Neuburg
Die "größte Sozialbewegung" im Landkreis wird 70

VdK Neuburg-Schrobenhausen feiert Jubiläum Nach lebenslanger Arbeit muss die Rentenzahlung reichen

22.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Ein Mann der ersten Stunde in einem "Deutschland ohne alles": Wilhelm Maier (links) gründete vor 70 Jahren den Kreisverband mit. Bernhard Peterke (rechts) und Michael Pausder bedankten sich. Die Klänge der Greenhorns der Neuburger Musikschule begleiteten das Jubiläum. - Fotos: lm

Neuburg (lm) Landrat Roland Weigert sah "die ganze kommunale Familie vertreten", als der VdK-Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen am Freitag im Stadttheater Neuburg sein 70-jähriges Jubiläum beging. Schon bald nach der Gründung des Landesverbandes - der VdK ist schließlich eine bayerische Erfindung - formierte sich auch in Neuburg der "Sozialanwalt der kleinen Leute", wie Ministerpräsident Horst Seehofer, der selbst übrigens schon Landesvorsitzender des Verbands war, beim Münchener Festakt es formuliert hatte.

Einer der Gründerväter vor Ort, Wilhelm Maier, erfuhr denn auch eine besondere Ehrung an diesem Tag, die beiden anderen noch lebenden, Wilhelm Hofmeister und Jakob Krell konnten nicht kommen. "Deutschland, Deutschland ohne alles" - diese etwas despektierliche Umdichtung der alten Nationalhymne traf den Nagel auf den Kopf. "Es ging ums Überleben", wie Kreisvorsitzender Bernhard Peterke und Kreisgeschäftsführerin Sandra Andritschke Stationen der Chronik Revue passieren ließen, immer an der Seite der Schwachen in der Gesellschaft.

Wenn es zum Jubiläum vor zehn Jahren hieß "60 Jahre - und kein bisschen leise", hat sich daran in der Folgezeit nichts geändert. Der VdK mit seinen über 5100 Mitgliedern darf sich ohne Übertreibung "die größte Sozialbewegung im Landkreis" nennen. Er hat Zeichen gesetzt und manches erreicht in der Sozialpolitik, aber Bernhard Peterke verwies ebenso auf die "solidarische Gemeinschaft "in der gern zitierten "VdK-Familie." Ist die Sozialberatung auch die besondere Domäne des Verbandes geworden, gelte es ebenso, so Peterke, "im Ehrenamt Gesetze mit Leben zu erfüllen". Er erinnerte an das vielfache Engagement im Besuchswesen, als Pflegebegleiter oder auch als VdK-Lotse.

Die Neuburger hörten es gewiss nicht ungern, wenn Landesgeschäftsführer Michael Pausder ihnen attestierte, ein "oberbayerisches Aushängeschild" zu sein. Staatssekretär Johannes Hintersberger vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Integration zollte "Respekt und Anerkennung", ohne auch auf die Leistungen der Staatsregierung zu vergessen. Der VdK sei "der Knotenpunkt, was das soziale Netz im Land anbelangt", in seinem "Dienst am Nächsten" habe er "die menschliche Gesellschaft entscheidend geprägt." Es bleibe indes Luft nach oben, da waren sich Hintersberger und VdK-Mann Pausder absolut einig. Ganz konkret auch in der Forderung nach Barrierefreiheit, die sich nicht auf das Absenken von ein paar Bordsteinkanten beschränken darf. Leichte Unterschiede werden dann schon beim Thema Rente hörbar, auch bei dem gleichen Grundsatz: "Ältere Menschen müssen von ihrer Rente leben können." Drängt der VdK da mit Nachdruck auf eine Rückkehr zum 50-Prozent-Niveau, meint der Politiker, nicht allein auf die gesetzliche Rente zu setzen. Wie immer, Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, dürften dann nicht auf die Grundsicherung angewiesen sein.

Verbesserung müsse es auf jeden Fall auch bei der Erwerbsminderungsrente geben. Die knapp elfprozentigen Abschläge müssen weg, sagt der VdK. Ebenso eine Forderung ist die Aufbewertung der Rente im Niedriglohnsektor. Und da ist dann auch ganz der kämpferische Sozialverband, der sich massiv gegen die sich stets öffnende Sozialschiene im Land zu Wort meldet. Schließlich, so Landesgeschäftsführer Michael Pausder, sei sein Verband "die größte Bürgerbewegung für die kleinen Leute." Und für die Politik und speziell die CSU gab es den Ratschlag, die "Konzentration auf das, was die Leute brauchen, ist wichtiger als die rechte Flanke zu schließen."