Neuburg
"Bei Ihnen stößt die Strafjustiz an ihre Grenzen"

39-Jähriger ist 18-fach vorbestraft und stiehlt zweimal an einem Tag im selben Geschäft Schnaps Gefängnisstrafe

04.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

Neuburg (szs) Raub, Einbrüche, Körperverletzung: Mit 39 Jahren hat es der Neuburger Claudio T. (Name geändert) auf ganze 18 Vorstrafen gebracht. Fast fünf Jahre seines Lebens saß er im Gefängnis.

Unter offener Bewährung stehend, hat er dann im Februar zweimal an einem Tag in einem Neuburger Einkaufsmarkt Schnaps und andere Waren gestohlen und wurde erwischt. "Sie sind einer, wo auch die Strafjustiz an ihre Grenzen stößt", sagte Richterin Celina Nappenbach am Mittwoch und verurteilte ihn erneut zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten. "Alles, was wir an Instrumentarien haben, hat bei Ihnen nichts gebracht."

Claudio T.s Lebenslauf ist in seinem Bundeszentralregister ablesbar: Mit 15 begann seine kriminelle Karriere, als er ohne Fahrerlaubnis im Straßenverkehr unterwegs war, Diebstahl kam ein Jahr später dazu, mit 17 dann schwerer Raub und Körperverletzung, was ihm eine vierjährige Jugendstrafe einbrachte. Als er 1997 wieder auf freien Fuß kam, ging es wieder mit Diebstahl los; wegen Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch und Körperverletzung folgte im gleichen Jahr die zweite Jugendstrafe von drei Jahren. Doch von Einsicht keine Spur. Betrug, Einbrüche, Drogendelikte und Gefängnisaufenthalte bestimmten die folgenden Jahre.

Am 5. Februar dieses Jahres um 7.30 Uhr packte der Staplerfahrer dann im Edekamarkt in der Adlerstraße Schnaps und Tabak im Wert von 100 Euro in seine Tasche und schmuggelte sie an der Kasse vorbei. Nur drei Stunden später ging er wieder in das Geschäft, stahl erneut mehrere Schnapsflaschen und Lebensmittel für 140 Euro und wurde erwischt. Warum? "Ich weiß auch nicht, welcher Teufel mich da geritten hat", antwortete er auf die Frage der Richterin.

Allen Prozessbeteiligten war klar, welcher Teufel das gewesen ist: die Sauferei. Staatsanwalts-Referendar Peter Rieger, Verteidigerin Andrea Kremer und Richterin Celina Nappenbach waren sich einig, dass der Alkohol eine der Hauptursachen für den kontinuierlichen Abstieg des Mannes ist. Nur er selbst wollte das nicht wahr haben. "Für mich ist das Saufen Aggressionsbewältigung." Eine Therapie? "Ich finde nicht das richtige für mich, das bringt alles nichts. Da muss man nur sagen, was die Ärzte hören wollen und fertig."

Nappenbach schüttelte den Kopf. "Sie wollen doch gar keine Therapie, das kaufe ich Ihnen nicht ab", schimpfte sie. Nachdem die Staatsanwaltschaft ein Jahr und zwei Monate Haft gefordert und die Verteidigerin um ein mildes Urteil gebeten hatte, führte für Claudio T. der Weg direkt wieder ins Gefängnis. Keine neue Erfahrung für ihn.