Neuburg
Rauschgiftzucht neben Familienleben

36-Jähriger baute zu Hause Cannabis an Ein Jahr und zehn Monate Bewährungsstrafe verhängt

17.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Neuburg (r) Sorten wie "American Dream" und "Moby Dick" lagen verpackt in Plastiktütchen bereit zum Verbrauch - ein 36-jähriger Neuburger züchtete erfolgreich Cannabispflanzen in seinem Anwesen in einem Stadtteil.

Als die Rauschgiftproduktion aufflog, stellte die Kripo 800 Gramm des Rauschgifts Marihuana sicher.

Am Mittwoch erhielt der Produzent die Quittung für seine Anbaubemühungen: Das Neuburger Schöffengericht verurteilte den Kraftfahrer zu einem Jahr und zehn Monaten Freiheitsstrafe. Sie wird noch zur Bewährung ausgesetzt, obwohl neben Eigenverbrauch auch Handel mit den Drogen angenommen worden ist.

Der 36-Jährige war abhängig von dem Rauschgift. Er rauchte nach eigenen Angaben drei Gramm täglich. Die Utensilien zu seinem Drogenlabor hatte er in Internet bestellt und zu Hause in einem Versteck aufgebaut. "Es war die einfachste und billigste Möglichkeit, meinen Konsum zu decken", erklärte der Angeklagte im Gerichtssaal.

Von einem Weiterverkauf wollte er zunächst nichts wissen. Da kam er beim Vorsitzenden Richter Christian Veh gerade recht: "Erzählen Sie uns hier keine Geschichten, wer so viel Rauschgift herstellt, der handelt auch damit." Der Richter wollte ein Geständnis und schickte den Mann mit Verteidiger Martin Angermayr auf den Flur. Nach kurzer Beratung war das Geständnis da. Der Beschuldigte gab zu, dass er einen Teil der Drogen veräußern wollte: "Vielleicht ist das eine oder andere Gramm mal über den Tisch gegangen - aber nur an Freunde."

Die späte Einsicht und das Fehlen von Vorstrafen bewahrten den 36-Jährigen vor einer Haftstrafe. Die Polizei hatte bei der Hausdurchsuchung neben der Aufzuchtanlage Handys mit den Nummern dreier potenzieller Abnehmer sichergestellt. Gegen sie sind Ermittlungen eingeleitet.

Als erschwerenden Umstand wertete das Schöffengericht die Tatsache, dass der dreifache Familienvater seine Rauschgiftaktivitäten sozusagen im familiären Bereich abgewickelt hatte. Die Drogenabteilung war im Nebenraum einer Garage hinter einer Schrankwand verborgen. Dennoch sei immer die Gefahr gegeben gewesen, dass die Kinder - von vier bis zwölf Jahren - mit dem Rauschgift in Berührung kommen. "Das ist doch das Verantwortungsloseste, das es gibt", hielt ihm Amtsgerichtsdirektor Christian Veh vor.

Eine Familienangehörige beendete den Spuk und informierte die Polizei. Daraufhin kam es im August 2017 zur Razzia in dem angemieteten Anwesen und zur Festnahme des 36-Jährigen. Er saß bis zum gestrigen Verhandlungstag in Untersuchungshaft in der JVA Augsburg-Gablingen. Dass er den Neuburger Gerichtssaal als freier Mann verlassen konnte, verdankt er neben dem Geständnis seiner Familie und dem Arbeitgeber.

Staatsanwalt Jürgen Staudt hatte zwei Jahre und Bewährung beantragt, der Verteidiger eineinhalb Jahre. Das Schöffengericht blieb mit seinem Urteil dazwischen. Der Vorsitzende verband es mit der Warnung, die Drogentherapie fortzuführen und sich "keinerlei Auffälligkeiten in der Bewährung zu leisten".