Neuburg
Die Zuhörer hängen an ihren Lippen

Die beliebte Schauspielerin Monika Baumgartner liest unentgeltlich Weihnachtsgeschichten

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Monika Baumgartner begeisterte mit ihrem authentischen bayerischen Vortragsstil und den Weihnachtsgeschichten von Oskar Maria Graf im Kongregationssaal. - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Eine wunderschöne, ebenso feierliche wie humorvolle adventliche Stunde bescherte die Schauspielerin Monika Baumgartner ihren circa 200 Zuhörern im Kongregationssaal. Sie las Weihnachtsgeschichten des urbayerischen Autors Oskar Maria Graf.

Den musikalischen Rahmen gestaltete dazu Stadtkapellmeister Alexander Haninger "mit seinen Buben", wie Dieter Distl das Quartett mit Markus Maurer (Euphonium), Simon Haninger (Flügelhorn) und Benedikt Haninger (Tuba) ankündigte. Distl übernahm die Begrüßung in Vertretung für Lionsclub-Präsident Veit Mikyska, denn die Veranstaltung war von Lions Club und Ernst-Toller-Gesellschaft organisiert worden. Monika Baumgartner, so kündigte Distl an, habe sich zum Ziel gesetzt, jedes Jahr in verschiedenen Städten Lesungen zugunsten eines sozialen Zwecks zu halten. Sie verzichtete ebenso wie die Musiker auf ein Honorar, so dass der Erlös der Veranstaltung komplett an den Verein Elisa geht. Vor 130 Jahren hatte Oskar Maria Graf die Grabrede für Ernst Toller gehalten, den er 1917 als junger Mann kennengelernt hatte. Graf beschrieb Toller als Kämpfer, "der siegen musste oder selber verbrennen".

Baumgartner begeisterte mit ihrem akzentuierten und engagierten Vortragsstil, mit dem sie die heiteren Geschichten Grafs so lebendig vortrug, dass die Zuhörer gebannt an ihren Lippen hingen. Da war die Geschichte von der Gans, die aus dem Fenster geworfen worden war, woraufhin sich eine empörte Schar Schaulustiger vor dem Haus sammelte und der Polizeiwachtmeister das Corpus Delicti, die "nackte Gans an den zusammengebundenen Schenkeln packte" und sich auf die Suche nach dem Besitzer machte. Der entpuppte sich als Arbeitsloser, der kein Feuer im Ofen anzünden konnte, um die Gans zu braten.

Urkomisch die Lausbubengeschichte "Der Hund", in dem Graf den kalbsgroßen, aber stinkfaulen Bernhardiner Nero mit Hilfe einer Rosswurst, die ihm mittels Rute vor die Schnauze gehalten wird, vor den Schlitten spannt. Pech für den Lausbuben, dass die Fahrt für ihn und den Schlitten im Schnee endet, während Nero mit der Rosswurst das Weite sucht. Doch die Rache gelingt - die restlichen Rosswürstel tauscht er in der Schule gegen einen Kapselrevolver.

Beklemmend dagegen der Streich der drei Brüder Maurus, Lenz und Oskar, die sich auf den längst gesperrten See trauen, dessen Eisfläche geschmolzen und nur noch aus unzusammenhängenden Eisschollen besteht, die sie springend überwinden. Bis es plötzlich nicht mehr weitergeht und sie auf einer freischwimmenden Scholle bei Nacht und Nebel im See treiben. "Jetzt san mer hie", denkt der kleine Oskar, und Baumgartner versichert ihrem Publikum augenzwinkernd: "Das steht wirklich hier". Dann schlüpft sie überzeugend in die Rolle der weinenden Anna, deren Gratulation bei der Patin nicht so reibungslos verläuft, wie sie sollte, nachdem sie sich auf dem Hinweg mit Oskar gewaltig in die Haare gekriegt hatte. Mit dem "verpfuschten Theaterspiel" beendet Baumgartner die Lesung nach eineinviertel Stunden. Da ist Weihnachten dann schon ganz nah, denn der Pfarrer hatte für die Kinderweihnacht etwas Biblisches herausgesucht - die Verkündigung Mariens, und Oskar durfte den Erzengel Gabriel spielen, doch er gab dem Text seine höchst persönliche Version.