Neuburg
Die Essensretter

Die Neuburger Tafel verteilt wöchentlich Nahrungsmittel für 350 Personen – 60 ehrenamtliche Helfer

18.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Ein kleiner Teil der vielen Ehrenamtlichen der Tafel Neuburg: Nicki Volk (von links), Vorsitzender Heinz Wunderlich, Tatjana Wutzke, Maria Dier und Lolita Donbaur. - Foto: Zimmermann

Neuburg (DK) Woche für Woche herrscht dichtes Gedränge bei der Neuburger Tafel Am Schwalbanger. Der Verein unterstützt bedürftige Familien mit Lebensmitteln, die er von den Supermärkten der Region einsammelt. Der Aufwand ist enorm, dennoch finanziert sich die Tafel nur über Spenden.

Anweiser Fabian Heinze hat alles im Griff. „Jetzt die Nummer 42 bitte“, sagt er durch sein Mikrofon durch. Es ist das Signal für eine junge Frau, die mit ihrem Sohn aus dem proppenvollen Warteraum der Neuburger Tafel aufsteht und sich zur Essensausgabe begibt. Dort warten schon die Damen, die ihr kiloweise Nahrungsmittel reichen: Spaghetti, Tomatensoße, schwarzer Tee, Marmeladen, Paprika, Äpfel, Brot und Lebkuchen – es gibt fast alles, was das Herz begehrt. An die 90 Bedürftige bekommen an diesem Nachmittag bei der letzten Verteilung des Jahres Lebensmittel. Die meisten von ihnen erhalten gleich Rationen für die ganze Familie. „Insgesamt versorgen wir mit einer normalen Ausgabe so ungefähr 350 Leute“, sagt Heinz Wunderlich, Vorsitzender der Tafel. Die zunehmende Zahl der Flüchtlinge in Neuburg spüren auch die Ehrenamtlichen. „Diejenigen, die Asyl erhalten, können natürlich auch zu uns kommen. Momentan können wir noch alle Bedürftigen versorgen, aber auf Dauer wird das schwierig.“

60 ehrenamtliche Helfer arbeiten für die Tafel. „Das ist inzwischen ein mittelgroßer Betrieb geworden“, stellt Wunderlich fest. 95 Prozent seiner Helfer sind Frauen. Dabei ist die Verteilung jeden Mittwoch nur eine von vielen Aufgaben, die anfällt. Am Dienstagvormittag nehmen die „Gemüsefrauen“, wie Wunderlich sie nennt, die eingesammelte Ware entgegen, kontrollieren noch einmal jede Lieferung und putzen Obst und Gemüse. „Wir haben den Anspruch, dass wir gute Qualität verteilen. Die Leute freuen sich ja auch darüber, sie bekommen da zum Teil richtig hochwertige und teure Sachen“, so der Tafel-Chef. Je nachdem, wie groß die Familie ist, haben die Waren einen Wert zwischen 50 und 100 Euro. „Wenn man sich anschaut, wie viel die Menschen hier rausschleppen – damit kann man sich schon ganz gut ernähren“, sagt Wunderlich. Ausgeteilt wird nur, wenn es auch für alle reicht. Wurst, Gemüse, Zucker und Mehl seien fast immer ausreichend vorhanden. Andere Lebensmittel wie Kaffee, Butter oder Öl werden erst einmal gesammelt und dann an einem Nachmittag verteilt.

Zwei bis fünf Tonnen an Lebensmitteln sammelt die Tafel alleine im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen wöchentlich ein – eine unvorstellbare Menge. Essen, das sonst wohl im Müll landen würde. Vierzig Supermärkte, Bäckereien und Metzgereien fährt die Neuburger Tafel an und sortiert dann zielgerichtet aus: „Wenn im Supermarkt bei einer Palette Äpfel ein Apfel faul ist, dann kommt die ganze Palette weg. Wir schmeißen lieber den einen Apfel weg und behalten den Rest“, beschreibt Heinz Wunderlich zwei gänzlich unterschiedliche Ansätze. Jetzt, in der Vorweihnachtszeit, gab es für die Neuburger Tafel schon einige Spenden. Besonders Konserven hat der Verein in großen Mengen erhalten. „Darüber freuen wir uns natürlich sehr, der Bestand an unverderblicher Nahrung reicht jetzt auf jeden Fall bis weit in das neue Jahr. Trotzdem sind wir auch auf Geldspenden angewiesen, denn sie sind unsere einzige Einnahmequelle“, erklärt Wunderlich. Miete, Autos, Versicherungen – die festen Unkosten der Tafel belaufen sich auf jährlich rund 36 000 Euro. „Diese Summe muss ich wieder reinbekommen, bisher hat das zum Glück jedes Jahr funktioniert. Der Vorsitzende versichert, dass alle Spenden unmittelbar in die tägliche Arbeit der Ehrenamtlichen fließen: „Wir brauchen und wollen gar keinen Gewinn machen.“