Neuburg
Franz Josef Strauß gibt den Ton an

Beim Bockbierfest der Jungen Union kommt weder der eigene Parteinachwuchs noch der Gegner ungeschoren davon

19.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr
Weist da gerade der wiedergekehrte Franz Josef Strauß dem Ortsvorsitzenden und Direktkandidaten Matthias Enghuber den Weg in Richtung München? −Foto: Heumann

Neuburg (DK) Verlässlich zum Bockbierfest der Jungen Union kehrt Übervater Franz Josef Strauß in Person von Benjamin Machel zu den Hiesigen zurück. Und ganz wie man den selten ein Blatt vor den Mund nehmenden Vollblutpolitiker kannte, schont er auch die eigene Nachkommenschaft nicht.

Da erinnern ihn die 99 Stimmen für Markus Söder tags zuvor als sein Nachnachnachnachnachfolger ganz spontan an Nenas 99 Luftballone, "da ist viel Luft drin". Und wenn es stimmt, dass Nicht-mehr-Ministerpräsident Horst Seehofer die eigene Fraktion schon mal mit einem "Mäusekino" vergleichen haben soll - spätestens dann ist Matthias Enghuber mit seiner einschlägigen Erfahrung als Mäusedompteur auf dem Schlossfest der bestens prädestinierte Seehofer-Nachfolger jedenfalls als Heimatabgeordneter.

Natürlich genießt Matthias Enghuber als frisch gekürter Direktkandidat auf einem JU-Fest im Überlauf zudem quasi doppelte Heimvorteile, war er selbst lange Vorsitzender dieser Organisation, bis er zum Ortsvorsitzenden schließlich der Mutterpartei aufstieg, und ist er via Überlauf-Trägerverein überdies so was wie der Hausherr in der Location. Die ist zwar vornehmlich zum Party-Zwecke junger Leute gedacht, zum Bockbierfest aber fühlen sich ausgesprochen viele Partei-Senioren hier wohl, was Gstanzlsänger Klaus Buckl dann schon verdutzt fragen lässt, ob das wohl der Nachwuchs sei. Und wie dann wohl die Älteren aussehen?

Die für sie zwar zum Eigentor führende Steilvorlage der Mitbewerberin bei der Kandidatenkür um den besten Mittelstürmer der Partei wird Matthias Enghuber wohl noch länger begleiten. So sportlich sah er sich bislang wohl selbst noch nie, aber der Vergleich durch FJS-Wiederkehrer Machel mit Franz Beckenbarer ist ehrend eigentlich auch nur, bis man die Begründung dafür hört: Beide könnten spielend zehn Minuten reden, ohne was gesagt zu haben.

Im Gegensatz zu den großen Foren vieler Starkbierfeste bringt so eine vergleichsweise intime Veranstaltung es mit sich, dass ungleich mehr Interna auch aufs Tableau kommen, bei Bockbier plus Franz Josef Strauß nicht alle gleichermaßen schmeichelhaft nur für die Betroffenen. Nicht alles ist todernst gemeint, wenn Stadtpressesprecher Bernhard Mahler etwa sich plötzlich als der eigentliche Sprayer ertappt sieht.

Ungeschoren kommt derweil auch der Politgegner nicht davon. Und da hätte der noch Reha-verhinderte OB seine besondere Freude daran gehabt, dass spätestens Gstanzlsänger Klaus Buckl Amtsflüchtling Roland Weigert verstärkt ins Visier nahm. Wahrscheinlich wähle ihn Gmehling im Herbst sogar, mutmaßt Buckl, nur dass er ihn ganz sicher als Landrat los ist. Die Abschiedsschmerzen um den mehrfach so titulierten "Schuldenkönig von Neuburg" hielten sich insgesamt in Grenzen an diesem Abend, und ein neuer Traumjob für ihn wäre auch schon ausgemacht: vielleicht als neuer Finanzchef im Bistum Eichstätt!

Martin Schulz ist bestenfalls noch ein mildes Abgesangsverserl wert. Etwas schwach von der geballten Moritaten-Mannschaft, wozu sich als echte Entdeckung an guter, bodenständiger Unterhaltungsmusik auch die Gaudi-Briada aus Böhmfeld mit eigenen Gestanzln auch gesellten, dass zu Andrea Nahles niemandem was einfiel. Das Ausrüstungs-Desaster der Bundeswehr hätte der leibhaftige FJS wohl noch mit ganz anderen Kraftausdrücken kommentiert. Die Relationen in der aktuellen Diesel-Debatte werden derweil wieder ein wenig und vor allem lobby-frei zurechtgerückt. Durchaus heftig, wenn Matthias Enghuber für alsbald in München gleich mal der Ochsenfiesel mitgegeben wird. Letztlich einend singen die Gaudi-Briada vom "schönen Bayernland, dir will ich die Treue halten".