Neuburg
Ein Jahr Bauzeit für den neuen Sims

Pfarrei Ried feiert Abschluss der Turmsanierung Versicherung zahlt nach Absturz

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Foto: Winfried Rein

Neuburg (r) "Die Regulierung in diesem Land nimmt Züge an, die man fast verrückt nennen kann." Stadtpfarrer Herbert Kohler bezieht sich lediglich auf den Kirchturm in Neuburg-Ried. Über ein Jahr hat die Sanierung nach dem Simsabsturz vom September 2016 gedauert. Jetzt "feierte" man den Abschluss.

Der Schrecken war groß, als am 16. September 2016 nachts einer der acht Simse heruntergekracht war. Die Pfarrei sperrte die St. Georgskirche, erst über ein Gerüst kam man an die Schadstelle unterhalb der Turmkuppel heran.

Als Ursache des Malheurs bezeichneten die Gutachter Baufehler während der Außensanierung 2009. Gegengewichte der überkragenden Simse seien damals teilweise weggeschlagen worden. Risse bildeten sich, sieben Jahre später fiel ein 70, 80 Kilo schweres Stück aus Ziegel und Mörtel auf Kirchendach und Gräber.

Der 2009 beauftragte Statiker aus München sprach von einem "komplizierten Fall". Seine Versicherung lenkte aber ein und übernimmt - so der aktuelle Stand - 50 000 Euro der Sanierungskosten.

Die schwierigere Aufgabe war es offenbar, im weiteren Vorgehen Diözesanbauamt, Stadtbauamt, Untere Denkmalschutzbehörde, Landesdenkmalbehörde, Kirchenverwaltung, Statiker, Versicherung und die beteiligten Handwerker auf eine Linie zu bringen. Die Simse zu erneuern, dauerte letztlich länger als die komplette Außensanierung 2009 mit einer halben Million Euro Kosten.

Stadtpfarrer Herbert Kohler bedankte sich am Sonntag ausdrücklich bei der Baufirma Georg Senner. Sie hatte ihre eigene Strategie entwickelt, um den Kirchturm wieder in Ordnung zu bringen. Zuerst durften die verbliebenen sieben Simse entfernt werden ("Dank an die Denkmalreferentin"). Die Handwerker mauerten rings um den Turmkranz Spezialziegelsteine ein, in deren Vertiefungen Stahlstangen Platz fanden und damit einen stabilen Ringanker bilden. Danach mörtelte Maurer Roland Weidenhiller Schicht um Schicht die Auskragung der Simse. Eine Schablone gab ihnen die spätbarocke Form.

"Der Rieder Kirchturm glänzt jetzt wieder", sagt Pfarrer Herbert Kohler. Nebenbei sozusagen sind die Dachziegel des Mittelsimses ausgetauscht und damit das Feuchtigkeitsproblem beseitigt worden. Die Wetterflecken der Westseite hat der Kirchenmaler übermalt, und damit konnte der Turm jetzt ausgerüstet werden. Die Pfarrei geht nun davon aus, dass die Georgskirche für die kommenden Generationen gerichtet ist. Darauf stießen die Kirchenbesucher am Sonntag mit einem Glas Sekt an. Zur Sicherheit bat Pfarrer Herbert Kohler im Abschluss um den Segen, "dass uns nicht wieder etwas auf den Kopf fällt."