Neuburg
Austritt aus Landesverein "eine einzige Blamage"

Heimatpfleger empört über den Rückzug des Landkreises – CSU verlangt Überprüfung der Streichliste

27.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Der Kreistag des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen hat sich aus Kostengründen zum Austritt aus diversen Vereinen entschlossen. Dafür hagelt es nun heftige Kritik. - Foto: Frank

Neuburg (r) Aus Kostengründen ist der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen aus diversen Vereinen und Verbänden ausgetreten. Unter anderem hat man sich aus dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege und aus dem Historischen Verein Neuburg verabschiedet.

Den Kreisheimatpflegern passt das gar nicht.

Die Kreisheimatpfleger Manfred Veit (Neuburg) und Hans Hammer (Schrobenhausen), Vereinschef Roland Thiele und der Geschäftsführer des Landesvereins protestierten mit Briefen an Landrat Roland Weigert. Manfred Veit hat sein Schreiben auch an die vier Fraktionsführer des Kreistages geschickt.

CSU-Sprecher Alfred Lengler thematisierte die Austritte in der Kreistagssitzung am Donnerstag. „Die Streichliste bei den Vereinen muss überprüft werden“, fordert Lengler, „es sind Vereinigungen dabei, die den Landkreis wirksam unterstützen“. In einem persönlichen Gespräch hätte man die Sache klären können, entgegnete Landrat Roland Weigert, mit dem Historischen Verein Neuburg und dessen Vorsitzendem Roland Thiele habe er bereits „eine gute Lösung gefunden“.

Die Außenwirkung des Austritts aus dem Landesverein für Heimatpflege ist verheerend. 70 von 71 bayerischen Landkreisen sind Mitglieder, Neuburg-Schrobenhausen bezahlte 75 Euro Jahresbeitrag. „Ich kann nur den Kopf schütteln über dieses Vorgehen“, beschwert sich Heimatpfleger Manfred Veit, „man verabschiedet sich damit ideell von den Zielen der Heimat- und Denkmalpflege“.

Die ernannten Heimatpfleger sehen sich jetzt ohne politische Unterstützung. Der Landesverein sei das oberste Organ für Heimatpflege in Bayern und biete dem Landkreis konkrete Unterstützung an. Das sei zum Beispiel bei der Ausstellung zur Dorferneuerung in Weichering der Fall gewesen, so Manfred Veit. Bei Bedarf reise ein Fachmann zur persönlichen Beratung an.

Die Schriften des Landesvereins (Bauberater, Volksmusik. etc.) seien im Jahresbeitrag ebenfalls enthalten. Es handle sich nicht um eine klassische freiwillige Leistung. „Man hat das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“, so Veit, „für mich ist das eine einzige Blamage.“

Auf die Leistungen für die Landgemeinden hat mittlerweile auch der Historische Verein Neuburg hingewiesen. Das Kollektaneenblatt, älteste Schrift dieser Art in Bayern, befasse sich längst nicht nur mit der Stadt. Eine Ausgabe habe sich komplett der Gemeinde Ehekirchen gewidmet. Die archäologischen Funde und ihre Interpretationen seien auf das ganze Landkreisgebiet verteilt. Dass die Kreispolitiker den Rotstift bei den freiwilligen Leistungen an falscher Stelle angesetzt haben, findet auch CSU-Kreisrat Fritz Goschenhofer. „Mit den Kürzungen stoßen Sie unsere Ehrenamtlichen vor den Kopf, Herr Landrat“, beschwerte sich der CSU-Politiker in der Kreistagssitzung. Anstatt jetzt etwas zurückzunehmen, „hätte man es gleich richtig machen können“.

Landrat Roland Weigert wies den Vorwurf scharf zurück. Niemand könne dem Landkreis jetzt vorwerfen, das Ehrenamt nicht zu pflegen. Man unterstütze natürlich weiterhin Vereine und Verbände, so der Landrat, „und die Ehrenamtskarte ist erst durch den Landkreis auf den Weg gebracht worden“.