Neuburg
Ein Zweifel bleibt

Missbrauchsprozess: Gutachter sind uneins

24.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr
Symbolbild Gericht −Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa

Neuburg (DK) Hat ein 40-Jähriger aus dem Landkreis Pfaffenhofen seine beiden Nichten sexuell missbraucht? Diese Frage beschäftigt das Neuburger Jugendschöffengericht bereits seit fast zwei Monaten. Eine klare Antwort gab es jedoch auch gestern beim fünften Verhandlungstag nicht.

Dabei kamen erstmals die Sachverständigen zu Wort, die im Auftrag des Gerichts und der Verteidigung die Glaubwürdigkeit der beiden mutmaßlichen Opfer einschätzen sollen.

Einig waren sich die beiden Fachleute allerdings nur so weit, dass die Vorwürfe gegen den Angeklagten durchaus der Realität entsprechen könnten. "Aufgrund einzelner Widersprüche kann es sich um ein reelles Geschehen handeln, es muss aber nicht", fasste Richter Gerhard Ebner die Ausführungen zusammen. Ein kniffliger Fall für ihn und die beiden Schöffen also.

Wie berichtet, soll der 40-Jährige seine beiden Nichten zwischen November 2014 und dem vergangenen September mehrmals unsittlich berührt haben. Die Taten haben sich laut Anklage in den Wohnhäusern der heute elfjährigen Kinder im Neuburger Stadtgebiet und im Raum Pfaffenhofen ereignet. Während der Onkel eisern zu den Anschuldigungen gegen ihn schweigt, kamen in den vergangenen Wochen sämtliche anderen Beteiligten ausführlich zu Wort - ohne jedoch etwas zu den mutmaßlichen Übergriffen sagen zu können. Einzig die beiden Kinder hatten diese bislang geschildert. Auf die Aussage der beiden Elfjährigen stützt sich daher die komplette Anklage.

Ob die Kinder die Wahrheit sagen, sollen die zwei Sachverständigen nun mit einem Gutachten klären. Ein erster Einblick in ihre Erkenntnisse zeigte jedoch, dass das alles andere als einfach ist. Vor allem zu dem Mädchen aus Neuburg, das vor mittlerweile fast drei Jahren von ihrem Onkel begrapscht worden sein soll, war von den Fachleuten keine konkrete Meinung zu hören. Zu undetailliert war die Aussage des Kindes, die überwiegend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden hatte. Auch die Mutter des Mädchens, das bis heute unter den Folgen der Ereignisse leidet, hatte ausgesagt, dass ihre Tochter nie über die mutmaßlichen Übergriffe gesprochen habe. Stattdessen zeigte sie mit Handbewegungen, was ihr der Onkel angetan haben soll. Bei ihrer Cousine, die ebenso wie der Angeklagte im Kreis Pfaffenhofen wohnt, waren sich die Gutachter nicht einig. Von einer "guten Qualität der Angaben" war ebenso die Rede wie von Details, die immer erst nach Vorlage von Richter Ebner kamen.

Der in Rumänien geborene Angeklagte, der weiter in U-Haft sitzt, verfolgte den Prozess schweigend und lauschte einzig den Ausführungen seiner Übersetzerin. Wann er mit einem Urteil rechnen darf, bleibt unterdessen offen. Der Richter hofft, "dass der nächste Termin der letzte sein wird". Geplant ist Verhandlungstag Nummer sechs am 8. Juni.