Egerer als reitender Hofnarr und Kerstin Hochstädter als Hexe bei. Wolfgang Rüppel bleibt der Herold. Rollstuhlfahrer erhalten erstmals ein eigenes Podest.
Prominenter Besuch adelt auch dieses Schlossfest. Ministerpräsident Horst Seehofer wird zum Festzug (7. Juli, ab 11 Uhr) erwartet. Markus Söder, der gegen Mittag zum Tag der offenen Tür im Neuburger Schloss am 28. Juni kommen soll, verfehlt die Eröffnungsfeierlichkeiten des Schlossfestes, die um 17 Uhr mit der Ankunft der Prinzen in Zillen am Donaukai beginnen. Zumindest aber will die Stadtwache den bayerischen Finanzminister in einen Umhang gewanden und ein Stück weit eskortieren. Daneben werden Gäste aus Italien, Dortmund und Sète zum Neuburger Fest der Feste begrüßt.
