Neuburg
Winterpatrouille im dichten Schneegestöber

07.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:12 Uhr

Gezielter Hammerschlag: Handwerkliches Geschick hinterfragte Neuburgs Feuerwehr diesmal bei den Reservisten.

Neuburg (DK) "Wintermarsch" nennt sich das paramilitärische Unterfangen der Neuburger Reservisten, und eine echte Winterübung wurde es dann in der Tat. Noch am Freitagabend hätte sich diesen neuerlichen Wintereinbruch niemand träumen lassen. Desto perplexer die Überraschung am frühen Morgen.

Aber was ein echter Reservist ist, lässt sich davon nicht schocken und auf keinen Fall von seinem Vorhaben abbringen: Zehn Mannschaften beteiligten sich am diesjährigen Wintermarsch der Reservistenkameradschaft, die selbst an diesem Tag passiv bleibt, das ganze Unterfangen wie stets mustergültig vorbereitet hatte und durchzog.

Aus ganz Bayern kamen die jeweils vier Mann starken Trupps, eine echte Winterreise quer durchs Land hatte die Partnervereinigung aus Bad Segeberg schon vor dem eigentlichen Start hinter sich. Vor einem lagen hier 16 Kilometer durch eine so ziemlich alle Varianten bietende Landschaft, glatte Pisten, matschigen Untergrund, ordentliche Verwehungen, kaum mehr sichtbare Wege irgendwo zwischen Saliter, Alter Burg und Kreut hinüber bis an die Sehensander Flur.

Der Marsch ist dabei eigentlich nur das "Beiwerk". Um Punkte und Wertungen und am Ende Platzierungen, Medaillen und Pokale geht’s an den neun Stationen auf dem Weg.

Da wird nach militärischem Wissen und soldatischem Können gefragt wie bei einer Mörserstellung, wo Transport und Aufbau erprobt werden, oder dann bei den Reservisten der Ingolstädter Fallschirmspringer, wo sich Zielsicherheit wie taktisches Hantieren beim Umgang mit Handgranaten, selbstredend nur Attrappen, erweisen müssen.

Bei anderen Stationen stehen Selbst- und Kameradenhilfe auf dem Prüfstand oder das Erkennen Internationaler Schutzzeichen. Ganz spektakulär schon beim Zusehen und erst recht bei diesem Wetter: Station 3. Über eine kleine, aber ordentliche Schlucht unweit der Alten Burg hat das Technische Hilfswerk im Vorfeld einen so genannten Seilsteg gespannt, sprich ein Seil unten zum Gehen oder Gleiten und ein zweites, um sich festzuhalten und als zusätzliche Sicherung. Passieren in dem Sinn kann eigentlich nichts, eine ganz schön wackelige und allemal schwindeleinflößende Angelegenheit bleibt’s allemal.

Im engen Miteinander mit THW und Freiwilliger Feuerwehr auch an anderer Stelle, drückt sich nicht nur die gute Kameradschaft vor Ort aus, sondern ein Stück weit auch das neue Selbstverständnis der Reservisten. Gemeinsam mit den beiden Hilfsorganisationen sind die Altgedienten heute in einem Verbund für Katastrophenfälle eingebunden. Im Landeskommando Bayern wurde dafür in den vergangenen Jahren die entsprechende Struktur geschaffen. Galten Aufmerksamkeit und Interesse früher ganz der eigenen Ertüchtigung, zu zeigen auch, das Erlernte nicht verlernt zu haben, nehmen die Reservisten jetzt eine ganz offizielle Funktion ein. Die Zusammenarbeit mit FFW und THW ist denn auch ganz gezielter Sinn des Neuburger Wintermarsches, wie Oberstleutnant Hermann Hauck erläutert. Der ehemalige JG 74-Pilot, als Pensionär jetzt auch in der Gemeindepolitik in Bergheim recht aktiv, hat bei dieser Reserveübung die offizielle Dienstaufsicht im Auftrag von Landeskommandeur Oberst Johann Stadler.

Nicht allein dem diensthabenden Offizier stellt die Bundeswehr geländetaugliches Fahrzeug samt Chauffeur, auch so gibt’s jede Form von Unterstützung, die benötigt wird, vom Fünftonner über Zelte und Funkgeräte etwa bis hin zur ja auch nicht unwichtigen Verpflegung durch das JG 74.

"Das klappt wunderbar", zeigen sich Hauck wie Florian Schlamp gleichermaßen höchst zufrieden. Dem ehemaligen Stabunteroffizier oblag die komplette Planung und organisatorische Durchführung des diesjährigen Wintermarsches. Vielseitigkeit war dabei oberstes Ziel. So war etwa die Treffsicherheit nicht allein mit der Luftpistole, sondern ebenso auf der Anlage der Königlich Privilegierten mit Pfeil und Bogen gefragt.

Und voran die Freiwillige Feuerwehr unterstrich mit den Fragen an ihrer Station, die sich die beiden Löschmeister Karl Gerstner und Thomas Grägel ausgedacht hatten, den eher humorvollen Part, wenn nach den Bewohnern der Villa Kunterbunt oder den Kommissaren der Münchener Tatort-Reihe gefragt wurde. Und schaute die praktische Übung im ersten Moment auch mehr nach einem Jahrmarktsspaß aus, sollte sich bei dieser Nagelei so mancher Mann in Uniform erst erweisen.