Neuburg
"Ich bin zu klein, zu alt und zu dick"

Warum die Neuburgerin Kristina Jäckson trotzdem ein gefragtes Model der Fotografen ist

19.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr

Foto: Sebastian Schanz

Neuburg (DK) Von wegen 90-60-90: Die Neuburgerin Kristina Jäckson hat weder typische Modelmaße, noch Gardegröße - und zu alt ist sie eigentlich auch. Warum sie trotzdem ein gefragtes Mannequin bei den Fotografen ist, zeigt sich bei einem Shooting am Weicheringer Weiher.

Ihr Geheimnis lüftet sich zwischen Grashalmen und Löwenzahnbuschen. Im weißen Licht des Reflektorschirms räkelt sich das Model in der Blumenwiese - Frühlingsposen für Fotografin Andrea Appel-Fischer.

"Schau mir in die Augen, Wahnsinn, genau so, ja, jetzt ist Frühling!", feuert die Frau hinter der Kamera ihr Motiv an und gibt ihrer Auszubildenden Marisa Golling die Anweisung, ein bisschen mehr Licht zu geben. Visagistin Sandra Grabmann streicht noch eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Letzte Handgriffe nach einer Stunde schminken. Dann klickt die teure Kamera.

Ausstrahlung heißt das Zauberwort. Und davon hat Kristina Jäckson eine ganze Menge zu bieten. Die Fotografin ist hellauf begeistert. "Ich werde sie auf jeden Fall wieder buchen", sagt Appel-Fischer. Warum? "Weil sie sehr schöne Augen hat, riesige Lippen. Ich steh auf Lippen." Klick, Klick. Klick. Mittlerweile liegt das Model scheinbar schlafend im Gras. Die Fotografin streut ihr ein paar Löwenzahnfallschirme um die Augenpartie. Schon ist die Schneewittchen-Pose im Kasten.

"Ich wollte was Schönes für meine Homepage und als Werbung, deswegen habe ich bei Kristina nachgefragt", erzählt die erfahrene Fotografin aus Weichering von dem Projekt. Über die sozialen Medien ist sie auf die 29-Jährige aufmerksam geworden, und auch von Kollegen hat sie schon den Tipp bekommen. "Ich weiß, dass eine Kosmetikfirma ein Model für eine Gesichtscreme sucht, Natürlichkeit ist Trumpf. Da werde ich Kristina ebenfalls vorschlagen", sagt Appel-Fischer - schon hat das Hobby-Model den nächsten Auftrag. Beziehungen sind in der Branche genauso wichtig, wie ein attraktiver Augenaufschlag.

Kristina Jäckson: Das ist natürlich ein Künstlername. Ihren richtigen Namen und ihren Beruf will die 29-Jährige lieber nicht in der Zeitung lesen - denn in ihrer Branche haben Kolleginnen schon Ärger wegen Fotos bekommen. Darum achtet die Neuburgerin genau darauf, die unseriösen Angebote auszufiltern, die scheinbar unvermeidbar sind, wenn man in einer Modelkartei zu finden ist. "Erotik- und Nacktaufnahmen mache ich nicht", sagt sie. Ihr schlimmstes Shooting? "Das war in einem eiskalten Parkhaus, und ich hatte nur ein Kleid an", erinnert sie sich an das eisige Erlebnis.

Entdeckt hat das Talent vor zwei Jahren der Neuburger Fotograf Volker Möller, der mittlerweile zu einer Art Modelscout der Stadt geworden ist. Auf das erste Shooting folgte das nächste - und so kommt es, dass die 29-Jährige in der Zwischenzeit schon für einige Jobs gebucht wurde, darunter auch für die Werbekampagne "Einkaufsstadt Neuburg" des Stadtmarketings.

Trotzdem bleibt Kristina Jäckson auf dem Teppich. "Ich mach' das aus Spaß. Man muss da auch realistisch bleiben", sagt sie zu ihren Ambitionen - ein Rat, den sie auch jungen Mädels geben würde, die sich allzu große Hoffnungen machen. "Ich bin kein typisches Model. Ich bin zu klein, zu alt und zu dick", sagt sie selbstbewusst und lacht.

"Du bist der Hammer!", ruft die Fotografin. Dann geht es weiter zum See. Auf dem sandigen Weg liegen, lasziv einen Lolli lutschen und frech in die Kamera blinzeln? Eine einfache Übung für die 29-Jährige.