Neuburg
Flugshow kostet den Steuerzahler drei Millionen Euro

Linke kritisiert die Ausgaben für das Geschwader als "Geldverschwendung" 292 Millionen Euro jährlich für den Standort

15.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:18 Uhr

46 114 Euro hat diese Sonderlackierung eines Neuburger Eurofighters den deutschen Steuerzahler gekostet. Der blaue Anstrich wurde anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten in Auftrag gegeben, bei denen 60 Jahre Luftwaffe und 55 Jahre Jagdgeschwader Neuburg begangen wurden. - Foto: Schanz

Neuburg (szs) Wenn am Neuburger Nato-Flugplatz täglich vier Eurofighter zu Übungsflügen abheben, gehen die Kosten für ein kleines Einfamilienhaus in Schall und Rauch auf. 70 000 Euro kostet eine Flugstunde - das macht 280 000 Euro an einem durchschnittlichen Tag.

Auf diese enormen Kosten weist die Linke jedes Jahr mit einer gewissen Genugtuung hin, immerhin profiliert sie sich selbst als Kritiker des Militärs - so auch gestern.

Bei einer Pressekonferenz stellten die Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter, der Neuburger Ortssprecher Roland Keller und Fluglärmgegner Maximilian Seitz die neuesten Zahlen vor. Die Bundesregierung ist verpflichtet, auf die sogenannte Kleine Anfrage der Linken im Bundestag zu antworten - das ist die Kontrollfunktion der Opposition. Und Eva Bulling-Schröters Fragenkatalog war lang. "Diesmal haben wir einen Schwerpunkt auf die Flugshow gelegt", sagte die Abgeordnete. Rund drei Millionen Euro hat im Juni der Tag der Bundeswehr in Zell insgesamt gekostet. 23 362 Arbeitsstunden listet die Bundesregierung auf, weist allerdings darauf hin: "Der Einsatz der Luftfahrzeuge erfolgte vollständig zur Aus- und Weiterbildung der Besatzungen." Für Keller ist die Sache reine Geldverschwendung. "Diese drei Millionen Euro hätten wir uns sparen können. Mit diesem Geld könnte man so viele andere Sachen machen, im sozialen Bereich, beim Wohnungsbau oder in der Bildung", sagte Bulling-Schröter. Als Energie- und Klimapolitische Sprecherin der Fraktion im Bundestag legte sie den Finger noch in eine andere Wunde: Der Gesamtkraftstoffverbrauch lag bei der Veranstaltung bei 144 000 Litern, 454 Tonnen CO2 wurden ausgeblasen. Pro Flugstunde werden rund elf Tonnen CO2 freigesetzt. "Das ist wie wenn 4000 Pkw ohne Katalysator gleichzeitig starten würden", rechnete Seitz vor.

In den 31 Fragen der Linken findet sich auch diese: Wie hoch waren 2015 die Gesamtkosten des Neuburger Militärflugplatzes. Die Antwort: 292 Millionen Euro. "Die Kosten enthalten Personal-, Flugbetriebs-, Infrastruktur- und kalkulatorische Kostenanteile", so die Bundesregierung. Seit 2010 wurden laut dem Antwortschreiben 53 Millionen Euro in den Ausbau des Flugplatzes gesteckt. 2015 waren 933 Soldaten, 162 Beamte und 113 zivile Arbeitnehmer beim Neuburger Geschwader beschäftigt. 3145 Flugstunden absolvierten die Piloten im vergangenen Jahr. "Neuburg muss sich auf deutlich mehr Fluglärm einstellen", sagte Roland Keller im Hinblick auf die geplante Ausweitung des Flugaufkommens. Derzeit beteiligt sich das Taktische Luftwaffengeschwader an der Nato-Schutzmission im Baltikum. Auf die Frage, welche Auslandseinsätze mit Beteiligung des Neuburger Geschwaders in den nächsten zwei Jahren geplant beziehungsweise angefragt sind, nannte die Bundesregierung laut Bulling-Schröter die Missionen "Resolute Support" in Afghanistan, "Counter DAESH" in Syrien, "MINUSMA" in Mali, "Ausbildungsunterstützung" im Irak, "MINURSO" in der Westsahara, "Air Policing" im Baltikum, "KFOR" im Kosovo, "UNMISS" im Südsudan und "EUTM" in Somalia. Das Wort "Beteiligung" lässt keine Rückschlüsse auf Truppenstärken zu, das Wort "angefragt" lässt viel Spielraum, weitere Angaben wurden nicht gemacht. "Wir lehnen solche Auslandseinsätze strikt ab", sagte Ortssprecher Roland Keller.