Neuburg
Am Anfang steht der Erstentwurf

Kreistag berät über möglichen Ringtausch, um Raumnöte in den Schulen zu beseitigen

27.06.2013 | Stand 02.12.2020, 23:58 Uhr

Berufsschulen und Förderschulen (unten im Bild) sind in Neuburg-Nord zusammengefasst. Jetzt diskutieren die Vertreter des Landkreises über eine Neuordnung der verschiedenen Schulen - Foto: r

Neuburg (DK) Der Kreistag hat gestern Nachmittag die Situationen der verschiedenen Schulen in Neuburg diskutiert und will am 11. Juli einen möglichen Ringtausch beleuchten. Durch einen Umzug der Schulen könnte die Raumnot eventuell beseitigt werden.

Der große Wurf war die Entscheidung des hohen Hauses trotz ausführlicher Diskussion sicher nicht. Schulleiter und Lehrkräfte auf den Zuhörerstühlen brachen folglich auch nicht in Begeisterung aus, als das Filtrat der Beratung beschlossen wurde: Die Verwaltung soll am 11. Juli im Kreisausschuss einen Erstentwurf zu einem möglichen Ringtausch vorlegen. Der könnte Realschule, Berufsschule und Förderzentrum beinhalten, wobei das Wort „Erstentwurf“ auf längere Findungsphasen hindeutet.

Die Raumprobleme sind seit Jahren bekannt und werden immer wieder diskutiert. Der Unterricht in Containern ist als Übergang gedacht, doch dem haftet inzwischen eine gewisse Verfestigung an. In der Not hat sich der Landkreis an den pensionierten Schulamtsdirektor Gerhard Preisler gewandt und um ein Gutachten gebeten. Preisler hat es, über 80 Seiten stark, erstellt, mit Zahlen, Grafiken und Prognosen gefüllt. Gestern erläuterte er die Ergebnisse seiner Arbeit. Kern seiner Ausführungen: Die Schülerzahlen werden in den kommenden Jahren in unterschiedlicher Ausprägung für die einzelnen Schularten zurückgehen. Das wird in der Mittelschule zunächst signifikant sein, kurzfristig leicht, mittelfristig erkennbar am Gymnasium und mittelfristig sicher auch an der Realschule.

Zweite Prognose: Die Raumnot an der Paul-Winter-Realschule wird sich nicht entspannen, Schulschließungen in Grund- und Mittelschule drohen nicht, und auch die Raumnot im Sonderpädagogischen Förderzentrum bleibt in vollem Umfang bestehen. An den beruflichen Schulen wird laut Preisler die räumliche Enge ebenfalls bleiben.

Eine Patentlösung für die Probleme des Landkreises zu finden, war nicht Preislers Auftrag. Er erfasste lediglich Daten, analysierte, zeigte Entwicklungen auf und wagte erkennbar seriöse Prognosen. Ob diese Grundlagen noch zutreffen, wenn der Kreistag irgendwann Entscheidungen trifft, hat Preisler nicht zu verantworten.

SPD-Fraktionschef Anton Krammer sah sich „überfordert, aus dem Gutachten konkrete Schlüsse zu ziehen“ und regte eine Klausurtagung gemeinsam mit den Schulleitern an. Vielleicht gebe es ja eine bessere Lösung als den Ringtausch. Hans Scholz, Vorsitzender der FW-Fraktion, wollte keinen Workshop. Das Gutachten sei Arbeitsgrundlage „für Monate und Jahre“ und solle fortlaufend für die Beratungen genutzt werden. Angesichts der Gedankentiefe seiner Vorredner erinnerte Fritz Goschenhofer (CSU): „Wenn wir so weitermachen, werden wir die zweite Halbzeit auch nicht sehen.“ Gemeint damit war das Bürgermeister-Länderspiel Deutschland-Tschechien im Brandlstadion. Schon eingangs der Sitzung hatte der CSU-Kreisrat auf diesen Termin aufmerksam gemacht. Es war indes nicht der einzige bildungspolitische Beitrag der Union. Alois Rauscher zeigte sich kooperationsbereit und meinte, gemeinsam werde man einen entsprechenden Weg finden, die Schulprobleme aus dem Weg zu räumen.

Lothar Klingenberg (FDP) interpretierte das Gutachten auf seine Weise. „Es sagt uns, dass wir sofort handeln müssen. Wir brauchen schnelle Lösungen.“ Dieser Beitrag brachte ihm den Spontanapplaus des anwesenden Lehrkörpers ein. Landrat Roland Weigert disziplinierte zunächst die Zuhörer, von Bekundungen jeder Art Abstand zu nehmen und rüffelte dann Klingenberg: „Hüftschüsse gilt es nicht zu produzieren.“

Die könnte sich der Kreis auch gar nicht leisten. Immerhin stehen knapp 20 Millionen Euro für zwingende Investitionen im Schulbereich auf dem Zehn-Jahres-Plan. Doch zunächst heißt es warten auf den Erstentwurf.