Neuburg
Viel Andrang bei der Vernissage

Ulrike Mares, Walburga Ruhl, Horst Keim und Frank Rothe stellen aus

19.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr
Dialog mit einer Patientin mit den Ausstellenden (von links) Horst Keim, Ulrike Mares, Walburga Ruhl und Frank Rothe. −Foto: Heumann

Neuburg (lm) Auch unter der Maßgabe gleich vierer Ausstellenden war die Besucherkulisse bei der Vernissage am Donnerstag in der Geriatrie beeindruckend und in der Form auch nicht annähernd schon mal da.

Diesen Erfolg können Ulrike Mares, Walburga Ruhl, Horst Keim und Frank Rothe schon mal für sich verzeichnen.

In gleicher Weise partizipiert daran aber auch die Geriatrie. Nach dem bedauerlichen Rückzug der allermeisten privaten wie genossenschaftlichen Galerien hat sich das Krankenhaus in den zurückliegenden Jahren immer besser auch auf dem Metier der Kunstvermittlung etabliert. Der kahlen Wände überdrüssig, wollte man Farbe ins Haus bringen. Zwischenzeitlich sind es schon mehr als 20 Ausstellungen, und Chefarzt-Austragler Not-Rupprecht Siegel hat seine Galeristen-Rolle richtig schon verinnerlicht, findet in schöner Regelmäßigkeit einfühlsam in Werk wie Künstler höchst treffliche Worte bei seinen Einführungen.

Wachsende Resonanz ist schöner Lohn, und Siegel hat auch ein Händchen für das, was in die nach Kommunikation einfach verlangenden Geriatrie-Gänge passt, ja gehört. "Licht plus Farbe" sind dafür auch diesmal die prägenden Stichworte, von den vier Ausstellenden höchst unterschiedlich wie auf jeden Fall wirkungsvoll eingelöst. Zweimal Fotografie und zweimal Malerei, kraftvollst und farbenintensiv von Ulrike Mares, sublimer in Ausdruck und Technik bei Walburga Ruhl, Landschafts-Impressionen und bei Mares entsprechend expressiv immer wieder aufgeladen das verbindende Thema. Walburga Ruhl versucht sich vornehmlich mit Fundstücken aus der Natur, die noch die Spuren ehemaliger Verwendung tragen, auch in der installativen Plastik.

Anfänglich vielleicht nur eine pfiffige Idee, ist daraus mit der Zeit eine fixe künstlerische Handschrift geworden. Horst Keim schleppt zu jeder Aufnahme stets den nämlichen roten Klappstuhl mit. Längst ist der gestalterisches Element, Teil einer Gruppenaufnahme ebenso, wenn ein kompletter Feuerwehr-Trupp antritt, und dann wieder verlorenes Relikt und doch auf Punkt wie Augenblick zwingendes Element in der Landschaft. Bestechend klar in konturierendem Schwarz-Weiß, dann wieder variabler Bildbearbeitung ausgesetzt: die Portraits von Frank Rothe.

Gründe genug also, die Ausstellung bis in den Juli hinein zu besuchen. Bei der Vernissage dabei gewesen zu sein, gab es freilich noch einen ganz besonderen, so delikaten wie spritzig servierten Grund, der schmunzeln ließ und doch auch gehörig nachdenklich stimmte. Der Kammeroper- wie Luther-erprobte Georg Thaller gestaltete, von Nikolaus Weigl am Klavier begleitet, eine sogenannte musikalische Bildbetrachtung. Von Mozarts Zauberflöte über Nestroys Lumpazivagabundus spannte sich der Bogen, um beim Zigeunerbaron vor neuerlichem Correctness-Denken rasch zu verstummen. Thallers Postulat indes ist unmissverständlich: "Kunst ist nicht verhandelbar", Kunst dürfe alles, und "Kunst darf auch über alles."