Neuburg
Die Mama lernt auch Deutsch

Staatssekretär Bernd Sibler besucht Sprachintensivklasse in Neuburg

04.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:57 Uhr

Plötzlich war das Klassenzimmer voller Anzugträger: CSU-Staatssekretär Bernd Sibler (hinten rechts) schaute in der Sprachintensivklasse an der Mittelschule Neuburg vorbei. - Foto: Schanz

Neuburg (DK) Unterricht, der Schule machen sollte: Die Sprachintensivklasse „Neuburger Modell“ gilt als Erfolg. Gestern besuchte Kultus-Staatssekretär Bernd Sibler die Mittelschule – und versprach, sich um mehr Geld für das „sehr gute Projekt“ zu bemühen.

Bernd Sibler ist selbst Gymnasiallehrer. Er kann sich also vorstellen, was es bedeutet, während des laufenden Schuljahres weitere 33 Kinder aus 13 Nationen zu integrieren, plus 14, die ebenfalls Sprachförderung benötigen. Vor diesem Problem stand die Mittelschule Neuburg laut Rektor Theodor Porada in diesem Jahr. Darunter waren Spanier mit Gymnasialausbildung, Iraker, die in der Familie unterrichtet wurden, aber auch Sinti, die nie zur Schule gegangen waren. Für Schulleiter Porada und seinen Amtskollegen Roland Grau von der Grundschule Neuburg sind die Sprachintensivklassen ein Segen, das sagten sie gestern mehrfach.

Das Ziel ist klar: Die Schüler sollen Deutsch lernen. Bevor es in die Regelklassen geht, verinnerlichen sie in Übergangsklassen die Sprache, bekommen in einer „modularen Ganztagesschule“ Hausaufgabenbetreuung, Lesepaten, gemeinsame Mittagessen, lernen das Brauchtum verschiedener Kulturen kennen und, und, und. Besonders fasziniert zeigte sich Sibler von der dritten Säule: ein verpflichtender Sprachkurs für die Mütter. Sie pauken nur ein paar Klassenräume von ihrem Nachwuchs entfernt. Für die Väter gibt es spezielle Treffen.

„Die Mütter verlieren die Berührungsängste, kommen zu Elternabenden, rufen im Sekretariat an und erklären ihre Probleme auf Deutsch“, erzählt Porada begeistert. „Diese Elternschule scheint mir wirklich sehr wichtig zu sein“, lobte Sibler die Idee. Und Detlef Duschek vom Bundesamt für Migration kündigte an, künftig dürften nicht nur Mütter mit wasserfester Aufenthaltsgenehmigung an den Kursen teilnehmen. 2014 werde diese Beschränkung aufgehoben.

Man war also bei den Wünschen angekommen, immerhin kostet das Vorzeigeprojekt Geld. Emmy Böhm, die Leiterin der Ausländerbehörde am Landratsamt, schätzt die Kosten auf mehr als 70 000 Euro: Den Löwenanteil zahlt der Landkreis mit 48 500 Euro, weitere 21 000 Euro kommen vom Bundesamt für Migration. „Das Budget ist auf Kante gestrickt“, sagte Böhm. Einige Kinder müssten abgewiesen werden. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling forderte Sibler auf, die Sonderbelastung Neuburgs anzuerkennen, immerhin müsse man das größte Asylbewerberheim Bayerns stemmen, Landrat Roland Weigert hatte Sibler vorher vorsorglich die Unterkünfte gezeigt. Sibler wollte sich zwar auf keine konkreten Summen festlegen, versprach allerdings, sich im Ministerium für weitere Fördermittel einzusetzen.