Neuburg
Ein Platz für Orchideen und Insekten

Freiwillige pflegen die sogenannten Brennen im Donau-Auwald zwischen Neuburg und Ingolstadt

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Luft und Licht für die Pflanzen, die auf den Brennen im Auwald wachsen soll die Aktion am Freiwilligentag von Danube-parks-connected bringen. Dort wachsen unter anderem seltene Orchideenarten. - Foto: Reißner

Neuburg (DK) Mehr als 20 Freiwillige trafen sich am Samstag im Auwald zwischen Neuburg und Ingolstadt, um bei der Pflege der Trockenstandorte zu helfen. Damit werden die seltenen Tier- und Pflanzenarten unterstützt, die hier leben und wachsen.

Bei herbstlichem Sonnenschein und milden Temperaturen trafen sich freiwillige Helfer an der Staustufe Bergheim, ausgestattet mit Rechen und großen Gartenscheren. Siegfried Geißler, Leiter der Naturschutzbehörde im Landratsamt Neuburg sein Kollege Jan Tenner und Thomas Schneider vom Umweltamt Ingolstadt begrüßten die Freiwilligen und gaben kurze Einweisungen und Erklärungen. Die Wiese im Auwald war bereits gemäht und nun war es Aufgabe der Helfer, den Boden der Trockenfläche von Gras und Ästen zu befreien. Auf diesen sogenannten Brennen wachsen Orchideen, die durch das viele Geäst und Gras am Boden nicht genügend Licht bekommen. Peter Hougardy erklärte, dass es nur noch Restbestände an Orchideen seien, die im Auenwald wachsen, da die Trockenstandorte lange nicht gepflegt wurden. Er beschäftigt sich privat mit den Orchideen im Auenwald. Diejenigen, die auf diesen Flächen wachsen, können mit dem wenigen Wasser und dem Mangel an Nährstoffen im Boden zurecht kommen und haben sich gegenüber anderen Pflanzen durchgesetzt, erklärte Schneider. Allerdings bekommen sie durch die Verfilzung des Bodens zu wenig Licht.

Natürlich tat die Maßnahme auch den dort lebenden bedrohten Tierarten gut, wie beispielsweise dem Admiral oder dem Schillerfalter. Der Bürgermeister von Bergheim, Tobias Gensberger und Umweltreferent Rupert Ebner aus Ingolstadt machten den ersten "Spatenstich" für die Aufräumarbeiten. Symbolisch rechten sie das Gras auf die Grenze zwischen Neuburg und Ingolstadt. Nun kamen die freiwilligen Helfer zum Einsatz, die sich mit viel Elan an die Arbeit machten und schneller als geplant die Brenne von Ästen und Gras befreiten. Wie bestellt schien die Sonne durch den Wald, wodurch die Arbeit sichtlich leichter von der Hand ging. Einer der Freiwilligen ist selbst Landwirt und hilft seit über 20 Jahren bei Pflegemaßnahmen mit. Es sei eine sinnvolle Sache, die Natur zu unterstützen und als Landwirt sei man da auch sehr damit verbunden, erzählte er. Auch Michael Wenk vom Umweltamt in Ingolstadt half als Privatperson mit. Es sei eine Gemeinschaftsaktion von Neuburg und Ingolstadt und soll die Magerwiesen zwischen Irgertsheim und Bergheim verbinden.

Ralph Zange von der Naturschutzwacht Bayern unterstützte die Maßnahme aber auch mit einem weinenden Auge. Er ist Biologe und weiß, dass sich in dem Gras, das weggebracht wird, viele Larven und Insekten befinden, die für den Naturkreislauf von Bedeutung sind. Diese brauchen ein bis zwei Generationen, um sich wieder anzusiedeln. Doch er weiß auch, dass es notwendig ist. Durch die Pflege der Brennen seit über 20 Jahren habe man die Population an Insekten relativ gut im Griff, erklärt er. Viele Tiere, die auf der Roten Liste stehen, haben am Trockenstandort ihr Zuhause gefunden. Dazu zählt zum Beispiel der Hirschkäfer, der Laubfrosch oder der Teichmolch, erzählt Zange.

Tobias Gensberger betonte, dass die Pflege der Trockenstandorte im Auwald nicht mit den Diskussionen um den Nationalpark zusammenhänge. Das sei ein eigenes Projekt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist er definitiv gegen einen Nationalpark, "wenn nicht endlich ein offener Dialog geführt wird". Wenn der Freistaat einen Nationalpark wolle, müsse er anders mit den Kommunen umgehen. Er selbst sei Jäger und meint, es gebe auch Flächen, die man zu Tode schützen könne. Zum Schluss packten noch einmal alle mit an und trugen das Gras und die Äste zusammen, damit das Material in den nächsten Tagen gut abtransportiert werden konnte. Nach geleisteter Arbeit gab es bei guten Gesprächen für alle Helfer eine Brotzeit und etwas zu trinken. Bei dem heiklen Thema Nationalpark kam es auch zu Diskussionen, in denen nicht alle gleicher Meinung waren. Dennoch war die Stimmung gut und Siegfried Geißler und Thomas Schneider bedankten sich bei den Freiwilligen, für ihre tatkräftige Unterstützung. Sie waren positiv überrascht von der hohen Anzahl an Helfern.