Neuburg
Obergrenze abgelehnt

Bei 5000 Euro Bargeld soll Schluss sein: Geschäftsleute und Seniorenbeirat sehen keine Probleme, sind aber trotzdem dagegen

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr

Größere Summen blättert Doris Pitsch (links) von der Sparkasse Neuburg-Rain nicht ständig auf den Tisch, unüblich ist es aber auch nicht. Das Geldinstitut ist gegen eine gesetzlich festgelegte Obergrenze für Bargeld. - Foto: Belzer

Neuburg (DK) In Berlin und Brüssel wird derzeit rege über eine Bargeld-Obergrenze debattiert - im Gespräch sind 5000 Euro. In Neuburg sieht man der möglichen Änderung gelassen entgegen - wobei durchaus auch Kritik formuliert wird.

5000 Euro - das ist schon ein gewaltiger Betrag. Wie oft im Leben kauft man etwas, das so teuer ist? Wohl eher selten, außer vielleicht ein Auto. Oder man baut ein Haus und muss hohe Handwerkskosten begleichen. Doch weder Kreishandwerksmeister Hans Mayr noch Eveline Hölzl vom Autohaus Schweitzer sehen in der Obergrenze ein Problem - zumindest in geschäftlicher Hinsicht. "Das ist eine Einschränkung der Freiheit für jeden Bürger", findet Mayr. "So sehe ich das privat. Aber geschäftlich ist das weniger wichtig." Bei ihm bezahle ganz selten jemand bar. "Vor 30 Jahren hat schon ein Kunde mal 5000 oder 10 000 Mark auf den Tisch gelegt, aber das haben wir dann sofort auf die Bank gebracht, so viel Geld hat man nicht gerne in der Tasche." Heutzutage sei es schon auffällig, wenn jemand mit mehreren Tausend Euro daherkomme.

Diese Erfahrungen kann Eveline Hölzl nur bestätigen. "Vielleicht bezahlt ein- oder zweimal im Jahr ein Kunde sein Auto in bar. Aber im Grunde ist das kein Thema für uns." Ähnlich wie Mayr ist die Geschäftsführerin auch gar nicht sonderlich erpicht darauf. "Man muss es dann gleich wegbringen." Bei Gebraucht- oder Winterwagen für 1000 oder 2000 Euro komme es schon mal vor, dass ein Kunde Geldscheine auf den Tisch blättere - alles, was darüber hinaus geht, werde in aller Regel überwiesen. Selbst wenn jemand von weiter weg einen Wagen kauft und den Betrag nicht vorher überweist, dann sei das kein Problem. "Entweder die Leute kommen noch einmal, um das Auto zu holen, oder ich schicke den Fahrzeugbrief erst zum Kunden, wenn das Geld überwiesen wurde." Persönlich ist sie trotzdem gegen eine Obergrenze. "Geld ist Geld. Jeder soll zahlen, wie er will. Und wenn jemand kein Vertrauen mehr in Banken hat und lieber sein Geld daheim hortet, dann ist das seine Sache."

Renate Wicher, Vorsitzende des Seniorenbeirats, hat nichts gegen eine Bargeld-Obergrenze einzuwenden. Üblicherweise sind es Rentner, die sich unsicher im Internet fühlen und vor Online-Überweisungen zurückschrecken. Für diese Gruppe ist es im Gegensatz zu jungen Leuten eher ungewöhnlich, ihre Einkäufe mit einer EC-Karte zu begleichen. Dennoch: "Ich sehe das eher als Problem für Leute mittleren Alters", sagt Renate Wicher. "Ältere Menschen wollen meistens gar nicht mehr so viel Geld ausgeben." So wie Mayr und Hölzl empfindet sie die geplante Gesetzesänderung als "Blödsinn", ein Problem sei es jedoch nicht, zumindest nicht für ganz normale Leute. Früher sei das noch anders gewesen. Für Wicher war nichts Ungewöhnliches dabei, auch große Summen bar zu bezahlen. "Im Gegenteil", sagt die Vorsitzende. "Möbel zum Beispiel haben wir früher immer bar bezahlt, und dann alles auf einmal. Wir haben nichts auf Pump gekauft, sondern erst dann, wenn man genug Geld zusammen hatte." Und bei Möbeln seien 5000 Euro schnell weg. "Da muss man schon bisschen was hinlegen." Ältere Leute jedoch, und für die spricht Wicher als Chefin des Seniorenbeirats, geben keine großen Summen aus. "Die überlegen sich schon, ob sie einen oder zwei Pullis kaufen."

Wer sich ebenfalls in die Riege der Kritiker der Obergrenze einreiht, ist jemand, der sich ziemlich gut mit Geldgeschäften auskennt: Wolfgang Pöppel, Vorstandsmitglied der Sparkasse Neuburg-Rain. "Eine Bargeld-Obergrenze halten wir nicht für sinnvoll", erklärt der Finanzexperte. "Sicherlich wird sich im Bargeldverhalten in den nächsten Jahren vieles verändern und Bargeld wird deutlich abnehmen, dies aber mit einer verordneten Obergrenze zu versehen, halten wir nicht für zielführend." Größere Geschenke, Schmuck oder auch gebrauchte Autos würden oft unter diese Regel fallen, meint Pöppel. "Das finden wir völlig übertrieben." Außerdem sei die Sparkasse nicht dafür, "dass der Staat einen gläsernen Bürger erzeugt". In seiner Bank würden durchaus täglich größere Beträge in bar abgehoben, und dabei werde die genannte Grenze von 5000 Euro auch überschritten.