Neuburg
Einblicke ins Berufsleben

An der Mittelschule stellen zahlreiche Betriebe ihre verschiedenen Ausbildungen vor

22.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Hautnah - das ist das Motto der Ausbildungsmesse an der Mittelschule, initiiert von Schulsozialarbeiter Markus Bach (rechts) und Rektor Theo Porada (zweiter von links).

Neuburg (DK) Es ist das Ambiente, das diese "Messe" von anderen unterscheidet. Schon zum neunten Mal hat die Mittelschule Ausbildungsleiter eingeladen, um die Schüler in kleinen Gruppen über die verschiedenen Lehrberufe zu informieren.

Eigentlich sind die Chancen für Mittelschüler gar nicht so schlecht: Die Region boomt nach wie vor, Fachkräfte werden vielerorts händeringend gesucht. Es gibt zahlreiche Experten, die den zunehmenden Trend nach Akademisierung kritisch sehen. Nicht jeder müsse an die Uni. Im Gegenteil. Es braucht auch die, die fachlich gut ausgebildet Autos reparieren können, die Kinder und Kranke pflegen, die sich mit Elektronik auskennen. Die Nachfrage nach diesen Lehrberufen ist groß.

Auf der anderen Seite ist da aber das klassische Handwerk, das von diesem Boom nichts mitbekommt. "Es ist schwer, jemanden zu finden", berichtet Martin Roßkopf, Obermeister der Bau-Innung. "Viele Eltern raten ihren Kindern von dem Beruf ab, weil sie meinen, dass es draußen zu dreckig und zu nass sei. Das Ansehen des Berufs leidet." Dabei sei zum Beispiel Maurer ein schöner Beruf. "Man sieht, was man getan hat, man ist an der frischen Luft. Und es ist wirklich nicht mehr so anstrengend wie früher, es gibt viele Hilfen wie Hebebühnen und Kräne." Dass Ausbildungsberufe am Bau nicht "in" sind, muss Roßkopf auch an der Mittelschule erleben. Nur ein Bursche kommt zu ihm, um mehr über den Beruf zu erfahren. Aber eigentlich will auch er Automechaniker werden.

"Wir halten dem Handwerk die Stange, wir wollen einen Querschnitt der verschiedenen Berufe präsentieren", sagt derweil Schulsozialarbeiter Markus Bach, der die Ausbildungsmesse für 147 Schüler organisiert hat. "Die Schüler können sich hier im kleinen Kreis informieren, das ist wie ein Vorstellungsgespräch unter anderen Umständen. Vielleicht springt ja bei dem einen oder anderen ein Praktikumsplatz heraus." Anders als bei großen "Messen" geht es hier viel familiärer, persönlicher zu.

Manuela Wittek bot den Schülern auch an, mal bei einem Schnupperpraktikum zu schauen, ob der Beruf denn etwas für sie ist. Die Friseurmeisterin wirbt für ein Handwerk, das immer gebraucht wird. "Wir arbeiten mit einem nie endenden Rohstoff", sagt Wittek. "Haare wachsen immer wieder nach. Aber man muss das auch mögen, anderen Menschen an den Kopf zu fassen, das ist schon etwas Intimes." Acht Mädchen und ein Bursche haben sich für das Info-Gespräch bei der Neuburgerin entschieden. Der 15-jährige Emir Isik sagt, dass er sich es durchaus vorstellen könnte, Friseur zu werden. Was sich die gleichaltrige Nahid Karimi von der Ausbildungsmesse in ihrer Schule versprochen hat, wurde erfüllt. "Frau Wittek hat uns alles erklärt, was man als Friseurin verdient, wie das mit der Berufsschule funktioniert, eigentlich alles." Sie will den Tag außerdem noch dazu nutzen, sich über den Beruf der Kinderpflegerin zu informieren.

Peter Kaube, Ausbildungsleiter von St. Gobain hat seinen Azubi Philipp Graf mit an die Schule gebracht. Der lernt im ersten Ausbildungsjahr den Beruf des Industriemechanikers. Er lobt das tolle Klima bei seinem Arbeitgeber. "Und es ist total interessant, was mit Glas alles möglich ist." Sein Chef Peter Kaube stellt klar: "Glasherstellung ist High-tech." Sein Unternehmen kann sich über keinen Lehrlingsmangel beklagen, aber trotzdem seien die fetten Jahre vorbei. "Früher hatten wir 100 Bewerber, heute sind es etwa 30. Wir vergeben jährlich sieben bis acht Schüler ein."

Außer den genannten Betrieben waren noch Ausbildungsleiter und Vertreter von den Kliniken St. Elisabeth, Hoffmann Mineral, der Bäckerei Schlegl, der Schreinerei Pettmesser, der Metzgerei Westenthanner, der Bauer AG, des Bildungszentrums für soziale Berufe, Airbus Helicopters, Smurfit Kappa und des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums beteiligt, um den Nachwuchskräften von morgen ihre jeweiligen Ausbildungen schmackhaft zu machen und alle Fragen kompetent zu beantworten.