Neuburg
Mutter an Haaren gezogen

17.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Neuburg (vb) Dass Mutter und Tochter mal streiten, das ist weniger die Ausnahme, als vielmehr die Regel in den allermeisten Familien. Meistens sind die Töchter dann in einem schwierigen Alter, und irgendwie ist alles, was Mama sagt und will, einfach uncool.

Ungewöhnlicher ist es da schon, wenn Mutter und Tochter mit 76 beziehungsweise 56 Jahren immer noch streiten. Und zwar so sehr, dass die beiden deshalb auch noch vor dem Amtsgericht Neuburg landen.

Die Tochter soll die betagte Mutter geschubst und an den Haaren gezogen haben, lautete die Anklage von Staatsanwältin Anna Brunwinkel. Die jüngere Frau habe unter erbärmlichen Umständen im Hobbyraum des Hauses leben müssen, erklärte die Angeklagte. Noch nicht einmal eine Toilette habe es dort gegeben. Ihre Notdurft habe sie deshalb in einen Eimer verrichten müssen. Als eines Tages die Mutter vom Einkaufen nach Hause kam, sei sie hoch zur Tür und wollte den Schlüssel für die damals unbewohnte Wohnung im Erdgeschoss - um sich duschen zu können. Das habe die Mutter verweigert. Geschlagen habe sie sie bei der folgenden Rauferei nicht, höchstens gekratzt, sagte die jüngere Frau. Die Mutter berichtete im Zeugenstand davon, dass die Tochter sie an den Haaren gezogen habe. "Ich hab' so gezittert, ich bin regelrecht von ihr überfallen worden." Sie habe dann das Haus verlassen, die Polizei gerufen und Anzeige gegen die Tochter erstattet. "Ich bin seelisch so fertig, dass können Sie mir gar nicht glauben", sagte sie unter Tränen an Richterin Bettina Mora gewandt. Dass ihre Tochter bestraft wird, das wolle sie aber auch nicht. "Was hab' ich davon? Sie soll ausziehen."

Da dieser Clinch ganz offenbar tiefere familiäre statt strafrechtlich relevante Gründe hatte, wurde das Verfahren schließlich eingestellt.