Neuburg
Handwerk macht 16 Milliarden Umsatz

Aber viele Betriebe suchen Nachwuchskräfte Kammer-Vertreter besuchen Hans Mayr

27.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Die Handwerksvertreter Lothar Semper und Franz Xaver Peteranderl besuchten Hans Mayr (Bild unten, v.l.). Dessen Firma baut unter anderem Neuburger Projekte wie Margaretengärten und Geißgarten. - Foto: r

Neuburg (r) Das Handwerk sucht dringend Nachwuchskräfte, in Oberbayern blieben 2015 in allen Sparten 1900 Ausbildungsplätze unbesetzt. Diese Zahl nannte Franz Xaver Peteranderl, Vizepräsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern gestern bei einer Visite in Neuburg.

Eine Delegation der Handwerkskammer besuchte Kreishandwerksmeister Hans Mayr und sein Bauunternehmen. Die Ausbildungslage in der Baubranche sei stabil, man habe 15 Prozent mehr Verträge abschließen können. Die jungen Leute vereinbaren heute schneller Verträge, so Hauptgeschäftsführer Lothar Semper. Dagegen benötige das Lebensmittelgewerbe mehr Nachwuchs. Insgesamt lernen derzeit 24 000 Auszubildende im oberbayerischen Handwerk.

In der Bausparte sei das Imageproblem noch nicht überwunden. "Der Maurerberuf hat im sozialen Umfeld nicht den Stellenwert, den er verdient", findet Kreishandwerksmeister Hans Mayr. Dabei müssten Bautechniker heute "Generalisten" sein, die auch Messtechniken beherrschen, Minibagger fahren und mit Partnerfirmen verhandeln können, so Peteranderl. Er verweist auf attraktive Wege zur Meisterprüfung und Weiterbildung. Darauf ziele die aktuelle Aktion "Elternstolz" ab.

Der Vizepräsident sieht steigenden Kostendruck für seine Branche und eine "Diktatur" der DIN-Normen-Ausschüsse für Energiestandards, Brand-, Natur- und Denkmalschutz. Wenig Investitionsbereitschaft des Bundes und der öffentlichen Hand hätten in der Vergangenheit die Krisen großer Baukonzerne befeuert. Die verbliebenen klassischen mittelständischen Baufirmen könnten heute nur mit Modernisierung und einem Netzwerk von Subunternehmen überleben.

Dem Ausbauhandwerk gehe es gut, wer Neu- und Rohbauten erstelle, müsse alle Register ziehen, um Erlöse zu erzielen. Immerhin verzeichnen die rund 80 000 oberbayerischen Handwerksfirmen mit 300 000 Beschäftigen bis Juli 2016 einen Umsatz von gut 16 Milliarden Euro, so Franz Xaver Peteranderl. Der mittelständische Bauunternehmer aus München kandidiert am 14. September bei der Präsidentenwahl der Handwerkskammer. Amtsinhaber Georg Schlagbauer (44) aus München ist aus privaten Gründen zurückgetreten.

Etliche Handwerksbetriebe suchen eine passende Nachfolgeregelung. "Die Kinder in die Nachfolge hineinzupressen, das macht keinen Sinn", sagen die Kammervertreter. Hans und Ulrike Mayr haben da keine Probleme: Tochter Christine hat sich nach BWL-Studium und USA-Aufenthalt jetzt zum Einstieg in das elterliche Bauunternehmen entschieden. Die Firmenphilosophie steht fest: Vom reinen Auftragsnehmer geht der Betrieb den Weg zum Allrounder weiter. "70 Prozent unserer Projekte planen, bauen und vermarkten wir selbst", erklärt Mayr. Dass Unternehmer in der Kommunalpolitik mitmachen, hält der Vizepräsident für sinnvoll: "Wir brauchen Sachverstand in den Gremien."