Neuburg
Perlen barocker Saitenmusik

Kleine Konzerte in der Studienkirche: Rainer Schmidt spielt meisterlich die Zither

27.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Musiker zum Anfassen: Nach dem Konzert beantwortete Rainer Schmidt Fragen der Zuhörerinnen und stellte sein Instrument noch einmal vor. - Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) "Perlen barocker Saitenmusik" erklangen kürzlich im Rahmen der Kleinen Konzerte in der Studienkirche St. Ursula. Geschrieben wurden sie eigentlich für die Laute. Die Zither, das Instrument, das Rainer Schmidt aus Heidelberg so meisterlich zu spielen vermag, kannten die Komponisten des Barock noch nicht, es wurde erst rund 100 Jahre später erfunden. Doch die Übertragungen der in himmlische Sphären entführenden barocken Werke lässt nichts zu wünschen übrig, zumal die farbenreiche Altzither der Laute klangverwandt ist.

Fünf Komponisten, die zwischen 1676 und 1787 lebten, hat Schmidt ausgewählt und ein einstündiges, erquickendes Programm zusammengestellt, das mit der Partita D-Dur von Silvius Leopold Weiss seinen Höhepunkt findet. Weiss gilt als größter Lautenist aller Zeiten, erklärt Schmidt, der zu jedem seiner Komponisten interessante Worte findet, und ihr Werk einordnet. Weiss, so erfährt die leider recht übersichtliche Schar der Konzertbesucher, war gefeierter Virtuose und begnadeter Komponist der Barocklaute. Und er fühlte sich offenbar am sächsischen Hof in Dresden so wohl, dass er einen Ruf nach Paris für das doppelte Salär ausschlug. Menschlich dagegen scheint er schwierig gewesen zu sein, streitsüchtig vor allem, dafür von robuster Gesundheit - er überstand sowohl den Biss eines Kontrahenten in den Daumen als auch eine mehrtägige Kerkerhaft. Seiner gehaltvollen und technisch hochanspruchsvollen Musik hat der Charakter des Komponisten jedoch nicht geschadet. Die Partita entpuppt sich unter Schmidts geschickten Fingern als wunderschön eingängiges Werk, dessen sieben Sätze nachklingen.

Den Auftakt hat ein Praeludium D-Dur von Johann Georg Weichenberger gemacht, der am Wiener Hof wirkte. Seine Musik erfüllt den Kirchenraum und umschmeichelt, ja hüllt den Zuhörer ein. Ernst Gottlieb Barons Partita G-Dur kommt beinahe volkstümlich-gefällig daher, leichtfüßig, vielleicht italienisch angehaucht. Jedenfalls als deutlicher Kontrast zur Partita d-Moll von Johann Sebastian Bach, deren melancholische Züge in ihrem langsamen Mittelsatz - eigentlich ein langsamer Tanzsatz - in ihrer Emotionalität wunderschön sind. Ganz sicher italienisch inspiriert sind die "Locatelli-Variationen" von Bernhard Joachim Hagen. Der Bayreuther und später Ansbacher Hofmusiker, der leider zu Unrecht weitgehend vergessen sei, wie Schmidt bedauernd anmerkt, hat ein Menuett-Thema des italienischen Violinisten Pietro Locatelli seinen berührenden Variationen zugrunde gelegt.

Ein wunderbar beschauliches kleines Konzert mit einer Musik, die den Zuhörer trägt und Kraft gibt. Schmidt bedankt sich für den kräftigen, anhaltenden Applaus mit einer Zugabe und lässt noch einmal Silvius Weiss zu Ehren kommen, diesmal mit einem kleinen Preludium.